Kapitel 34

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Taehyungs p.o.v.

"Jungkook ist auf den Weg zu Miga. Wir sollen ohne ihn essen", sagte Jimin, während er wieder in die Küche zurückkehrte. 

"Was will er bei ihr?", fragte Hoseok verwirrt. Wir alle waren verwirrt. Auf den Gesichtern aller in diesem Raum war das sichtbar. 

"Sie wollen nur ein bisschen reden", erklärte Jimin und füllte sich Bulgogi auf seinen Teller. 

Wir anderen sahen ihn verwundert an, aber gingen nicht weiter darauf ein, sondern begannen ebenfalls zu essen. Das Essen war wirklich lecker und ich wusste, dass ich dieses Essen in vollen Zügen genießen sollte, da wir, sobald wir nach Amerika kamen, sowas nicht mehr essen würden. Wir liebten zwar die Touren und die Aufgaben in anderen Ländern, aber unser heimisches Essen vermissten wir schon ziemlich, wenn wir für eine lange Zeit nicht hier waren. Es hatte einfach die Möglichkeit ein Gefühl von Heimat zu transportieren, was kaum etwas anderes so konnte.

"Seid ihr schon alle fertig mit dem Packen?", fragte Jin plötzlich und sofort sahen sich alle mit großen Augen und zusammengekniffenen Lippen an, bevor wir in Gelächter ausbrachen. Es waren keine Worte vonnöten damit wir uns verstanden und Jin fügte meckernd hinzu: "Man, ich stand die ganze Zeit in der Küche und ihr seid kein Stück vorangekommen"

Sein Lachen brach am Ende durch seine Ansprache durch, sodass wir noch mehr Lachen mussten. Dennoch verprachen wir gleich nachdem wir die Küche aufgeräumt hatten, dass wir an dieser Baustelle ansetzen würden. Und das dieses Mal auch wirklich.

Ich hatte bereits meinen Koffer zur Häfte gepackt, als ich angerufen wurde. Sofort suchte ich unter meinen Wäschebergen nach meinem Handy und nahm den Anruf an.

"Hyung, ich bin auf dem Weg nach Hause und habe Miga bei mir. Könntest du bitte dein Zimmer vorbereiten und uns unten am Auto abholen", vernahm ich Jungkooks Stimme, die völlig aufgelöst klang.

"Ganz ruhig, Jungkook. Was ist los?", versuchte ich unseren Maknae etwas zu beruhigen. Ich verstand was ich tun sollte für ihn, aber der Anlass war mir noch völlig schleierhaft.

"Ich weiß es nicht genau. Miga spricht nicht mit mir, aber sie ist völlig abwesend. Sie hat im Hotel sich nur noch schleppend zu mir bewegt und hat fürchterlich geweint", versuchte er es irgendwie verständlich zu machen, aber es kam bei mir nicht wirklich an.

"Was ist denn passiert?", versuchte ich es erneut und er erwiderte noch immer völlig aufgelöst:

"Ich weiß es nicht, Tae. Ich weiß es nicht. Sie war schon in diesem Zustand als ich dort ankam"

"Alles gut, Jungkook. Blein ganz entspannt und konzentriere dich jetzt nur auf die Straße. Ich versuche hier alles vorzubereiten", erklärte ich ihm und legte dann auf. Sofort schloss ich meinen Koffer, packte die restlichen Wäscheberge in den Schrank zurück und bereitete mein Zimmer soweit vor. Dann eilte ich in die Küche und suchte nach Tee. Miga mochte Tee gerne trinken, vor allem, wenn sie traurig war, weshalb ich Wasser heiß machte und eine Tasse aus dem Schrank nahm.

"Tee? Du trinkst Tee? Was ist denn jetzt los?", fragte mich Jin lachend als er in die Küche kam.

"Nein, ich nicht. Miga kommt gleich. Der ist für sie", entgegnete ich und suchte weiter in der Schachtel nach einem Tee, der ihr gefallen könnte.

"Ich dachte sie trifft sich mit Jungkook. Warum kommen die beiden her? Wollen sie noch eine Revanche in "007 Bang"?", meinte er witzelnd, als ich mich zu ihm umdrehte und er meinen Gesichtsausdruck sah.

"Was ist los Taehyung?", fragte er schlagartig ganz besorgt und trat einen Schritt vor.

"Ich weiß es nicht. Etwas ist im Hotel vorgefallen und Jungkook ist deshalb völlig aufgelöst", begann ich zu erklären.

"Hat Jungkook etwas gemacht?", fragte er und ich stützte mich an der Kücheninsel ab und blickte auf die Arbeitsfläche. Ich war selbst viel zu verwirrt, um irgendwelche Fragen beantworten zu können. Zusätzlich schien mich die Sorge um meine Schwester mehr und mehr zu erdrücken. 

"Jungkook ist wieder da", rief plötzlich ein freudiger Jimin. Er dachte vermutlich, dass sie ein Date hatten und er nun einige interessante Geschichten zu hören bekam. Ich allerdings machte mich sofort auf den Weg nach draußen zu dem Wagen, der gerade erst zum Stoppen kam. Jungkook verlies sofort das Auto und kam auf mich zu.

"Es tut mir so leid, Tae. Ich weiß wirklich nicht, was passiert ist", meinte er und ich spürte wie nah er den Tränen war. Ich war es ja selbst, als ich meine Schwester in dem Auto sitzen sah. Sie war wie weggetreten und starrte bloß nach vorne. Sie trug Jungkooks Jacke, aber dennoch schien sie zufrieren.

Ich öffnete die Autotür und sprach sie sanft an: "Miga? Miga, kannst du mich hören?" 

Sie zeigte keinerlei Reaktion. Ihr Gesicht war völlig verweint und ihre Augen waren leer. Keine Emotionen waren mehr abzulesen.

"Wir bringen dich ins Haus, ok Miga? Du kannst etwas trinken und essen und dich ausruhen", erklärte ich ihr das folgende Vorgehen langsam und möglichst ruhig, obwohl es in mir doch ganz anders aussah. Ich drehte mich um und erblickte Jungkook, der hinter mir stand und einige der anderen Jungs, die in der Tür standen. Sie alle waren völlig verwirrt, ebenso wie ich es war.

"Kannst du laufen?", fragte ich sie und sie bewegte ihren Kopf minimal. Sie nickte, wenn auch so minimal, dass es fast nicht zu erkennen war. 

"Jungkook und ich stützen dich, ok?", erklärte ich weiter und half ihr dann aus dem Auto heraus. Jungkook ging sofort auf die eine Seite und stütze sie und ich ging auf die andere Seite. Gemeinsam brachten wir sie ins Haus und in mein Zimmer. Ich gab ihr einen meiner Hoodies, den sie sich über ihre leere Hülle ihres Körpers und über das ausgeleierte T-Shirt zog. Noch immer war keine Regung in ihren Augen oder ihrem Gesicht zu sehen und sie rollte sich einfach nur auf dem Bett zusammen. Ich deckte sie zu, setzte mich neben sie auf meine Bettkante und strich langsam und behutsam über ihren Arm. Wir blieben noch etwas bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Erst danach begaben wir uns nach unten zu den anderen, um die Situation aufzuarbeiten. Vor allem unser Jüngster schien das wirklich nötig zu haben.

"Sie hat sich durch den Flur geschleppt. Ich hab sie sofort in den Arm genommen und da hat sie sich ausgeweint. Sie war völlig fertig, aber als sie schließlich aufgehört hatte, war sie wie weggetreten. Ich hab sie zum Auto gebracht, aber sie war einfach nicht mehr ansprechbar. Ich weiß nicht was passiert ist, aber anscheinend hat sie das ziemlich fertig gemacht", erzählte er und schluckte einige Male heftig. Ihn belastete es sehr. Er wollte einen netten Abend mit ihr verbringen und hatte sich sicherlich nie hätte vorstellen können, dass er so endete.

"Hat sie eben noch etwas gesagt?", fragte Jimin und sah uns besorgt an, während sowohl Jungkook als auch ich unsere Köpfe schüttelten. Kein Wort. Kein einziges Wort hatte ihre Lippen verlassen.

"Was war das für Kleidung, kennst du die Tae?", fragte Yoongi plötzlich. Auch ihn schien das Ganze wirklich zu beschäftigen. Das völlig ausgeleierte und teils leicht eingerissene T-Shirt und die viel zu große, leicht dreckige Hose war mir ebenfalls komisch aufgefallen. Normalerweise achtete sie auf ihr äußeres zumindest so, dass sie sicherlich nicht mit zerschlissenen Klamotten umherwanderte.

"Ich weiß es nicht genau. Die Hose sieht eher aus als könnte sie von einem von uns stammen, aber das T-Shirt gehört glaube ich ihr"

"Hat sie einen Freund, bei dem sie gewesen sein könnte?", erkundigte sich Hoseok.

"Soweit ich weiß, hat sie keinen Freund", schloss ich auch dieses Szenario aus.

"Hast du die roten Stellen an ihren Armen und in ihrem Gesicht gesehen?", fragte plötzlich Jungkook mich und ich nickte bloß. Ich hatte sie gesehen und sie hatten in mir eine Befürchtung ausgelöst, die ich am liebsten sofort abweisen würde, wenn sie sich mir nicht so unausweichlich aufdringen würde.

"Es sah aus wie Folgen von Gewalteinwirkung", sprach unser Maknae es plötzlich leise aus. Er war sich der Auswirkungen der Aussage bewusst, aber wusste ebenso wie ich, dass es kein Weg darum herum ging Dinge auszusprechen, wenn wir wirklich herausfinden wollten, was passiert war.


SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt