9. „She's So Lovely" (Aaron & Noemi)

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Gegenwart
♾♾♾

Noemi wurde wach, als sie ein Paar warmer Lippen auf ihrer Schulter spürte. Aaron.
Gestern Abend hatte sie allen Ernstes zugesagt, dieses Wochenende als erstes Date zu betrachten. Sie seufzte. Mal sehen, wie schnell sie das bei Tageslicht bereute.

„Guten Morgen, Schönheit." Sie konnte sich das Lachen nicht verkneifen.

„Aaron, dein Ernst?"

Schon befürchtete sie, dass er ein wenig eingeschnappt war. Zumindest schnaubte er ihre Schulter an.

„Ja, mein Ernst. Du hast versprochen es ernsthaft zu versuchen."

„Das habe ich, entschuldige. Aber ehrlich? Unser erstes Date im Bett zu beginnen, ist doch etwas seltsam."

Aaron rutschte im Bett noch näher an sie heran. Sie konnte seinen Körper an ihrem Rücken spüren. Sanft strich Aaron ihr die Haare von der Schulter und hauchte ihr einen weiteren Kuss darauf. Verdammt. An ihrem ganzen Körper bildete sich eine Gänsehaut.
„Guten Morgen, Schönheit."

Es fiel ihr schwer ernst zu bleiben, die Anrede ging einfach gar nicht. „Guten Morgen, Aaron."

Sie spürte die Vibration seines Brustkorbs mehr, als dass sie sein Lachen hörte.
„Versuch einen Kosenamen."

„Guten Morgen, Schatz." Einfallsreich? Konnte sie.

„Lass uns vorm Frühstück duschen."

Frühstück war das Zauberwort. Sie war endlich bereit die Augen zu öffnen und schaltete die Lampe auf dem Nachttisch an. Ihr Blick fällt tatsächlich als erstes auf die seltsame Dusche.
„Na dann mal raus mit dir auf die Terrasse." Sie grinste ihn böse an.

„Noemi." Aaron stöhnte ihren Namen. Er glaubte doch nicht ernsthaft, dass er hier bleiben und zugucken könnte? Sie ließ sich auf sein verrücktes Experiment des ersten Dates ein. Aber ganz sicher würde er ihr nicht beim ersten Date beim Duschen zusehen.

„Los, los, Aaron. Ich hab Hunger und will vorher eine heiße Dusche nehmen, die mich entspannt."

Immer noch stöhnend stemmte er sich hoch und bedachte sie mit einem Mörderblick. Sie lächelte ihn so liebreizend an, wie sie konnte und deutete mit dem Kopf auf die Terrassentür hinter den schweren Verdunklungsvorhängen.

„Ich wüsste etwas viel Besseres, dass dich entspannt, Kleines." Trotz des eindeutigen Angebots zog Aaron sich ein T-Shirt über den Kopf und verwehrte ihr damit den Blick auf seinen wirklich heißen, muskulösen Körper, schnappte sich anschließend eine Flasche Wasser und warf ihr einen letzten bösen Blick zu, während er durch die Vorhänge hindurch die Tür aufschob und hinaus ins Freie trat.

Lächelnd stand Noemi auf und ging ins so genannte Bad. Kopfschüttelnd trat sie hinter die Glaswand. Der Innenarchitekt musste einen Dachschaden haben. Einen wirklich großen.

Es juckte Aaron in den Fingern die Vorhänge zur Seite zu schieben und einen Blick auf Noemis nackten Körper zu erhaschen. Er wusste, dass sie glaubte diese Date-Idee sei ein dummes, spontanes Hirngespinst seinerseits war, aber er mochte sie schon länger mehr als freundschaftlich. Auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Lange hatte er geglaubt, dass läge daran, dass sie die einzige Frau in seinem Leben war. So etwas wie seine beste Freundin, die einzige Vertraute. Aber dann hatte er gemerkt, wie sehr es ihm zusetzte, wenn andere Männer sich nach ihr umdrehten, sie mit den Augen auszogen ... wenn sie mit einem Arbeitskollegen zu Mittag aß und und und. Vor ein paar Wochen hatte er gedacht, dass eine andere Frau ihn ablenken könnte und dass seine Gefühle für Noemi vielleicht wie eine Blase zerplatzen würden. Das Gegenteil war der Fall. Die Frau war hübsch gewesen. Langes dunkles Haar, rehbraune Augen, ein toller Körper. Die ganze Zeit während des Essen hatte er aber nur an Noemi gedacht: Sie hätte den Fauxpas des Kellners mit Humor genommen, sie hätte nicht lustlos in einem Salat gestochert, sie hätte ihn längst zum Lachen gebracht. Noemi bestimmte seine Gedanken.

L(i)eben ohne dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt