Kapitel 24

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Migas p.o.v.

"Ich werde es nicht trinken", sagte ich nun und bemühte mich um eine starke Stimme. Irgendwie hatte mir diese kurze Pause wieder Kraft und vor allem Willen gegeben, damit ich dagegen weiter ankämpfte. Eine meiner wichtigesten Prinzipien würde ich nicht so einfach über den Haufen werfen.

Ich versuchte mich nun immer mehr dem Griff meines Co-Trainers Lee Sang-Hyun zu entreißen, während die Worte meines Trainers auf mich einprasselten:

"Du solltest die Arbeit, die wir in dich stecken endlich beginnen zu wertschätzen. Ohne uns wärst du nirgendwo. Die anderen zieren sich wenigstens nicht so und wissen was gut für sie ist. Du solltest dir endlich mal ein Beispiel daran nehmen. Ihr habt doch allesamt Glück, dass wir euch helfen, um eurem bedeutungslosen Leben etwas Farbe zu verleihen. Dein Bruder würde sich für dich schämen, wenn er dich so sehen würde. Deine Eltern und deine Freunden würden sich für dich schämen. Du bist so nutzlos, dass es schon fast zum Lachen ist"

"Seien sie still", brachte ich noch hevor, bevor all meine Anstrengungen durch die beiden Trainer zu Nichte gemacht wurden. Kämpfe sollten mit Worten gefochten werden, allerdings wurde dieser nun durch Kraft gewonnen, während ich noch immer versuchte ihre Taten durch Worte abzuwenden, auch wenn mir dafür bald die Chance genommen wurde.

"Sehr gut. Dann hätten wir das ja auch geschafft. Geh nun in dein Zimmer und schlafe. Morgen wird ein schöner Tag. Die Eröffnungszeremonie kannst du beim nächsten mal bestaunen", sagte er und sofort wurden meine Hände in die Freiheit entlassen und ich begab mich möglichst schnell aus dem Zimmer und in meins zurück. Ich musste die Flüssigkeit, was auch immer es war, aus meinem System bekommen. Ich würde so nicht an den Start gehen. 

Sumi hatte zum Gück bereits mein Zimmer verlassen, vermutlich war sie schon auf dem Weg zu den Autos, um zur Eröffnungszeremonie zu fahren, was mir sehr gelegen kam. Ich schloss mich im Bad ein und versuchte möglichst gründlich wieder alles aus mir heraus zu bekommen. Danach setzte ich mich mit leicht tränenden Augen an die Wand und hatte meinen Körper umschlungen. Genau in diesem Moment klingelte mein Handy. 

Ich lies es klingeln bis es endlich damit aufgehört hatte und mich wieder in der Stille zurücklies. Ich wollte nun wahrlich nicht mit irgendjemanden reden. Erneut erklang der Klingelton und erneut lies ich es verstummen. Dieser Rhythmus wiederholte sich einige Male, bis es stumm zu bleiben schien. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit mich etwas aufrappelte und auf mein Handy blickte, hatte ich einige verpasste Anrufe von Sumi, Juhee, meiner Mutter und Taehyung. Und eine Nachricht hatte mich erreicht:

Hallo Miga, hättest du Lust später noch einmal vorbei zu kommen. Wir können dir sicherlich noch etwas mehr zu den Theorien erzählen, die du am Sonntag erwähntest. Wir würden uns freuen. 

:-) Jungkook 

Ich begann ungewollt etwas zu schmunzeln und ertappte mich dabei auf die Uhr zu sehen. Es ging schon auf 20 Uhr zu. Hatte ich etwa so lange hier in der Dunkelheit gesessen?

Ich entschloss mich dazu mir ein Taxi zu rufen und mich etwas fertig zu machen, um den Jungs noch einen Besuch abzustatten. Ich wickelte einen Schaal um meinen Hals, schmierte mir etwas von dem wenigen Make up, das ich besaß, unter meine verweinten Augen und verlies dann das Hotelzimmer.

Auf dem Weg zu ihrem Zuhause hinterfragte ich meine Entscheidung noch einige Male, aber entschied mich jedes Mal aufs Neue dafür, dass mir ihre Gesellschaft nun sicher gut tun würde. Egal was ich auch dachte, eine kleine warnende Stimme versuchte noch immer in mein Bewusstsein vorzudringen. Sie verschwand auch dann nicht, als ich bereits geklingelt hatte.

Ich hatte den Taxifahrer gebeten mich einige Straßen vorher bereits rauszulassen. Den genauen Grund konnte ich gar nicht mehr artikulieren, aber es erschien mir als eine gute Entscheidung. Den Rest des Weges war ich gelaufen und hatte dabei die kühle Abendluft eingesogen. Und nun hoffte ich auf einen möglichst lustigen Abend, der es schaffte mich möglichst effektiv abzulenken.

Jungkook öffnete mir die Tür und strahlte mich sofort freudig an, als er mich erblickte. Er lies mich eintreten und rief dann ins Wohnzimmer, dass ich nun da sei. Ich blickte ihn verwirrt an. Ich hatte weder ihm noch Taehyung noch irgendeinem anderen von ihnen geschrieben oder ihm gesagt, dass ich kommen würde. Ich hatte Jungkooks Nachricht noch nicht einmal angeklickt, also hatte er auch nicht gewusst, dass ich sie gelesen hatte.

Jimin kam aus der Richtung des Wohnzimmers angelaufen und begrüßte mich ebenfalls. Die beiden geleiteten mich in die Küche, wo sich Namjoon und Yoongi aufhielten. Erstaunt blickte ich Yoongi an, nachdem wir uns begrüßt hatten. Er schien ausnahmsweise einmal nicht völlig vertieft in seine Musik zu sein. Aber schließlich kam auch das neue Album bald heraus, sodass er daran zumindest akut nicht mehr arbeiten musste. Obwohl ich bezweifelte, dass so eine Tatsache seinen kreativen Geist stoppen konnte.

"Wie geht es dir? Bist du schon aufgeregt wegen dem Wettkampf?", fragte Jimin sofort und musterte mich in seiner knuffigen Art. 

"Gut und noch geht es mir ganz gut. Das kommt erst, wenn es in die konkrete Wettkampfvorbereitung geht, dass ich nervös werde", erklärte ich und zog lachend die Luft ein.

"Und wie sieht es bei euch aus? Seid ihr schon gespannt auf die Resonanz nach dem ersten Comebacktrailer am Freitag?", fragte ich in die Runde, die nun von Hoseok und Jin noch weiter vervollständigt wurde. Nur mein verpeilter Bruder schien offensichtlich meine Präsens noch nicht wahrgenommen zu haben. 

"Gespannt sind wir immer. Man weiß ja nie genau wie das neue Konzept ankommt, auch wenn Armys immer unglaublich unterstützend sind, macht man sich dennoch Gedanken. Vermutlich wäre es auch schlimm, wenn sich das irgendwann ändern würde", begann Jin zu erklären und Namjoon fügte an:

"Es wäre wahrhaftig schlimm, denn das würde ja bedeuten, dass unsere Fans oder unser Produkt oder schlimmsten Falls beides, keinerlei Bedeutung in uns mehr innewohnen hätten"

Das machte für mich durchaus Sinn und ich gewann durch ihre entspannte Antwort etwas an Selbstbewusstsein. Wir standen uns zwar inzwischen schon recht nahe, aber ich hatte einige Sorgen, die ich diesbezüglich noch zusätzlich mit mir rumschleppte.

"Jungkook, du wolltest mir noch etwas erzählen", wandte ich mich nun dem Jüngsten zu und sah ihn grinsend an.

"Ich wollte dir etwas erzählen?", fragte er und klang dabei ernsthaft verwirrt. Vermutlich durchforstete er gerade seine ganzen Erinnerungen, damit er sich daran erinnern konnte. Auch die anderen und sogar mein gerade eintreffender Bruder beäugten ihn genau um auf eine Antwort schließen zu können. 

"Ich kann auch mein Mobilgerät zücken und die Beweise vorlegen", frotzelte ich lächelnd und kramte dann demonstrativ mein Handy hervor, wobei mir einige noch immer rote Stellen an meinen Handgelenken auffielen. Ich versuchte möglichst unbemerkt meine Pulliärmel etwas herunterrutschen zu lassen, damit diese die Flecken verdecken konnten.

"Ach ja, stimmt. Die Theorien", fiel es ihm wieder ein und sofort bekam er überraschte Blicke von allen seinen Hyungs zugeworfen. Offensichtlich war das kein Plan gewesen, den alle unterschreiben würden. Jungkook spielte allerdings ganz locker damit, obwohl ich merkte, dass das lediglich die Fassade war. Allerdings schritt nicht er zur Tat um diese Situation zu lösen, sondern Namjoon, der durch seine folgende Aussage einen legendären Jungshook Moment kreierte:

"Na dann mal los, Miga. Das könnte eine lange Nacht werden. Was willst du wissen?"

SAVE ME- BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt