7. „You Give Love A Bad Name" (Tristan & Noemi)

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Vergangenheit
♾♾♾

Seit dem Geburtstag seiner Abuela war es komisch zwischen Noemi und seiner Familie und sie waren nicht mehr so oft bei ihm Zuhause. Aria, Alana und Amelie waren nun auch gegen Noemi. Sie stichelten ständig wie „weiß" sie doch wäre, wenn er etwas von ihnen erzählte oder er musste sich anhören, wie wenig er diese oder jene Familientradition schätzen würde, weil er auch „weiß" sein wolle.

Als Noemi und er am Samstag mit Freunden Surfen waren, war das plötzlich ein „weißes" Hobby.
Als Noemi zur stellvertretenden Schulsprecherin gewählt wurde, wurde nur darüber gesprochen, dass zwei „weiße" die Posten besetzen würden.

Er seufzte. Ehrlich? Das eskalierte alles ziemlich schnell.

Seine Eltern standen oder saßen daneben und sagten nichts. Tristan überlegte sie zu fragen, warum sie den ganzen Blödsinn nicht unterbinden würden, aber er hatte Angst. Angst, dass sie sagen würden, dass das mit Noemi sowieso aussichtslos war, weil sie nie Rassismus oder Diskriminierung ausgesetzt sein würde und nicht verstehen könne, wie es war, wenn Menschen im Zug lieber standen, als neben einem zu sitzen oder besonders langsam mit einem redeten, damit man sie verstehen könnte oder wenn man beim Einkaufen besonders beobachtet wurde.

Jeder aus seiner Familie hatte schon mit Alltagsrassismus oder Diskriminierung umgehen müssen. Das war fast schon normal. Nur weil Noemi das glücklicherweise nie musste oder vermutlich nie müssen werden würde, könnten sie doch trotzdem eine Beziehung haben. Oder nicht? Oder nicht??

Tristans Zwillingsbruder Taio war der einzige, der noch normal mit Noemi und ihm umging. Aber er wäre auch auf Tristans Seite, wenn er eine Schildkröte daten würde. Zwilling eben. Taio war überdurchschnittlich intelligent, ständig hatte er seine Nase in irgendwelchen Büchern oder Zeitschriften, weshalb er auch schon zwei Jahrgänge über Tristan und Noemi war. Der ganze Konflikt rund um Noemis Hautfarbe existierte in seinem Universum nicht. Vorurteile waren ihm fremd. Manchmal glaubten sie, dass Vorurteile oder solche Dinge wie Hautfarbe und Herkunft für ihn Probleme niederer Existenzen waren, die er längst überwunden hatte. Und dafür liebte Tristan ihn umso mehr.

Was den Rest seiner Familie anging ... da wusste er grad echt nicht, was er machen oder denken sollte.

Und vermutlich baute er aus genau dem Grund grade riesigen Mist.

„Und? Alter, erzähl schon. Wie ist sie so?" Tobias machte anzügliche Bewegungen mit seinen Händen und Hüften und Tristan brachte es nicht über die Lippen die Jungs zu korrigieren. Nach dem Training in der Umkleide ging es um Mädchen. Wie immer. Tobias, ihr Captain hatte angefangen, weil er damit prahlte, dass Jessica ihm einen runtergeholt habe.

Jetzt wollten alle wissen, was bei ihm und Noemi lief oder schon gelaufen war. Und „nichts" konnte er ja wohl kaum sagen oder?

***

Jessica war Noemis beste Freundin und manchmal ein blödes Miststück. Bisher ging das noch nie gegen sie, weshalb sie es irgendwie immer witzig gefunden hatte. Karma.

„Und er hat den Jungs erzählt, dass er dich von hinten gefickt hat." Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass Jessica es genoss ihr den Klatsch aus der Jungenumkleide brühwarm zu erzählen.

Würde Tristan das tun? Lügen? Würde er sich so ausdrücken? Das war herabwürdigend. Es entsprach so garnicht dem Bild, das sie von ihm hatte.

Sie saßen in Jess' pinkem Zimmer auf dem Sofa und kuschelten sich in die unzähligen weißen und rosafarbenen Plüsch-, Pailletten-, Fell- Kissen. Das Zimmer wäre der Traum von Noemis Mutter für sie: purer pinker Prinzessinenkitsch, Schminktisch und riesengroße Schrankwand voller Kleider und Schuhe inklusive.

L(i)eben ohne dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt