Kapitel 51

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Taehyungs p.o.v.

"Miga hat mich gerade angerufen", waren seine Worte als er leicht zitternd den Raum betrat.

Sofort hatte er meine ganze Aufmerksamkeit. Hatte unser Plan funktioniert und dabei unerwartete Ergebnisse hervorgebracht?

"Was hat sie gesagt?", kam eine Frage augenblicklich aus meinem Mund geschossen.

"Sie sagte, dass sie Beweise für deine Unschuld hat, aber sie sie nicht herausbekommen kann und sie in seinem Haus ist", meinte er und ich spürte wie aufgewühlt er war, was ich gut nachvollziehen konnte, wenn ich bedachte, dass meine Nervosität bis eben noch auf einem unerreichbaren Limit war.

"In welchem Haus?", fragte Sejin, bevor ich eben diese in mir aufkommende Frage selbst stellen konnte. In seiner Stimme lagen ähnliche Emotionen verborgen wie in Jungkooks, wenn auch die Ausprägung nicht so stark schien.

"Ich weiß es nicht. Sie sagte, dass er zurückkommt und dann hat sie das Gespräch unterbrochen", antwortete Jungkook und blickte aufgeregt von einem zum anderen Anwesenden in diesem Raum. 

"Also war sie nicht freiwillig dort?", schaltete sich nun auch Sanghyun ein.

"Nein. Sie hat mich um Hilfe gebeten und hat geweint", antwortete er kurz und in seinem Gesicht schienen sich seine Worte eindeutig abzuzeichnen. Die Gefühle, die er und ich nun auch bei Migas Worten verspürt hatten. Wie schlimm es wohl für ihn gewesen war das so auszuhalten und dabei zu versuchen noch irgendwelche brauchbaren Hinweise herauszufiltern.

"Dann können wir jetzt die Polizei einschalten. Vorher gab es noch genug Zeugen, die aussagten, dass sie sie gesehen hätten, aber nun scheint sich diese Situation geändert zu haben", meinte Sanghyun und griff sofort nach seinem Handy und verlies den Raum durch die noch immer offenstehende Tür, hinter der die anderen Jungs hervorlugten um an den Gesprächen Anteil zu nehmen. Ihre Gesichtsausdrücke spiegelten die unseres Jüngsten wieder. Sie empfanden ähnlich.

Bevor ich noch groß weiter darüber nachdenken konnte, klingelte plötzlich mein Handy. Migas Name erschien auf dem Bildschirm und sofort verstummten wir alle. Wo zuvor noch Gemurmel stattgefunden hatte, herrschte nun absolute Stille.

"Schließ die Tür bitte, Jungkook", sprach Sejin ruhig zu Jungkook und dieser tat sofort worum er gebeten wurde. Ich blickte stattdessen nervös auf den Bildschirm, bis ich mich überwand den Anruf entgegenzunehmen und mich allem zu stellen, was nun auf mich zukommen würde.

"Miga?", fragte ich und sofort antwortete sie mit starker Stimme:

"Hallo Taehyung. Ich freue mich sehr von dir einmal zu hören, aber ich möchte gleich klarstellen, dass dies vorerst unser letztes Gespräch miteinander sein wird. Ich möchte, dass du und die anderen Jungs und eure Mitarbeiter sich aus meinem Leben etwas zurückziehen. Ich brauche etwas Luft zum Atmen. Außerdem musst dir mir bitte die Möglichkeit geben mich auf die Olympischen Spiele zu konzentrieren. Das ist mir wichtig und.."

"Ich weiß, Miga, aber wir alle machen uns Sorgen um dich. Wie geht es dir? Wie kommst du klar mit den Artikeln?"

"Nicht jetzt", sagte sie und schien dann ihren eben begonnen Satz zu wiederholen. "Das ist mir wichtig und ich bitte dich diese Entscheidung zu respektieren. Bitte gebt mir ein paar Wochen Ruhe und dann können wir darüber reden"

"Aber Miga, dir scheint es nicht gut zu gehen. Bitte rede doch mit mir. Sag mir was los ist. Hast du schon vergessen wie du mich immer angerufen hast, wenn du etwas gelesen hast, was dir Sorgen bereitet hast. Hast du unsere nächtlichen Anrufe vergessen, wenn wir in den USA waren und du immer deinen Schlaf geopfert hast, um nur wenige Minuten mit mir zu sprechen. Hast du schon vergessen wie wir früher immer zusammen gespielt haben, bevor wir beide..."

"Nein, Taehyung. Aber ich habe lange genug Rücksicht auf dich genommen. Jetzt bin ich dran. Respektiere das bitte", ihre Stimme klang kalt auch wenn ich spürte, dass sie schwer schluckte zwischendurch. Diese Worte konnten nicht von ihr stammen. Niemals!

"Ich respektiere deine Entscheidung. Ich möchte nur, dass du weißt, dass wir alle hier dich ganz lieb haben und uns Sorgen um dich gemacht haben. Unsere ganze Familie macht sich Sorgen um dich. Pass bitte auf dich auf und melde dich bald wieder. Ich habe es vermisst deine Stimme zu hören. Und Miga, ich hab dich lieb, was auch immer passiert"

Der Anruf wurde beendet und ich lies mich schlapp in meinen Stuhl zurückfallen. Die ganze Anspannung, die sich aufgebaut hatte, fiel schlagartig von mir ab und zurück blieben nur mehr und mehr sich mir aufdringenden Fragen. Was sollte dieses Gespräch bezwecken? Warum hatte sie aufgelegt und wer steckte hinter all dem?

Ich vernahm ein Klingeln, das allerdings nicht von meinem Handy stammte, sondern von dem Handy von Sejin. Er nahm sofort den Anruf an und hörte gespannt der Person am anderen Ende zu, bevor er schließlich ebenfalls den Raum verlies. 

"Wie geht es dir?", fragte plötzlich Jungkook und setzte sich auf den Stuhl neben mir.

"Ich weiß nicht. Ich fühle mich irgendwie ausgelaugt und verwirrt. Das alles passt doch vorne und hinten nicht zueinander", meinte ich und sah ihm in seine glasigen Augen, während sich die selben Vorkommnisse auch in meinen Augen abspielten. 

"Wir müssen sie da rausholen. Wer weiß wie es ihr gerade geht. Und wir können von hier aus nicht viel machen", sagte er und schon bahnten sich die ersten Tränen ihren Weg nach unten. Sofort zog ich ihn in eine Umarmung und spürte wie auch bei mir die ersten Tropfen sich aus meinen Augen lösten und meine Wangen befeuchteten.

"Wir werden alles tun, Jungkook. Wir werden ihr helfen und wir werden alles aufklären", versuchte ich ihm gut zuzureden. All diese Hoffnungen hegte ich. Ich hoffte, dass es irgendwann wieder so werden könnte wie es mal war, obwohl dieser Gedanke unnütz war. Es würde nie wieder so werden.

Sejin kam zurück durch die Tür und sprach zu uns: "Sie konnten nicht sonderlich lange mit ihm sprechen, bevor er genervt die Tür vor ihnen zugeschlagen hatte. Also kann es sein, dass sie bei ihm ist"

Jungkook und ich lösten uns, wischten die Tränen weg und sahen Sejin an, der ein ernstes Gesicht machte. Unter seinen Augen befanden sich tiefe Augenringe, weil er die letzten Nächte stets im Kontakt mit dem Management Zuhause in Südkorea gestanden hatte. 

"Hwang Jiho?", fragte Jungkook und wir beide nickten.

"Er ist mir als einziger eingefallen, der keine gute Beziehung zu Miga gehabt haben konnte", erklärte ich unsere Entscheidung bei ihm anzusetzen.

"Wann waren sie bei ihm?", fragte nun Jungkook erneut und schoss etwas in die Höhe. 

"Gegen 17:55 Uhr waren sie da und wollten ihn für mindestens 10 Minuten im Gespräch behalten, um zu gucken, ob er etwas mit Miga zu tun hatte oder ob sie eigenständig den Anruf tätigen würde. Aber sie haben kaum eine Minute maximal zwei mit ihm gesprochen", erklärte Sejin und sofort zückte Jungkook sein Handy und schien nach etwas zu suchen.

"Das passt", sagte er schließlich und fuhr bei dem Anblick unserer verwirrten Gesichter schnell fort: "Genau in dieser Zeitspanne hat mich Miga angerufen"

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt