Gegenwart
♾♾♾Die standesamtliche Trauung fand auf dem Grundstück des Hotels statt, dennoch mussten die beiden gut fünfundzwanzig Minuten quer über das Gelände, durch den Wald, bis hinunter zum See laufen. Noemis korallenfarbenes, bodenlanges Kleid, dessen Ausschnitt fast bis zu ihrem Bauchnabel reichte, bestimmte dabei Aarons Gedanken. Wie zur Hölle der Stoff nicht von ihren Brüsten rutschte war ihm nämlich völlig unklar; immer wieder fragte er sich, ob sich unter dem hauchzarten Stoff ein BH versteckte. Er fand es seltsam faszinierend die Bewegungen des Stoffes auf ihren Brüsten zu beobachten.
Hand in Hand schlenderten sie durch den Wald und genossen die Stille.
„Also, was fragt man sonst so beim ersten Date?"
Er sah sie von der Seite an. „Erzähl mir von deinem schlimmsten Date." Noch während er das sagte, hätte er sich mit der Faust ins Gesicht schlagen können. Sie hatte nie ein Date. Es gab doch immer nur Tristan.
Fieberhaft überlegte er, wie er das Thema wechseln könnte, aber da antwortete sie schon.„Mein schlimmstes Date war mit Tristan am Valentinstag. Er hatte ein Picknick geplant. Selbst gekocht usw. Wir endeten im Krankenhaus mit fiesem Ausschlag von gemeinen, kleinen, roten Ameisen." Sie lächelte gequält bei der Erinnerung.
„Das ist doch nicht schlimm."
„Der Ausschlag war an einer sehr intimen Stelle, weil wir beim Sex irgendwie im Bau der Viecher gelandet sind."
Er biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen, aber das stellte sich als schwieriger heraus, als gedacht. Es fiel ihr seltsam schwer die Augen von seinen vollen Lippen abzuwenden.
„Das muss furchtbar gebrannt haben." Nun lachte er doch. Sie sah ihn spöttisch von der Seite an.
„Oh ja. Wir hatten danach wirklich lange keinen Sex." Sie zuckte mit den Schultern. „Von da an feierten wir den Valentinstag immer drinnen." Als sie kicherte, hatte er das Gefühl, sodass sein Herz platzen müsste. Ihr Lachen machte ihn glücklich. Er war überrascht, dass sie so entspannt über Tristan sprach.
„Und dein schlimmstes Date, Aaron?"
Er musste nicht lange überlegen. „Sie hieß Daisy und war Frutarierin. Bei unserem ersten Date bestellte ich Steak. Sie fing an zu weinen und machte mir im Restaurant eine filmreife Szene. Schrie, dass ich ein Mörder sei, der Mörder unterstützte. Ein gewalttätiger Mann, der sie absichtlich quäle."
Jetzt war es an ihr sich das Lachen zu verkneifen.
„Das war nicht witzig. Das halbe Restaurant starrte uns an. Es war demütigend. Ich würde einer Frau nie weh tun." Ihr wunderschöner Körper, der sich augenblicklich an den seine schmiegte, linderte seine Wut über dieses Date etwas, obwohl der Stachel wirklich noch tief saß.
„Ich weiß, dass du das niemals tun würdest. Und jeder, der dich kennt, weiß das auch."
Ihre langen Haare strichen über seinen Unterarm. Einem Impuls folgend legte er seinen Arm um sie und zog sie an der Hüfte näher an sich heran.
„Es war trotzdem unangenehm. Der schlimmste Moment war aber, als der Chef des Restaurants mich bat seinen Laden zu verlassen."
Das Date war wirklich seine persönliche Hölle gewesen. Der Restaurantbesitzer war nämlich nicht allein zum Tisch gekommen, sondern hatte zwei Kellner zur Verstärkung mitgebracht.
Ihr Gespräch erstarb, als sie am See ankamen. Die Kulisse sah wirklich schön aus. Bewundernd blieben sie einen Augenblick stehen und saugten den Anblick in sich auf: Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, Schwäne schwammen friedlich umher, überall waren Blumenarrangements und vor den Stuhlreihen stand ein Hochzeitsbogen, unter dem die beiden getraut würden. Es war gerade kitschig genug, um dem Anlass das gewisse Etwas zu verleihen, aber nicht so übertrieben, dass es gewollt und geschmacklos wurde.
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L(i)eben ohne dich
RomanceZwei Partnerschaften, beide vollkommen auf ihre Art, die dennoch ungleicher nicht sein könnten und ein Ereignis, was ihrer aller Leben unwiderruflich auf die eine oder andere Weise enden lässt. In dieser Story verbergen sich gleich drei Liebesgesch...