Kostas
Als wir fünf Minuten später, etwas verstrubbelt vom Klo kamen, merkten wir sofort, dass etwas nicht stimmte. Laura winkte mir ausschweifend zu, und Marvin gab wild gestikulierend Zeichen, die ich nicht deuten konnte. John sah sich um, so als hätte er bereits verstanden, dass irgendwas los war, ohne allerdings zu wissen, was genau vor sich ging.
Ein ungutes Gefühl überkam mich, also streckte ich einen Arm aus und hinterte Mik am weiter gehen, während ich meinen Blick suchend durch den Gastraum schweifen ließ.
Und dann sah ich sie. Die Gesetzeshüter, die sowohl an den Ausgängen Stellung bezogen hatten, als auch die Zugänge zu den Außenterrassen blockieren, über die man möglicherweise hätte entkommen können. Drei der schwer bewaffneten Leute kamen grade an unseren Tisch.
„Zurück!", flüsterte Mik, und wir beeilten uns zurück in den Waschraum zu kommen. Panisch sahen wir uns um, und entdeckten ein Fenster, das groß genug war um nach draußen zu gelangen. Doch was dann? Mik durfte sich nicht mehr als ein paar Meter von seinem Meister entfernen, und dazu kam, dass wir uns in der hundertneuzigsten Etage befanden. Wie sollten wir hier weg kommen? Und was war mit den anderen Vogelfreien? War auch mein Vater in Gefahr?
„Mik, was sollen wir denn jetzt machen?", meine Stimme zitterte.
Mik rannte zum Fenster, öffnete es umständlich und sah sich um.
„Hier kommen wir nur runter, wenn wir springen. Und das wird uns nicht grade helfen!",
fasste er die Situation zusammen. Ich biss mir auf die Lippe. Wir waren gefangen.
Mik
Wir warteten einige Minuten, unschlüssig, ob wir etwas tun konnten, um irgendwie aus dieser Situation raus zukommen. Wie waren sie uns auf die Schliche gekommen? Was war passiert?
Wenn wir wenigstens gewusst hätten, was hier vor sich ging, hätten wir vielleicht einen Anhaltspunkt gehabt wen sie suchten und weswegen. Vielleicht waren wir gar nicht Teil der Ermittlungen, und machten uns nur verdächtig, wenn wir uns hier auf der Toilette versteckten?
Nachdem wir eine ganze Weile hin und her überlegt hatten, wagte ich mich nochmal kurz an die Tür, öffnete sie einen Spaltbreit und warf einen Blick nach draußen. Oh Shit. John und Kostas Vater wurden gerade Handfesseln angelegt. Mir lief es bei dem Anblick kalt den Rücken hinunter. Nicht mein Bruder!
Und wir? Wir waren geliefert. Sie würden auch uns mitnehmen.
Mein Blick huschte zu dem Tisch, an dem laut Kostas andere vom Wiederstand gesessen hatten, doch dieser war vollkommen leer. Auch an der Bar saß niemand mehr. Waren sie entkommen? Oder ebenfalls abgeführt worden?
„Mik, komm schnell!", rief Kostas mir zu, genau in dem Moment, als der Blick des einen Gesetzhüters sich hob und er mir direkt in die Augen schaute. Er kam mit schnellen Schritten auf die Tür zu, die ich ihm vor der Nase zu knallte. Dann rannte ich zu Kostas ans Fenster. Er war bereits mit einem Bein aus dem Fenster gestiegen.
„Kostas, was-?" Doch meine Frage erübrigte sich, als ein kleines, rostig aussehendes Shuttle neben dem Fenster auftauchte. Darin saßen bereits vier Leute die Kostas alle zu erkennen schien. Wir ließen uns nicht lange bitten, und stiegen in das schwankende Shuttle ein, aus dem uns helfende Hände gereicht wurden, um sicher über den Spalt zwischen Shuttle und Gebäude zu kommen. Kam waren wir an Bord, flog es los, noch bevor wie die Tür richtig geschlossen hatten. Doch keine Sekunde zu früh, denn genau in dem Moment als wir das Fenster verließen, stürmten die Gesetzeshüter durch die Tür in den Waschraum. Ich atmete erleichtert auf, als ich sah, wie sie sich suchend umsahen, unwissend, dass wir im letzten Moment geflohen waren.
Doch kaum hatten wir an Höhe verloren, tat sich ein neues Problem auf. Mein Halsband begann bedrohlich zu Piepsen.
Das hatte es noch nie getan, eigentlich war das Ding sonst immer lautlos. Allerdings hatte ich mich auch noch nie von meinem Besitzer entfernt, welcher nach aktuellem Stand immer noch Kostas Vater war.
Kostas sah mich mit geweiteten Augen an, und auch die anderen im Shuttle schienen die Situation schnell erfasst zu haben. Ich selbst brauchte einen Moment länger um wirklich zu realisieren was das bedeutete. Der Mechanismus. Entfernte ich mich zu weit von meinem Meister, würde eine Explosion nahe an meinem Kopf dafür sorgen, dass mein Stammhirn ausgeschaltet würde. Das war mein sicherer Tod.
„Marvin, wir müssen wieder in die Nähe von meinem Pap!" schrie Kostas fast hysterisch.
„Beruhig dich, Schatz, wir bekommen das alles hin!" sagte der Angesprochene, trotz seiner Worte sichtlich gestresst. Er lenkte das Shuttle, zurück in die Nähe des Restauranteingangs, doch das Piepen ließ nicht nach.
„Und wenn sie schon weg sind?", fragte ein bebrilltes Mädchen aufgebracht. „Wir müssen irgendwas machen!"
„Hier!" ein dunkelhaariger Mann, reichte Kostas ein kleines, silberfarbenes Gerät „Damit kannst du das Band an der Vorderseite auseinander schneiden. Siehst du die Schweißnaht? Wenn du genau da lang schneidest, wird der Mechanismus nicht ausgelöst – Das Band lässt sich dann zu beiden Seiten nach hinten klappen, bis zu der Stelle wo es mit Mariks Stammhirn verbunden ist."
erklärte er.
„Und dann?"
„Dann müssen wir improvisieren!"
Ich war ja echt nicht zimperlich, aber das unsichere Gerede und das gellende Piepen in meinen Ohren machten mich wahnsinnig.
„Scheiße, wie lange Piept es überhaupt bevor ich explodiere?", fragte ich genervt.
„Das ist modellabhängig. Aber ich glaube wir sollten mindestens zehn Minuten haben.
In diesem Moment sauste ein Shuttle an uns vorbei und das Piepen erstarb für einen Moment, bevor es mit gleicher Intensität wieder einsetzte.
„Sie sind da drin!", rief der blauhaarige Junge neben mir. „Los, Marvin, hinterher!"
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Ja, ja ich weiß. Cliffhanger ;)
Es kommt jetzt immer Sonntags ein Kapitel bis wir mit der Story durch sind, manchmal auch (zusätzlich) Mittwochs.
Da ich mit dem Vorschreiben jetzt fertig bin, sollte das auch klappen (es sei denn ich bin dumm, und vergesse es ^^)
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Human Toy - Kostory
Hayran KurguWie viele Planten sind inzwischen bewohnt? Mik kann darüber nur mutmaßen. Auf seinem Heimatplaneten, gibt es keine Weltenreisenden. Allgemein scheinen diese Geschichten über andere Welten sehr weit hergeholt zu sein. Er und seine Familie hatten doch...