„N/N-chan. N/N-chan~"
Wer sang da so melodisch meinen Namen?
„Aufwachen, es wird immer später."
Die Sonne kitzelte mich an der Nasenspitze, so dass ich diese rümpfte.
Ich brauchte eine Weile, bis ich die Augen endlich ein paar Millimeter aufbekam. Noch im Halbschlaf, stützte ich mich mit den Händen vorsichtig auf dem Sofa ab, überlegte tatsächlich, für einen Moment aufzustehen. Munter zu werden. Dann aber legte ich mich wieder aufs Kissen zurück und gab mich ein zweites Mal dem süßen Schlaf hin. Eine weitaus bessere Entscheidung. Gute Nacht, Welt.
Die Stimme, welche mich gerufen, lachte nun leise auf.
Wer auch immer das war, ich könnte ihm Stunden zuhören. Es war ein Mann, ganz sicher. Die Tonlage war tief, kraftvoll, aber auch samtweich. Sein Lachen war herzerwärmend und von der Person ging ein leicht süßlicher Duft aus. So ein bisschen wie... Vanille. Mhm~ einer meiner Lieblingsdüfte. Ich musste unwillkürlich lächeln.
Obwohl ich mich doch wundern sollte, vielleicht mich sogar fürchten sollte, fühlte ich mich einfach nur verdammt wohl und sicher. Nein, jetzt wollte ich noch weniger aufstehen.
Wer auch immer du bist... sprich weiter mit mir und sorge dafür, dass ich nie wieder aus diesem wunderschönen Traumland aufwache.
Die Person kam mir näher. Ich spürte deren warmen Atem an meinem Ohr. Ein paar Haarlocken neckten meine Schläfe und ich murrte deswegen leise.
„Es ist neun Uhr. Wach auf", raunte mir der geheimnisvolle Fremde erneut klangvoll zu und plötzlich... war ich hellwach. Neun Uhr? Schule!!
„Verdammt!!"
Ich schreckte hoch, stieß dabei gegen etwas Hartes, was ein erschrockenes „Autsch!" von sich gab und sah hektisch um mich. Traum vorbei.
Sah... Oikawa entgegen, der sich die Stirn rieb. Bemerkte, dass das Kissen, auf dem meine Hände lagen, gar nicht solches, sondern sein Oberschenkel war. ... Und verstand gar nichts mehr. Oder doch? Moment.
Einmal zurückspulen, bitte!
Wir waren eingeschlafen, hatten also bis zum Morgen hier im Wohnzimmer gesessen, richtig?
Ich war wach geworden, hatte ihm die Decke umgelegt... oder? Zumindest war diese gerade von seiner Schulter gerutscht und lag mit der anderen Hälfte noch halb über meinen Rücken. Doch, so war es.
„N-Neun Uhr?", wiederholte ich, rieb mir den Schlaf aus den Augen und strich hastig meine verworrenen H/F Haare zurück, die mir querbeet im Gesicht hingen.
„Heute ist so gut wie schulfrei, alles gut", entgegnete Oikawa, immer noch unter der Beule an seiner Stirn ächzend, die ich ihm gerade verpasst habe.
„Schulfrei?", blinzelte ich nur irritierter.
„Na ja, Exkursion. Wir treffen uns erst um elf Uhr. Vergessen?"
Ich blickte ihn immer noch verdattert an und dann machte es bei mir endlich Klick:
Stimmt, gestern wurde davon im Unterricht gesprochen. Wir sollten ein Technikmuseum besuchen. Physik. Das hatte ich total verpennt. Kein Wunder, so müde wie ich seit der Mittagszeit gewesen bin. Vermutlich hatte ich sogar wirklich geschlafen, als über die Organisation des heutigen Tages gesprochen wurde... Oh Mann.
„Ich würde jetzt gern duschen gehen", verkündete er und ich nickte nur, „Wenn du mich lässt?"
Mit dem Zeigefinger nach unten deutend, folgte ich diesem Wink... Oh.
Langsam zog ich meine Hände zurück, die immer noch auf seinem Oberschenkel lagen, setzte mich da ordentlich auf und versuchte mir die Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. Das war mehr Tuchfühlung gewesen, als ich gewollt hatte. Viel mehr. Statt aber eines frechen Kommentars, den ich von meinem Gegenüber erwartete, wuschelte er mir durch die Haare und erhob sich dann mit dem Anflug eines Grinsens.
Als Oikawa sich ins Badezimmer verdrückt hatte und ich schließlich hörte, wie das Wasser angestellt wurde, ging ich in mein Zimmer, hielt dabei die warme Decke noch um meine Schultern gelegt. Ich suchte mein Telefon, steckte das Ladekabel in die USB-Buchse und den Stecker in die Steckdosenleiste. Dabei rief ich die entgangenen Mitteilungen und Anrufe auf: Mein Klassenkamerad hatte mich gestern Abend viermal versucht anzurufen. Zuvor noch drei Nachrichten.
Oikawa Tooru, 20:13 Uhr
Hey, wo bist du?
Oikawa Tooru, 21:24 Uhr
Alles in Ordnung?
Oikawa Tooru, 21:55 Uhr
N/N-chan, melde dich bitte.
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So wie du bist (OikawaxReader)
RomanceWas gibt es Schöneres, als dass sich nicht nur deine Eltern trennen, sondern du auch noch dazu verdonnert wirst, mit deiner Mutter nach Miyagi zu ziehen? Fernab deiner Freunde in Tokyo, deines besten Freundes und das mitten im letzten Schulhalbjahr...