11. Kapitel

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„Call me when it's over, 'cause I'm dying inside
Wake me when the shakes are gone
And the cold sweats disappear" Sober, Demi Lovato

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Im Nachhinein kann ich mich kaum noch erinnern, wie ich nach Hause gelangt bin. Ich wusste, dass ich gerannt bin und das Gebäude verlassen hatte. Ich wusste, dass ich mich in den nächstbesten Mülleimer übergeben hatte und die Menschen, um mich herum mich mit mitleidigen Blicken erdolcht hatten. Ich war Bahn gefahren, gelaufen und wie mechanisch Schritt für Schritt in meine Wohnung in den vierten Stock gestiegen. Und doch wusste ich gleichzeitig nichts.

Wie eine Psychopathin sitze ich nun auf meinem Sofa und lasse meinen Oberkörper in schnellen Bewegungen vor und zurück wiegen. Ich halte ein flauschiges, supersüßes rosanes Einhornkissen in meinen Händen, dessen einzige Funktion es ist, meine rastlosen Finger zu beschäftigen, in dem diese an den Fusseln herum nesteln.

 Ich komme mir vor, wie in einem bösen Traum und nur meine verschwitze Arbeitskleidung, der schale Geschmack in meinem Mund und meine brennenden Augen verraten mir, dass das alles wirklich passiert ist.

Die Attacke hat mich unglaublich angestrengt und obwohl ein Teil meines Körpers hundemüde und furchtbar erschöpft ist, weigern sich die pulsierenden Adern meines Körpers, diesen zur Ruhe kommen zu lassen. Zu groß ist die Angst, sich dadurch angreifbar zu machen und die Bilder zurückkehren zu lassen.

Ich hatte mich so gut unter Kontrolle und nun hat ein vollkommen blöder Streich alle Fortschritte zunichte gemacht.

Ich habe mich und alle die an mich geglaubt haben unglaublich enttäuscht und ich kann mir den traurigen Blick meines Vaters förmlich vorstellen, wenn er davon erfährt. Ich bemerke, wie die Tränen wieder zu fließen beginnen, als es plötzlich an meiner Tür klingelt.

Ich versuche das Klingeln einfach zu ignorieren, schließlich weiß niemand, dass ich nicht auf der Arbeit, sondern Zuhause bin. Doch die Person vor der Tür scheint hartnäckig zu sein und partout nicht aufgeben zu wollen. Immer wieder schrillt das unangenehme Geräusch meiner Klingel durch die Wohnung und da ich nicht weiß, wie ich meine Klingel abschalte, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als den Störenfried von meiner Tür zu entfernen.

Mühevoll schleppe ich mich zur Tür und wische mir über mein Gesicht, um meine verheulte Visage wenigstens etwas zu richten.

Hätte ich einen Türspion, wäre ich niemals auf die Idee gekommen diese verdammte Tür aufzumachen, doch ausgestattet ohne diesen, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Tür zu öffnen.

Ich brauche nur einen Bruchteil einer Sekunde, um die davorstehende Person zu erkennen und bin drauf und dran meine Tür wieder zuzuschlagen, doch er ahnt wohl, was ich vorhabe und stellt blitzschnell seinen Fuß in eben diese.

„Was willst du?", frage ich ihn mit brüchiger Stimme. Nervös streicht sich mein Gegenüber eine seiner braunen Locken aus dem Gesicht, ehe er zu reden beginnt.

„Ich bin hier, weil ich mir verdammt noch mal Sorgen um dich mache."

„Mir geht's doch gut", höhne ich sarkastisch und ich weiß, dass er mir eh kein Wort glaubt.

„Du willst meine Entschuldigung sicher nicht hören...", beginnt er, doch ich schneide ihm mit scharfer Stimme den Satz ab.

„Nein, ich will deine doofe Entschuldigung nicht hören...", schreie ich ihn unkontrolliert an. Er ist daran schuld, dass dieses ganze Elend wieder hervor gekrochen ist. Dass ich zu diesem Frack mutiert bin.

„Du weit überhaupt nicht, was du mir damit angetan hast", kreische ich, während diese dummen Tränen, wieder zu fließen beginnen. Meine Atmung ist hektisch und eigentlich will ich dem arroganten Schnösel noch so viel mehr um die Ohren werfen, doch es folgt nur ein erstickter Schluchzer.

Image (Bradley Simpson FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt