Anderer Meinung

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„Ey, ich weiß nicht, warum ich so scharf drauf war das zu sehen. Keine Ahnung was ich erwartet habe...", Brien seufzte „Tut mir jedenfalls Leid, dass ich euch dahingeschleift habe. Es war so... ", er suchte nach Worten. Offenbar vergebens.

„Ich glaube wir vergessen immer wieder wie echt das alles ist. Dass es immer noch Menschen sind, denen wir diese Dinge antun." Sagte ich leise. Meine Stimme zitterte etwas. Brien schwieg für eine Weile und sah mich nur an. Keine Ahnung welche Art von Bild ich gerade abgab, so auf dem meinem Stuhl zusammengekauert. Vermutlich ein ziemlich klägliches.

„Wie läuft es eigentlich mit deinem gekauften Kumpel?", fragte er plötzlich. „Er war so förmlich vorhin..."

Ich biss mir auf die Lippe. Wie viel konnte ich ihm sagen? Was durfte er wissen? Immerhin war er mein bester Freund...

„Er... ist nicht immer so. Das war wegen meinem Vater. Er soll denken, dass wir die Regeln befolgen", sagte ich ein wenig atemlos. Natürlich würde ich ihm nicht alles sagen. Aber Brian würde verstehen, dass wir uns nicht an alle Formalitäten hielten.

„Inwiefern befolgt ihr sie denn nicht?", fragte Brian jetzt mit spielerischem Argwohn. Sein Grinsen beruhigte mich ein wenig.

„Naja, er ist nicht so förmlich wie er sein sollte. Er vertraut mir inzwischen. Wir reden ganz normal miteinander. Eigentlich verhält er sich wie jeder andere Typ auch. Wir sind einfach Freunde. Dieses Sklave-Meister Ding ist eigentlich nie ein Thema.

„Echt? Das sah nämlich ganz anders aus..."

„Das war gespielt. Glaub mir, morgen wenn mein Vater weg ist, lernst du ihn nochmal neu kennen...Hoffentlich." Mir war gerade wieder eingefallen, was ich ihm vor wenigen Minuten gesagt hatte. Was ich ihm sagen hatte müssen. Hoffentlich verstand er es. Es musste eine Möglichkeit geben das alles ungeschehen zu machen. Wir würden einfach wieder Freunde sein... das versuchte ich mir zumindest einzureden.

„Dann bin ich gespannt euren Alltag zu sehen. Ich kanns mir noch nicht so richtig vorstellen.", sagte er und gähnte. „Ich leg mich dann mal aufs Ohr. Ich hoffe ich bekomme keine Albträume. Es wird Zeit dass sie diese Sklavenspektakel verbieten. Also auch hier hier, meine ich. Sowas sollte es nicht geben. Es war ja so abartig..." ich hörte die Tür zugehen, und kaum war er weg, spürte ich auch meine eigene Müdigkeit.

Mik

Ich lag wach in meinem Zimmer und starrte an die Decke. Hatte er das eben ernst gemeint? Meine Augen brannten, ohne dass ich wirklich weinen konnte. Er war aufgewühlt und verstört, sicher hatte er nicht ernstgemeint, was er gesagt hatte. Aber im Grunde hatte er ja Recht. Ich hatte sowieso damit gerechnet, dass diese Verbindung nicht allzu lange halten würde. Warum sollte ich mur auch etwas vormachen? Dennoch hatte ich die Hoffnung gehabt, sie noch eine Weile genießen zu können, bevor meine Welt in sich zusammen brach.

Sollte es das jetzt wirklich gewesen sein? Nach all dem Hin und her meine Gefühle war mir nur dieser kurze Ausbruch vergönnt, bevor mich die Wirklichkeit einholte? Vielleicht hätte es dann lieber nie stattfinden sollen? Vielleicht wäre es besser für alle gewesen, wenn wir nie so weitgegangen wären, eine Grenze weniger überschritten – oder viel eher eingerannt hätten? Aber auch wenn diese wenigen Momente alles waren was mir blieben, sie würde ich festhalten und in meinem Inneren bewahren. Diese Erinnerung konnte mir keiner nehmen, und das allein war es mir wert. Was auch immer jetzt kommen mochte.

Mit diesen, auf wundersame Weise tröstenden Gedanken schlief ich schließlich ein.

„Morgen Miki!", rief Kostas mir entgegen, als ich an diesem Morgen aus dem Zimmer trat. Brian und er saßen bereits am Frühstückstisch. Der dunkelhäutige Junge grinste mich an und nickte mir zu, was ich verdutzt wahrnahm.

„Mein Pap ist weg. Du kannst also wieder normal sein."

„Normal?", fragte ich verunsicherte.

„Du weißt schon. Wie wir in deiner ersten Woche hier besprochen haben!", sagte er und ich verstand. Er hatten den Kumpels-Deal offenbart. Nicht mehr und nicht weniger. Na fein, das konnte ich. Besser als in den nächsten Wochen den gehorsamen Sklaven zu spielen. Wenn er mich wirklich nur noch als Kumpel wollte, konnte ich mich auch gleich wieder an diese Rolle gewöhnen.

„Hi, ich bin Brien. Tut mir leid wie ich gestern zu dir war. Das war blöd!", sagte Brian während er mir die Hand hinstreckte.

„Mik", sagte ich und schlug lässig bei ihm ein, was sein Grinsen breiter werden ließ. Ich ließ mich auf einem Stuhl nieder und griff mir eines der Sandwichs vom Tisch.

„Also, was machen wir heute? Willst du deinem Kumpel die Stadt zeigen, oder zocken wir lieber ne Runde? Ich bin für alles zu haben, nur bitte nicht wieder dieses billige Ballerspiel von neulich, das war mir zu bescheuert."

Ich kaute genüsslich und wartete auf eine Antwort, bis ich merkte, dass Brien mich anstarrte.

„Was?", fragte ich. Er lachte.

„Okay, jetzt verstehe ich, was Kostas gemeint hat.", er grinste „Du bist cool."

Wir blieben den Tag über zuhause, spielte Spiele mit Virtuelle Reality Anzügen, und verwirrten Kimmy, in dem wir ihr ständig gegensätzliche Anweisungen gaben. Irgendwann begann Brien mir Fragen zu stellen, und natürlich kam die Frage nach den Mädchen ziemlich schnell auf.

„Ach Freunde", sagte ich gedehnt „Das kann doch nicht euer Ernst sein!"

„Ich hab ihn auch schon versucht darüber auszufragen, aber aus dem Mann ist nichts rauszubekommen", erklärte Kostas.

„Echt nicht?" wandte sich Brian an mich. „Aber er könnte dich zwingen"

Ich schnaubte. „Das hat er versucht", grinste ich.

„Und?"

„Ich hab ihm den Arsch versohlt", behauptete ich, während Kostas Gesicht förmlich in sich zusammen fiel. Brien bekam daraufhin den Lachanfall schlecht hin.

„Ach du hast mir also den Arsch versohlt? Das hab ich aber ganz anders in Erinnerung", rief Kotas als er sich wieder gefangen hatte. Kaum hatte er das gesagt, landete ein Sofa Kissen in meinem Gesicht. Die Kissenschlacht die darauf folgte war legendär. Mein Herz spielte zwar jedes Mal verrückt, wenn Kostas auch nur meinen Arm streifte, doch das Gute daran war, dass ich spürte, dass es ihm genauso ging. Was auch immer uns verband, es war mehr als die wenigen Körperlichkeiten die wir geteilt hatten. Und es war noch da. Unausgesprochen lag es in der Luft. Und ich war nicht der einzige der es spürte. Immer wieder spürte dass seine Aufmerksamkeit mir galt, ein kurzer Blick hier, und Lächeln da. Wichtig war nur, dass Brian nichts mitbekam. Also würde ich mir blöde Sprüche, wie eben, verkneifen müssen.

Also ließen wir einander die Kissen um die Ohren fliegen, lachten und hatten einfach Spaß. Das musste für den Augenblick genügen.

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Ähm ja. Diese Sprüche sollten sich die beiden wohl besser verkneifen XD

Human Toy - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt