Mik
Der Marktplatz lag vor mir, mit all den kleinen, kuppelförmigen Ständen und bescherte mir ein unheimliches Déjà-vu. Kostas Vater sah verändert aus. Sein Blick traf mich kühl, was dafür sorgte, dass das ungute Gefühl in mir wuchs. Was war passiert?
Ich dachte an John und sein Plan mich zu befreien. Waren er und seine Gruppe doch invasiver vorgegangen, als ich gedacht hatte? War Kostas wohlmöglich irgendwas zugestoßen?
Während ich fieberhaft nachdachte, sprachen der Händler und meine Noch-Herrin sich ab, Kostas Vater bestätigte den Vertrag, dann wurden Dokumente Unterzeichnet und Geld wechselte den Besitzer.
Als Christos die mitgebrachte Leine an meinem Halsring befestigt hatte und wir uns bereits ein paar Schritte vom Stand des Händlers entfernt hatten, hielt ich inne. Ich konnte einfach nicht mehr an mich halten, ich musste jetzt wissen, was geschehen war.
„Meister, bitte. Erlauben sie die Frage. Was ist denn passiert?", sagte ich in aller Förmlichkeit, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen eine Antwort zu bekommen.
„Nicht hier", raunte er nur, und zog mich vorsichtig, aber bestimmt weiter. Mein Blick wanderte über die Menschenmenge und blieb schließlich an einem Gesicht kleben. Kostas? Konnte das sein? Spielte mir mein Gehirn vielleicht einfach nur einen Streich, weil ich mir so sehr wünschte ihn zu sehen?
Ich schüttelte kurz meinen Kopf und sah nochmal genauer hin. Doch. Er war es. Das oder ich war jetzt letztendlich doch durchgeknallt.
Er sah müde aus. Sein Gesicht war von tiefen Augenringen gezeichnet und er trug einfach schwarze Kleidung. Neben ihm entdeckte ich ein zweites bekanntes Gesicht, was mir nun endgültig den Atem raubte. John. Mein Bruder John war bei ihm. Und plötzlich fügten sich Puzzleteile in meinem Kopf ineinander und mit einem Schlag verstand ich was geschehen sein musste. Ein tiefes Gefühl von Liebe und Dankbarkeit erfüllte mich als mir klar wurde, dass sich Beide zusammengeschlossen haben mussten, um sich auf die Suche nach mir zu begeben. Sie hatten mich nicht aufgegeben, sondern herausgefunden wo ich war und nun waren sie hier um... Ja warum eigentlich? Was wollte sie ausrichten...was konnten sie ausrichten?
All diese Gedanken rasten so schnell durch meinen Kopf, dass ich es schaffte meinen Blick abzuwenden und mich so gut es ging unauffällig zu verhalten, ohne dass Christos etwas bemerkte. Durch das Gedränge auf dem Markt kamen wir nur sehr langsam voran, wodurch mein Innehalten nicht weiter aufgefallen war. Ich zwang mich weiter zu gehen und Kostas Vater hinunter vom Markt und bis hin zu dem Wolkenkratzer zu folgen, in dem sich sein Penthouse befand. Doch auch wenn ich in gewisser Weise nach Hause kam...Kostas würde nicht da sein. Was auch immer sie vorhatten. Ich würde nicht der Grund dafür sein, dass sie jetzt aufflogen. Ich würde mich unauffällig verhalten und handeln, sobald ich wusste, wie ich helfen konnte.
Kostas
Mein Vater. Der Käufer war mein Vater. Warum war ich nicht gleich darauf gekommen? Er war es, der Mik zurückgeholt hatte, vermutlich mit der Intension mich auf diese Weise ebenfalls zurück zu bekommen. Meine Augen folgten Mik, bis er außer Sichtweite war. Es wäre zwecklos gewesen, ihn weiter zu beschatten, immerhin wussten wir genau wo er ihn hinbringen würde. In dasselbe Gebäude für dessen Aufbruch die Vogelfreiern Monate gebraucht hatten und seitdem waren die Sicherheitsvorkehrungen noch verstärkt worden. Am liebsten hätte ich geschrien.
Trotzdem, wir wussten endlich wo er war. Das allein war viel wert. Er hatte abgemagert ausgesehen. Bei meinem Vater würde er wenigstens etwas zu Essen und einen Vernünftigen Schlafplatz bekommen. Man konnte über meinen Vater sagen was man wollte, aber er war nie schlecht mit Mik umgegangen. Vielleicht nicht optimal, aber trotzdem den Umständen entsprechend fair. Es würde ihm an nichts fehlen, solange er sich ruhig verhielt und den Köder spielte.
Und dennoch. Ich konnte es nicht fassen, dass wir so nahe dran gewesen waren und wir es nicht geschafft hatten. Jessy stupste mich intensiv in die Seite, raunte mir zu, dass wir los mussten, doch ich konnte mich kaum bewegen. Ich konnte nur hier stehen und auf den Wolkenkratzer starren, in dem ich bis vor kurzem gelebt hatte. Jetzt kam er mir vor wie eine uneinnehmbare Festung.
Der Flug zurück zum Basispunkt verlief still. Niemand hatte Lust sich mit einem der anderen zu unterhalten. Irgendwie fühlte ich mich schuldig für das, was geschehen war. Wäre ich bei meinem Vater geblieben und hätte mich nicht so darauf versteift helfen zu wollen, wäre es für John ein leichtes gewesen Mik von den neuen Besitzern zu befreien. Jetzt saß er wieder in diesem gut geschützten Kokon fest, der für die letzten Jahre mein zu Hause gewesen war.
Hank war alles andere als begeistert, als er erfuhr, dass Mik abermals in einem der am besten abgesicherten Wohngebäude der Stadt festsaß.
Ich zuckte leicht zusammen, als seine Faust auf den Schreibtisch donnerte, was eine darauf stehende Kaffeetasse aufhüpfen und schließlich auf dem Boden zerschellen lies.
„Mir wird es langsam zu bunt, John. Als wir zugestimmt haben, deinen Bruder zu finden, konnte keiner Ahnung, dass es so schwierig werden würde. Wir haben auch noch andere Dinge zu planen und vorzubereiten. Ich kann euch nicht für weitere drei oder vier Wochen all meine Leute für die Mission zur Verfügung stellen.", keifte er.
„Aber was sollen wir denn tun? Wir können doch nur versuchen das Sicherheitssystem ein weiteres Mal lahm zu legen. Wir sind einmal rein gekommen, wir schaffens wieder!", konterte John.
„Nein, schafft ihr nicht. Die Schwachstelle wurde behoben. Wir können nicht nochmal so einfach das System herunterfahren. Diesmal wäre es sehr viel riskanter. Und ich will nicht dass wieder welche meiner Leute drauf gehen... nicht für diese Sache. Das wäre alles andere als solidarisch!"
John sah zu Boden. Einen Moment fragte ich mich von welchen Leuten sie sprachen und was wohl passiert war, doch ich hatte keine Zeit mich damit zu beschäftigen. Ich wusste wie sie Mik zurückbekommen könnten. Es war so offensichtlich, dass ich mich wunderte dass es keiner bisher angesprochen hatte. Für mich lag es auf der Hand. Ich sträubte mich noch diesen Vorschlag selbst zu machen, denn das hieße für mich zu akzeptieren, dass ich Mik nie wieder sehen würde. Wenn ich diesen Vorschlag aussprach, wären wir für immer getrennt.
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Human Toy - Kostory
FanfictionWie viele Planten sind inzwischen bewohnt? Mik kann darüber nur mutmaßen. Auf seinem Heimatplaneten, gibt es keine Weltenreisenden. Allgemein scheinen diese Geschichten über andere Welten sehr weit hergeholt zu sein. Er und seine Familie hatten doch...