Die Woche verging, und ich lernte viel dazu. Ich merkte schnell, dass meine „Arbeit" hier gar nicht so übel war. Wir spielten Spiele, aßen zusammen, redeten und manchmal, dann wenn Kostas lieber Zeit für sich hatte, konnte ich tun und lassen was ich wollte. Dann ließ ich mir von Kimmy Bücher vorlesen, oder stöberte im Netz. Ich lernte jeden Tag mehr über diesen Planeten, aber auch über Kostas und sein Wesen. Ich verstand ihn und seine Not immer besser. Ich verstand warum er mich hier haben wollte, und auch, dass er es nicht vollends verstand was es bedeutete Sklave und Meister zu sein. Er sah mich einfach als Mensch, was ich an ihm sehr schätzte. Natürlich wusste er, dass ich ihm gehörte und aufs Wort gehorchen musste, aber irgendwie schaffte er es, dass auch ich diesen Fakt immer wieder vergaß.
Ich hatte in meinem Zimmer gelesen, als mich Kimmy laut und deutlich ansprach. Manchmal erschreckte ich immer noch, wenn ihre Stimme plötzlich durch den Raum hallte.
„Kostas lässt anfragen, ob du zu ihm auf die Terrasse kommen kannst", sagte sie, mit ihrer leicht blechernen Stimme. Ich schmunzelte, als ich das Buch zur Seite legte, und durch das gut klimatisierte Wohnzimmer zur Terrassentür lief. Er war wieder zu faul gewesen, um selbst zu mir zu kommen.
„Sie haben geläutet?", sagte ich grinsend, als ich auf die Sonnengeflutete Terrasse hinaus trat. Es war heiß heute. Die Sonnenstrahlen auf meiner Haut hoben augenblicklich meine Laune. Kostas saß auf einem Liegestuhl, hatte einen Schirm aufgespannt und nippte an einem Glas, das wie es aussah Eistee enthielt. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
„Tu nicht so als wärst du ein Diener oder so. Das ist voll komisch", beschwerte er sich und ich zuckte mit den Achseln. War ich nicht eigentlich genau das?
Kostas stand auf und deutete auf das glitzernde Wasser, was sich vor uns ausbreitete.
„Wollen wir schwimmen gehen? Heute ist echt perfektes Wetter dafür!" Ich nickte begeistert.
Ich war immer gerne im Meer geschwommen. Seit ich verschleppt worden war, hatte ich nicht mehr die Gelegenheit dazu bekommen.
Kostas warf mir eine Hose zu und ich sah verdutzt auf das Stück Stoff in meiner Hand. „Was soll ich denn damit?"
„Ähm. Schwimmen. Das ist ne Badehose."
„Wozu braucht man zum Baden eine Hose?", fragte ich verdattert.
„Weil... man das eben so macht. Los zieh sie an. Ich guck auch nicht.", Kostas begann sich auszuziehen und mein Blick blieb einen Moment an seinem nackten Oberkörper hängen.
„Los, mach schon. Ich schmelze gleich.", rief er und wandte den Blick peinlich berührt ab. Schnell drehte ich mich zur Wand und beeilte mich meine Klamotten abzulegen und die Hose von Kostas anzuziehen. Als ich mich wieder umdrehte, war Kostas bereits dabei ins Wasser zu steigen. Der Pool war riesig. Er erstreckte sich einige Meter über die Terrasse und endete an der Kante des Hauses. Diese Seite des Beckens war Verglast, sodass man das Gefühl hatte, man könne einfach hinaus und über die Dächer der Stadt schwimmen.
Ich ließ mich ins Wasser gleiten, und kaum war ich bis zur Hüfte in dem angenehm kühlen Nass, spritzte mich Kostas auch schon mit Wasser voll. Doch ich störte mich nicht daran. Im Gegenteil. Auch wenn es nicht das Meer war oder der Fluss der durch mein Heimatdorf floss, dieses Spiel kannte ich. Endlich etwas, das mir vertraut war. Ich spritzte zurück, musste lachen, als er einen Schwall Wasser ausspuckte.
„Noch lachst du", sagte er, packte mich am Arm und versuchte mich unter zu tauchen. Doch wie gesagt, dieses Spiel hatte ich nur all zu oft gespielt. Ich holte tief Luft, tauchte dann meinerseits unter, und zerrte ihn dann mit mir in die Tiefe. Der empörte Laut, auch unter Wasser zu hören, nur klang er wie ein Gurgeln.
Kaum waren wir wieder aufgetaucht, versuchte er es erneut, doch auch diesmal schaffte er es nicht mich zu tauchen. Schließlich griff er unter meine Kniekehlen und Arme, so dass er mich wie ein Baby im Arm hielt. Das verwirrte mich so sehr, dass ich einen Moment inne hielt. Und das reichte, mit einem lauten Platsch, tauchte er mich ins Wasser, und ich, völlig unvorbereitet diesmal, schluckte einen Mund voll Wasser. Prustend kämpfte ich mich zurück nach oben und fand da einen grinsenden Kostas vor.
„Ich hab gewonnen", sagte er süffisant. Das sah ich anders. Ich stürzte mich erneut auf ihn, wir rangelten einen Moment miteinander, aber diesmal schaffte es keiner von uns mehr, den anderen Unterzutauchen. Wir waren uns einige Minuten ziemlich ebenbürtig. Doch dann passierte es wieder, meine Aufmerksamkeit kippte, und ich ertappte mich, wie ich immer weniger seine Hände und Arme im Blick behielt und meine Augen wie magisch angezogen wurden, von seiner Erscheinung. Das hatte zur Folge, dass Kostas mich irgendwann überwältigte, doch statt mich erneut unterzutauchen, hielt er mich einfach nur im Klammergriff fest, und auch wenn er mich für meinen Geschmack etwas zu grob festhielt, nahm ich seine nackte Haut auf meiner unglaublich intensiv wahr. Vielleicht etwas zu intensiv.
Ich zappelte noch einmal kurz herum, versuchte mich zu befreien, doch keine Chance. Kostas hielt mich fest umklammert.
„Was ist, lässt du mich jetzt los, oder was?", fragte ich irgendwann leicht genervt.
„Also gibst du auf?"
„Von mir aus..." Koastas lachte triumphierend auf und ließ mich schließlich los.
„Das hat Spaß gemacht!", sagte er, ein wenig außer Atem.
Ich nickte, obwohl mir die Lunge immer noch brannte, vom vielen Tauchen.
„Wir sollten viel öfter nach draußen gehen. Vielleicht können wir auch mal ganz raus. Ich meine, du bist jetzt schon fast zwei Wochen hier, und du hast noch nichts von der Stadt gesehen!", sagte er.
„Ich dachte du darfst nicht raus?"
„Mein Vater muss ja nicht alles wissen. Das wird witzig!", er zwinkerte mir zu. Seine dunklen Augen funkelten im Sonnenlicht.
„Okay. Wenn du sagst, dass es geht, dann machen wir das", sagte ich bereitwillig. Auch wenn mir die wuchernde Großstadt von hier oben aus bereits Angst machte, würde ich lügen, wenn ich sagte, dass ich nicht neugierig war, sie einmal aus nächster Nähe zu erkunden. Warum Christos ihn nicht rausgehen ließ, war mir ein Rätsel. Kostas hatte mir zwar erklärt, dass sein Vater Angst hatte, er könnte entführt werden, wenn er ohne Personenschutz raus ging, denn immerhin wussten viele, über wie viel Geld die Familie verfügte, und dass ein gutes Lösegeld drin sein könnte, würde man ihn entführen... dennoch konnte ich nicht begreifen, wie man aus diesem Grund sein eigenes Kind völliger Isolation aussetzen konnte.
Wie dem auch sei. Cristos hatte es ihm nicht verboten raus zu gehen. Es war viel mehr so etwas wie eine dringliche Bitte. Aber dieser Bitte würden wir nicht länger nachkommen.
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Human Toy - Kostory
FanficWie viele Planten sind inzwischen bewohnt? Mik kann darüber nur mutmaßen. Auf seinem Heimatplaneten, gibt es keine Weltenreisenden. Allgemein scheinen diese Geschichten über andere Welten sehr weit hergeholt zu sein. Er und seine Familie hatten doch...