[3] Zusammenflicken

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Die Mittagsmüdigkeit packte mich in den Stunden nach er Pause und ich hatte das Gefühl, nur noch wegzunicken, sobald der Zeiger gen zwei Uhr wanderte. Selbst wenn ich auf die Fragen der Lehrer antworten konnte, welche sie in den Raum an die Klasse stellten, so kam doch alles recht verzögert und ich war froh, dass mich das elektronische Glockenspiel durch die Lautsprecher rettete, bevor ich mich doch noch blamierte. Mit Unterrichtsschluss hingegen war meine Energie schlagartig zurückgekehrt, und ich sprang hastig auf und packte meine Sachen in meine Tasche. Stopfte sie regelrecht rein, hatte ich keine Zeit zu verlieren. Gerade als ich aus dem Klassenzimmer stürmen wollte, hielt man mich am Ärmel meines Jacketts zurück:
„Hey N/N-chan, würdest du mir deine Nummer geben? Wo wir immerhin so was wie Sitznachbarn sind und du vielleicht unsere baldige Managerin?" Ich wandte meinen Kopf fassungslos über meine Schulter zu Oikawa, der mir mit gezücktem Handy gewitzt in die Augen sah. Meinte er das ernst? Oder... war es nur ein Vorwand? Davon abgesehen – Oikawa hin oder her – gab ich eigentlich niemanden so einfach meine Nummer...
Langsam löste ich Finger für Finger seinen Griff vom Stoff meines Jacketts und schob daraufhin meinen Stuhl ordentlich an den Tisch heran,
„Auf so eine unverfrorene Frage gebe ich sie dir bestimmt nicht!", entgegnete ich kurz angebunden, mich auf dem Absatz umdrehend.
„Dann morgen aber?", ließ er nicht locker, aber ich gab ihm keine Antwort.
Dieser... Typ!

Ich schüttelte den Kopf und ging schnurstracks die Strecke vom Flur, über das Treppenhaus, hinaus bis zu den Turnhallen. Hier irgendwo in der Nähe mussten doch dann auch gewiss die Clubräume sein? Ah, genau!
Ganz gleich ob Privatschule oder nicht: auch auf diesem Schulgelände befanden sich Baracken, zweistöckig, welche für die Teams der Schule zur Verfügung gestellt wurden. Der Bau befand sich auf der linken Seite der dritten Turnhalle. Jede einzelne Tür war beschriftet. Baseball AG... Basketball AG... Turn AG... Mädchen Volleyball AG.

Ich hörte bereits von etwas Entfernung regen Stimmenbetrieb hinter der Tür, was mir das Herz schneller schlagen ließ. Okay... durchatmen. Die Mannschaft wurde von einer gewissen Miraikawa geleitet. Das hatte dieses Mädchen meiner Klasse, Kayaka, erzählt. Ich straffte die Schultern, klopfte dann zweimal kräftig an.
Das Gerede nahm nicht ab, dafür aber kamen zielstrebige Schritte näher in meine Richtung und mit einem Schlag wurde die Tür aufgezogen: „Huch, wer bist du?"

Ich blickte einem Mädchen entgegen, welches vielleicht einen halben Kopf größer war als ich und einen ebenso größeren Vorbau besaß, der mich – unter uns gesagt – fast schon etwas neidisch werden ließ.
Sie hatte kurze hellbraune Haare, die frech und burschikos geschnitten waren. Klare, strahlend grüne Augen, die mich fragend anschauten. Ich strich mir meine H/F Haare zu einer Seite hinters Ohr und versuchte mich an einem freundlichen Lächeln – immerhin hatte ich ein Anliegen:
„Mein Name ist N/N V/N, ich... bin neu an der Schule, Klasse 3-6 und habe gehört, dass noch Spielerinnen für das Volleyballteam gesucht werden? Ich wollte mit Miraikawa-san sprechen?"
Das Mädchen guckte mich verblüfft an, als hätte ich gerade eine Neuigkeit verkündet.
„Oikawas Klasse also", murmelte sie und kam dann herausgetreten, die Tür hinter sich schließend, so dass die anderen sich weiter umziehen konnten und uns nicht mit ihrem Gequatsche störten.
„Die steht vor dir", erklärte sie schließlich und stemmte selbstbewusst die Hände in die Hüfte, ein sicheres Lächeln auf den Lippen,
„Ich bin Miraikawa Shiroi, Klasse 3-2. Kapitänin der Volleyballmannschaft. Und wir suchen tatsächlich noch. Welche Position spielst du denn?"
„Außenangriff."
Miraikawas Lächeln verlor sich daraufhin ein wenig und ich glaubte gar, ein leises Seufzen vernommen zu haben,
„Hm... das ist schade. Davon haben wir genug."
„Ich bin gut in der Abwehr und ebenso im Sprungaufschlag!", platzte es aber aus mir heraus, den Kampf nicht aufgeben wollend. Ich war ein bisschen selbst von mir überrascht, kannte ich diese Motivation in meiner Stimme gar nicht mehr. Der Umzug und die vorangegangenen Erlebnisse im alten Team hatten mich zu sehr frustriert. Mein Kopf schien die neue Schule wohl endlich als Chance anzuerkennen, dass das Feuer in mir wieder zu lodern begann.
Ich war nicht ganz erfolglos, denn meine Gegenüber schien zunehmend zu überlegen und legte den Kopf zur Seite,

So wie du bist (OikawaxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt