Kapitel 17

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Migas p.o.v.

Mir missfiel der Gedanke mit ihnen dieses Spiel zu spielen, weil die Gefahr einfach viel zu groß war, dass sie tief genug gruben und dabei nicht auf Gold oder Diamanten stießen, sondern auf Quecksilber. Quecksilber, dass sie selbst, ihre und meine Karriere und die Leben aller damit verbundenen Menschen vergiften konnte. Quecksilber, das eine unglaubliche Zerstörungskraft  besaß und deshalb zum Schutze aller nicht an die Oberfläche geraten sollte.

"Wie spielt man das denn genau?", fragte ich und fuhr mir nervös durch meine Haare.

"In Amerika haben wir immer Zettel gehabt, auf den die Fragen oder die Aufgaben standen. Da wir das jetzt nicht haben, sollten wir immer jemanden bestimmen, der die Frage oder die Aufgabe stellt", begann J-Hope es anzugehen, aber sofort schaltete sich Jin ein: "Und wie sollen wir das bestimmen?"

"Die jenigen, die sich gerade gegenübersitzen spielen eine Runde "Cham Cham Cham" und der Gewinner darf den Verlierer die Frage oder die Aufgabe stellen. Danach rückt jeder auf den Platz von seinem linken Nebenmann und es beginnt wieder von vorne", schlug Namjoon vor und erreichte damit sofortige Zustimmung. 

Ich sah zu meinem Gegenüber und rechnete mir meine Chancen aus. Es war Yoongi, der mich nun etwas genervt anblickte. Ob er wohl immer so mürrisch dreinsah oder ob das wohl an mir liegen würde? Oder vielleicht an dem Spiel? Ich kannte ihn nicht so gut. Er hatte viel Zeit während meiner Besuche nicht zusammen mit den anderen und mir verbracht. 

Taehyung meinte immer, dass er fast nur für seine Musik lebe und er diese Zeit immer nutze, um sich kreativ auszutoben. Ich bewunderte seine völllige Hingabe und begann mich dabei zu hinterfragen. Ich hatte immer von mir behauptet, dass ich hart und engagiert für meine Ziele arbeitete. Hart und engagiert, auch wenn ich gar nicht wusste, wie ich das wirklich bemessen sollte. Denn wie konnte ich denn von mir selbst behaupten, dass ich hart arbeitete, wenn dass vielleicht gar nicht der Wirklichkeit entsprach. Hatte man nicht erst hart gearbeitet, wenn man kurz vor dem Kollabieren war? Oder es sogar dazu kam?

Aber abgesehen davon hatte ich die Leidenschaft, die Yoongi anscheinend auszeichnete, irgendwie auf meinem Weg bis hierhin verloren. Ich hatte immer an mir und meinen Fehlern gearbeitet und bin verzweifelt der Weiterentwicklung hinterhergeeilt. Aber ich hatte sie nie wirklich zufriedenstellend erreichen können, auch wenn ich dafür auf dem Weg den Belast der Leidenschaft und Freude abgeworfen hatte. Der Balast, der mich langsam machte und träge und mich davon abhielt Ziele zu erreichen. Das hatten meine Trainer mir stets eingebläut. Ich hatte es nie tiefgehender hinterfragt, aber in diesem Moment gab ich mich dem hin und merkte wie traurig mein Leben eigentlich war.

"Bist du bereit? Fängst du an?", erklang plötzlich Yoongis Stimme und ich nickte bloß noch etwas geistesabwesend.

Er setzte sich etwas grader hin und betrachtete mich genau, wodurch er mir signalisierte, dass ich starten sollte. Ich hob meinen Finger und sagte dann: "Cham Cham Cham". Ich zeigte auf Yoongis rechte Seite, aber sein Blick war zu Boden gerichtet. Dadurch war es nun an ihm mich zu schlagen.

"Cham cham cham", nahm ich seine Stimme wahr und senkte ebenfalls den Blick. Ich sah zu ihm und entdeckte, dass sein Finger nach oben zeigte, somit war ich nun erneut an der Reihe und gewann dieses Mal. Ich sollte daher mir nun eine Frage und eine Aufgabe für ihn überlegen und er durfte dann ohne zu wissen was beides war, sich eines aussuchen.

"Alle bereit?", erfragte Namjoon, bevor er der Zweiergruppe Jimin/Jin das Wort gab.

"Ich nehme Pflicht", meinte Jimin und sofort begann Jin demonstrativ seine Stirn in Falten zu legen und angestrengt sich eine Aufgabe zu überlegen. 

"Führe bitte die Tanzschritte von Serendipity in der umgekehrten Reihenfolge aus", erklärte er dann und sofort begann alle vor Erstaunen zu lachen und Jin und Jimin verblüfft zu mustern. Jimin schien damit auch keinesfalls gerechnet zu haben, da er seine Augen weit aufriss und seinen Hyung anstarrte.

"Umgekehrte Reihenfolge?", vergewisserte er sich noch einmal und wurde von einem breit grinsenden Jin bestätigt. Dann erhob er sich kurz seufzend und begab sich zu einer Stelle in der Küche, an der mehr Platz war und dann begann eine kleine Show, die echt etwas hatte. Zwar brauchte er etwas um in den Tanz zu kommen und es gab einige holprige Stellen, aber selbst J-Hope schien beeindruckt zu sein. Danach setzte er sich wieder und Yoongi und ich waren an der Reihe.

"Wahrheit", meinte er kurz und sofort fragte ich:

"Woran arbeitest du gerade so intensiv, dass du kaum zu sehen bist?"

Er sah mich an und schien kurz zu überlegen. Worüber er wohl gerade nachdachte? rätselte ich in meinen Gedanken. Ob er mir überhaupt antworten würde? Schließlich musste er das auch nicht. Eigentlich war die Wahrheit etwas, worauf nur die Person, die die Wahrheit betraf ein Recht hatte. Alle anderen besaßen es nicht und wenn sie es doch verlangten zu erfahren, empfand ich das als ziemlich eigenartig. Neugier war keine Tugend, vor allem wenn es um Wahrheiten ging.

"Ich arbeite an einem Lied, dass sehr viel für mich bedeutet und deshalb soll alles perfekt stimmen. Ich möchte gerne, dass es diesen Moment einfangen und ihn in die ganze Welt transportieren kann"

Ich war baff. In seinen Worten klang die pure Leidenschaft und Liebe zu seiner Musik durch, die ich allein schon gerne einfangen würde. Yoongi schien für mich immer mehr ein ganzes Bild zu ergeben und dieses Bild war wesentlich bunter, als viele es vermutlich bei den ersten Betrachtungen sahen.

Wir spielten weiter. Ich gewann auch die nächste Runde gegen Taehyung und stellte ihm erneut die Frage nach dem Comeback und den Theorien. Seine Antwort war allerdings mehr als spärlich und lieferte kaum brauchbare Erkenntnisse. Ich war mir zuvor bereits relativ sicher gewesen, dass sie nichts erzählen durften und auch würden, aber einen Funken Hoffnung hatte ich noch in mir getragen. Naja ich würde es auch so überstehen.

Das Spiel ging weiter und weiter und ich gewann fast alle meine Duelle. Ein Mal verlor ich gegen Jin, der mich bei der Pflichtaufgabe gleich dazu aufforderte, die fünf besten Tanzschritte nachzumachen, die ich von BTS kannte. Ich übernahm diese Aufgabe mit Freude und nahm mich beim Tanzen selbst nicht zu Ernst, sodass ich richtig Spaß daran fand. Und einen Haufen Applaus und vielsagende, beeindruckte Blicke sahnte ich dadurch zusätzlich ab.

Jedoch endete der lustige Abend vorzeitig, als mein Handy zu klingeln begann. Sofort ging ich ran und erhob mich, um in eine etwas ruhigere Ecke zu gehen. Der Anrufer brauchte schließlich nicht zu wissen wo ich mich aufhielt und auch Tae und die anderen  mussten nicht unbedingt Erkenntnisse über meine Telefongespräche erlagen, die sie vermutlich sowieso nicht interessierten. 

"Hallo", sagte ich freundlich und versuchte ruhig weiter zu atmen.

"Hallo, Miga. Wo bist du? Wir sollten noch einmal den Plan für die nächste Woche besprechen", erklang die tiefe Stimme von meinem Trainer Hwang Jiho und ich wusste sofort, was genau er von mir wollte.


SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt