[12.1] Balanceakt

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„Gut, ihr habt N/N ja bereits kennengelernt", sprach Yumei euphorisch zu der Gruppe, als es ins Nachmittagstraining ging. Unser Zusammentreffen in der Umkleide war zuvor hingegen etwas... eisig verlaufen:
Wir hatten nur das Nötigste gesprochen, was einem „Hallo" und einem „Bis gleich" betraf, und keine von uns beiden wusste, wie unser angeknackstes Verhältnis nach der Auseinandersetzung im Museum wieder zu kitten ging. Immerhin wollte ich auch nicht alles mit einer Entschuldigung zurücknehmen, was ich gesagt hatte. Ich stand zu meinen Worten. Und Yumei wohl auch zu ihren.
Aber was das Team betraf, schien sie weiterhin professionell, schob unseren Zwist zur Seite, und war als Miraikawas Vizekapitänin in deren Abwesenheit eine gute Vertretung. Das rechnete ich ihr ehrlich an.
Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Mädchen nicht wollten, dass mit mir neuer Wind aufkam.
Sie verhielten sich distanziert, waren höflich, aber auch nicht zugänglich. Ein Lächeln wurde genauso schnell abgetan wie der Versuch ein kurzes Gespräch aufzubauen. Ich hielt mein Versprechen, begab mich ohne Diskussionen auf die Position des Zuspielers, nachdem wir uns eingespielt hatten. Doch so sehr ich versuchte, mit ihnen zu kommunizieren, zu erfragen, was ich bei Pässen und dergleichen anders machen sollte, bekam ich keine richtigen Antworten. Eher ein „Nein, ist schon okay!" oder „Alles gut." Und immer wieder schauten sie dabei unsicher zu mir und der Vizekapitänin.
War die dicke Luft zwischen uns doch so klar erkennbar?
Nahm es ihnen die Luft zum Atmen?
Einen Schluck aus meiner Trinkflasche nehmend, als wir eine kurze Pause einlegten, nahm ich meinen Mut zusammen und trat schließlich an Yumei heran. Mir missfiel die Stimmung und ja, zu einem kleinen Teil auch egoistisch gedacht: ich wollte nicht, dass mich das Team sofort abwertete, weil ich es mir mit der Vizin verscherzt hatte.
„Hör mal", begann ich leise, „Es tut mir ehrlich leid, was... damals passiert ist. Was Himeko betrifft und... Ich wollte dich auch nicht bei unserem Streit so verletzen oder kränken. Das war dämlich von mir."
„Ist schon gut", würgte sie mich ab und nahm einen großen Schluck aus ihrer eigenen Wasserflasche, ohne mich dabei anzusehen, „Lassen wir's."
„Yumei, das mit-"
„Ich sagte: Ist. Schon. Gut", wiederholte sie mit einem Mal schärfer und fuhr mir damit ein zweites Mal über den Mund. Ich schluckte den in mir aufkommenden Ärger runter und atmete durch,
„Ich habe nur das Gefühl, dass unser Zwist sich auch bei den anderen widerspiegelt", gab ich nicht klein bei,
„Ich möchte wirklich gerne mit euch spielen, aber ich kann es nicht, wenn man nicht mit mir redet."
Das ließ die Schwarzhaarige kurz innehalten, bis sich ihr rechter Mundwinkel undefinierbar nach oben schob,
„Ist das mein Problem? Überlege mal warum!", patzte sie mit sarkastischem Unterton,
„Unsere Kapitänin ist auf unabsehbare Zeit nicht mehr im Team. Du bist die Managerin der Jungs..."
Sie ließ ihre Liste mit hohem Satzende offen und hob vielsagend die Augenbrauen.
„W-Warte mal. Was hat mein Posten bei den Jungs mit euch zu tun?", war ich nun umso verwirrter.
In jenem Moment kamen Tooru und die anderen zur Turnhalle herein und legten ihre Sachen ab.
Im gleichen Atemzug stellten sich nun auch die jüngeren Mädchen zu Yumei und mir und trauten sich endlich, ihre Gedanken laut werden zu lassen. Klar, wenn einer den Anfang machte, war es leicht aufzuspringen. Alleine hatten sie – warum auch immer – wohl zu viel Angst.
„Na ja, wir fragen uns halt... Du wirst kaum für beide Teams da sein können, oder?", sprach Ayako mit einem überforderten Lächeln, „Also gleichermaßen?"
„Aber ich bin doch nur bei deren Morgenroutinen dabei? Nachmittags bin ich immer für euch da? Das passt doch?"
„Und bei Spielen? Was ist, wenn die Jungs am selben Tag spielen wie wir?", hakte sie noch einmal nach und ihre Freundin Eri, mit der ich ebenso noch vor kurzem gemeinsam die Mittagspause verbracht hatte, stimmte zu:
„Du kannst dich nicht zweiteilen, selbst wenn du's willst. Zum Beispiel beim Interhigh. Da kann das schon vorkommen, und wie willst du dann für beide Teams da sein? Das geht nicht."
„Ich dachte, ihr braucht einen Zuspieler?", verstand ich die Welt nicht mehr, und sah von einer zur anderen in deren Gesichter, die dann sogleich ihre Blicke abwandten, weil es ihnen unangenehm wurde,
„Es wird sich schon eine Lösung finden! Und wenn wir ein Spiel haben, dann kann ich halt nicht bei den Jungs dabei sein. Das werden sie verstehen!"
„Ein bisschen egoistisch, oder?", wandte nun Yumei erneut ein und reckte das Kinn, dabei den Kopf schüttelnd,

So wie du bist (OikawaxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt