Kapitel 26

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Migas p.o.v.

Taehyung nahm mich in den Arm, nachdem er Jungkook gestattet hatte mich zum Hotel bringen zu dürfen. Ich sah ihm an, dass er es lieber selber getan hätte, aber mir gefiel der Gedanken mal wieder nur einen Moment allein mit Jungkook zu verbringen. 

In der Zeit seit meinem letzten Besuch haben wir immer viel miteinander geschrieben und telefoniert. Zumindest soweit es die Zeitpläne zuließen. In dieser Phase war er mir noch mehr ans Herz gewachsen, was den Gedanken noch schwieriger machte, wie es sein würde, wenn sie auf Tour waren und monatelang nicht hier.

"Ich bin unglaublich stolz auf dich. Egal was auch immer passieren mag. Ich hab dich unglaublich lieb und drück dir die Daumen. Ich weiß, dass du zu allem im Stande sein kannst, Miga", flüsterte mir Taehyung noch zu, bevor er die Umarmung löste und mich dann Jungkook überließ. Ich lächelte ihm noch einmal zu und verschwand dann gemeinsam mit dem jüngsten der Bangtan Boys nach draußen. 

Es war eine recht stille und kalte Nacht, die augenblick Parallelen aufweisen lies zu der Nacht, in der ich mich Jungkook gegenüber zum ersten mal geöffnet hatte. Eine Nacht, die in irgendeiner Art und Weise einen großen Symbolcharakter für mich besaß und einen unvorstellbar großen Wert in meinen Erinnerungen. Auch wenn ich mir bis heute nicht ganz sicher war, warum ich in dieser Nacht zum ersten Mal überhaupt jemandem einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Miga gegeben hatte, die alle zu kennen glaubten und doch niemand so wirklich kannte.

"Vielen Dank, dass du mich fährst, Jungkook. Das wäre wahrlich nicht nötig", sprach ich, während wir uns gerade auf unseren Plätzen im Auto niederließen und uns anschnallten. Er richtete seinen Blick auf mich und begann leicht sowohl mit den Augen, als auch mit den Lippen zu schmunzeln, bevor er vom Hof fuhr und wir uns bald bereits auf den Straßen Seouls befanden.

"Ich fahre dich immer wieder gerne, Miga. Das ist doch selbstverständlich", antwortete er mir und blickte dabei weiter konzentriert auf die Straße. Ich ertappte mich dabei wie ich begann diese Szene aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Diese fokussierte aber dennoch noch herzliche Art von Jungkook besaß eine ganz neue Anziehungskraft, die ich zuvor in diesem Maße nicht wahrgenommen hatte. Vielleicht war ich zu ignorant gewesen oder hatte mir geschworen, dass ich keinerlei Gefühle zulassen sollte, damit ich keine festere Beziehung aufbauen und somit einen weiteren Menschen enttäuschen könnte, aber jetzt in diesem Moment schlichen sie sich ein.

"Es ist schön, dass du uns so oft besuchen kommst. Wir alle genießen deine Gesellschaft und jeder Abend, den du bisher bei uns verbracht hast, hat einen besonderen Touch bekommen", sprach er plötzlich und ich spürte wie ernst er es meinte. Er spaßte nicht mit mir, sondern eröffnete mir gerade einen Einblick in seine wahren Gedanken. Da war ich mir ziemlich sicher.

"Danke, Jungkook. Ich bin auch sehr gerne bei euch. Ihr schafft es immer mich aufzumuntern und die Abende sind immer mit sehr viel Spaß verbunden", antwortete ich und sah ihn dabei an. In der Dunkelheit, die uns im Auto umgab, erhielt sein Aussehen und sein Auftreten noch eine weitere Facette, wodurch ich mir bei diesem starren beobachten schon langsam selbst ein bisschen bekloppt vorkam. Anscheinend hatte das Mittel, was sie mir gegeben hatten, bereits seine Wirkung entfalten, bevor ich es wieder loswerden konnte.

"Ich werde das ziemlich vermissen, wenn ihr erstmal in den USA seid", gestand ich und wartete gespannt auf seine Antwort. War das etwas zu kitschig oder ging das noch als angemessen genug durch?

"Ja, ich auch. Aber sobald wir zurück sind, können wir uns doch wiedersehen. Wer weiß, vielleicht können wir dich auch in Gwangju besuchen kommen. Dann könnte Hoseok auch seine Familie mal wiedersehen", erzählte er und ich nahm deutlich die Veränderung in der Stimmlage und der Geschwindigkeit wahr, die sich im Laufe seiner Aussage entwickelte. War das etwa auch ein Zeichen für positive Emotionen? 

"Ja, wir könnten mal zusammen Essen gehen in Gwangju. Aber das müsst ihr wirklich nicht machen. Wir finden sicherlich auch so irgendwo irgendwann einen Termin, an dem wir uns wiedersehen werden. Es sollte schon irgendwie funktionieren", antwortete ich, während ich mit meinen Fingern vorsichtig meine Ärmel etwas weiter nach unten zog.

"Das würde uns alle freuen", meinte er bloß und blickte dann wieder für einen kurzen Moment in meine Augen. In seinen Augen lag dieses Glitzern an Freude und Positivität, das ich bereits öfter in ihnen aufblitzen gesehen hatte. 

"Auf jeden Fall wird es bestimmt jetzt erstmal eine spannende Zeit in den USA. Taehyung hat mir erzählt, dass ihr einiges für Late Night Programme vorproduziert", versuchte ich das Thema zu wechseln und Jungkook stieg zum Glück sofort darauf ein:

"Spannend wird es immer, aber vor allem auch sehr fordernd. Namjoon muss für sehr vieles dort hinhalten, da er nunmal der einzige von uns ist, der sich gut verständigen kann. Wir anderen versuchen es zwar fortwirkend uns besser einzubringen, aber das ist gar nicht so einfach. Und von den reinen Englisch Fähigkeiten abgesehen, hat man da auch stets im Hinterkopf, dass Fehler millionenfach gesehen werden. Auch wenn ich versuche keine Gedanken daran zu verschwenden, sind sie dennoch ein unumgänglicher Teil meines Gedankenkostüms", erklärte er.

"Ich finde, dass das verständlich ist. Der Fokus in Amerika liegt von vielen Menschen nun einmal auf der Sprache, weil viele nicht beide Sprachen beherrschen. Dass das dann ein Teil deiner Gedanken ist, ob du das so möchtest oder nicht, wird schwerlich kontrollierbar sein. Und dennoch sollte ein Gedanke in dir viel mächtiger strahlen", versuchte ich meine Gedanken ihm zu erklären, als er mich ansah und ich kurz eine Pause einlegte, bevor ich schmunzelnd weiter sprach:

"Und zwar, dass egal was heute passiert, morgen oder übermorgen, egal welche Erfolge du feiern wirst oder welche Niederlagen dich treffen werden, egal wie hoch oder tief es geht, das alles wird in keiner Art und Weise die Sichtweise deiner Hyungs auf dich ändern. Deine engen Freunde und Familie sind natürlich auch stolz auf dich für die Dinge, die du erreicht hast, aber noch viel wichtiger ist doch, dass sie stolz darauf sind, was für ein toller Mensch mit einer schönen Persönlichkeit aus dir geworden ist. Siehst du das nicht auch so?"

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt