31. „Ruin my Life" II/II (Aaron und Noemi)

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Gegenwart
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Während er in Richtung des Pavillons hetzte, löste er seine Krawatte und öffnete die oberen beiden Knöpfe seines Hemdes, das ihm urplötzlich die Luft abzuschnüren schien.
Sie würde nicht... sie würde nie... sie mochte ihn doch auch... obwohl die kühle Abendluft sich alle Mühe gab seinen vom Alkohol vernebelten Verstand frei zu pusten, konnte er doch keinen zusammenhängenden Gedanken fassen.

Der Schotter knirschte unter den Sohlen seiner Schuhe und beinah wäre er auf dem Kies weggerutscht. Der Moment, in dem er drohte das Gleichgewicht zu verlieren, reichte endlich aus, um ihn zu bremsen. Minutenlang stand er einfach auf dem Weg, umgeben von alten, knochigen Bäumen, die wunderliche Schatten warfen. In der Ferne hörte er das Lachen und die Musik der Hochzeitsgesellschaft.

Als er wieder los lief, war er ruhiger. Bedächtig setzte er einen Schritt vor den anderen und suchte den Pavillon. Zu wissen, ob sie Marlon gewählt und sich gegen ihn entschieden hatte, war besser als unwissend zu bleiben. Vermutlich jedenfalls.

***

„Ich finde einfach, dass du dir auch mal die Alternativen anschauen solltest." Marlon zwinkerte ihr zu. Er hatte ihre Abfuhr weit besser aufgenommen, als sie gedacht hatte, auch wenn er nicht wirklich locker ließ. Sie hatte ihm seinen Kuss nicht übel genommen, auch und vor allem weil er ihr gezeigt hatte, dass da kein Kribbeln, kein Herzklopfen, keine Schmetterlinge waren. Natürlich musste das nicht heißen, dass kein anderer Mann als Aaron sie wieder glücklich machen konnte, aber es zeigte deutlich, dass Marlon nicht der Richtige war.

„Mit Alternativen meinst du dich, ja?" Sie zwinkerte ihrerseits zurück und stupste ihn mit der Schulter an. In den letzten Minuten war sie näher an Marlons warmen Körper herangerutscht, da die Temperaturen merklich abgekühlt waren.

„Nein, ich meine nicht nur mich. Hast du nach Tristan je wieder einen anderen gedatet? Ist es nicht nur Bequemlichkeit nun Aaron zu daten?" Obwohl sie wusste, dass er es nicht böse meinte, war sie doch empört. Was bildete er sich eigentlich ein?
„Vielleicht bin ich bequem", antwortete sie schnippisch. Vielleicht bin ich auch nur klug genug zu erkennen, dass die Moiren, Tyche, der Gott der Christen oder einfach das Schicksal mir diesen unglaublichen Mann gesandt und mir mit ihm eine zweite Chance geschenkt hat."

„Was findet ihr Weiber bloß alle an dem? Du und die ganze Entourage von Stella. Die sabbern ja fast, wenn er auch nur in Sichtweite kommt." Seine Stimme bekam einen genervten Unterton, den Noemi verwundert zur Kenntnis nahm. Dass ein Mann so offen über seine Eifersucht sprach, verunsicherte sie. Was wollte er jetzt wohl hören?

Willst du das wirklich wissen oder willst du bloß Komplimente abstauben? Beides kannst du haben."
Lachend legte er seinen Arm um sie. „Ich bin ein Mann, wir lieben Schmeicheleien. Also ja, her damit."

Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass er nicht aufmerksam und witzig war. Seine kurzen, dunklen Haare reizten sie darüber zu streichen, es würde sich sicherlich völlig anders anfühlen, als die dicken Locken Tristans und das dichte Haar Aaron; außerdem hatte er ein umwerfendes Lächeln und sein Körperbau war gleichzeitig schlank und ausreichend muskulös, dass sie das sexy fand. Er grinste bei ihren Worten.

„Aber Aaron...", sie seufzte, „Aaron ist einfach so ..." Sie erschrak als eben dieser sie unterbrach. „Was bin ich, Noemi?" Deutlich war die abwehrende Haltung herauszuhören. „Ein Neandertaler? Ein Idiot?"

Langsam drehte Noemi sich um. Was war das denn jetzt?

Aaron du...", sie stammelte immer noch vor sich hin, fand nicht die richtigen Worte um einen gescheiten Satz zu beginnen. Sie sah seine gerunzelte Stirn, die zusammengepressten Lippen. Was musste er jetzt denken, wenn er sie so nah an Marlon gekuschelt vorfand? Hatte er den Kuss gesehen? Und dann redete sie auch noch über ihn?

Aaron versuchte die Ruhe zu bewahren und Marlon nicht von der kleinen Bank zu zerren auf der er so einträchtig mit Noemi saß. Stur presste er die Lippen zusammen und malte sich in Gedanken aus mit Marlons Visage den Boden des Pavillons zu polieren. Vielleicht hatte Noemi recht und er war wirklich ein Neandertaler. Vielleicht hatte er auch einfach furchtbaren Druck und ...

Mit einem Satz sprang Marlon auf und seufzte.„Ich hätte ja kein Problem, wenn ihr euch über ein blödes Missverständnis übel zankt und ich Noemi trösten kann, aber Menschenskinder - Aaron, sie steht auf dich, nur dich. Und sie wollte mir grad erklären, was jedes einzelne weibliche Single- Wesen auf dieser verflixten Hochzeit an dir findet." Er lief schnellen Schrittes die drei Stufen des Pavillons herunter und drehte sich dann doch noch einmal um. „Nichts für ungut, aber den Kitsch der jetzt kommen wird, gebe ich mir nicht mehr. Ihr findet mich hackendicht an der Bar, ihr Süßen." Beinahe joggte er den Pfad entlang in Richtung des Hotels.

Aaron sah Noemi aufmerksam an und sie erwiderte seinen Blick lächelnd.
„Ehrlich, Aaron. Ich weiß nicht, ob dieses Wochenende an Höhen und Tiefen noch zu toppen ist, aber ich würde es gern versuchen herauszufinden. Mit dir." Während sie sprach, überbrückte er schnell die Distanz zwischen ihnen.
„Baby, du wirst allein in den nächsten Stunden viele viele Höhen erleben." Sanft schlang er seine Arme um ihren Körper und zog sie an sich. Lächelnd schmiegte sie sich in seine Umarmung und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um ihr Gesicht näher an das Seine zu bringen. „Ich hoffe sehr, dass du hältst, was du versprichst."
Gierig senkten sich seine Lippen auf die ihren. Die Wärme seines Mundes traf sie fast wie ein Schlag, der winzige elektrische Impulse durch ihren Körper sandte.
„Fordere mich nicht heraus, Noemi", knurrte er und gab ihr mit der Erwiderung einen Augenblick Luft zu holen.
Sie grinste, konnte aber nicht antworten, denn sein Mund senkte sich erneut gierig auf ihren. Fordernd verlangte seine Zunge Einlass und eroberte ihren Mund so gründlich, dass Noemi ihn von sich schieben musste, um einen Atemzug zu tun und nicht zu ersticken.

Grinsend drängte er sie die wenigen Schritte nach hinten zum Geländer des Pavillons und hob sie darauf. Unwillkürlich öffneten sich ihre Schenkel, zwischen die Aaron sich sogleich drängte. Als sie seine Härte an ihrer empfindlich erregten Scham spürte, keuchte sie auf und zog ihn mit einem harten Ruck am Bund seiner Hose noch enger an sich.

„Aaron, ich hätte ja nicht gedacht, dass du Marlons benutzte Matratze auch noch beschläfst." Der giftige Kommentar Barbaras ließ Aaron und Noemi innehalten.
„Die ist echt noch schlimmer, als du gesagt hast", setzte Jennifer nach.
Noemi rutschte vom Geländer und holte tief Luft: Das hier war längst überfällig gewesen.

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Hey,

Aarons und Noemis Geschichte ist beinahe zu Ende erzählt. 😭🥳🙃
Es kommen nur noch drei Kapitel und der Epilog - vllt alles zusammen, vllt auch einzeln, das hängt ein bisschen davon ab, wie genervt ich die nächsten Tage von meinem Job bin 🤪.

Falls ihr Lust auf mehr habt, schaut doch mal bei meinen anderen Geschichten vorbei: „Du bist, was ich will" oder „Thea" (beides abgeschlossen) oder ihr gehört zu der geduldigen Sorte und fiebert wöchentlich bei meiner neuen Story „Girl, you caught my heart" mit 😉.

Fantasy -Liebhaber/innen können gern auch bei Jasper, dem „Guardian Demon" reinschauen. ♥️

Ich freue mich von euch zu lesen.

Bis bald
Eure Kate

L(i)eben ohne dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt