[9] Umarmungen

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„Ich bin die Managerin des Aoba Jousai Volleyballclubs der Jungs!!", machte mich Oikawa in der Trinkpause lachend nach und schlug mir mit der flachen Hand auf den Rücken, so dass ich einen Schritt vorstolperte,
„Du klangst ja wirklich wahnsinnig euphorisch! Aber das ist ja auch von unserer schnuckeligen Managerin zu erwarten!"
„Ach sei ruhig... Laberkawa!", murmelte ich griesgrämig mit roten Wangen und sorgte damit für einen äußerst entsetzten Ausdruck in seinem Gesicht. Warum musste er mich auch so aufziehen?
„Fängst du jetzt etwa auch noch damit an? Ein Iwa-chan reicht mir!"
„Tja, dann hör auf so gequollen zu reden! Ich mag das nicht!", entgegnete ich und stemmte die Hände in die Hüften. Das ging mir nämlich mächtig auf den Sack, wenn er so den Draufgänger raushängen ließ, und ich hatte kein Problem damit, es ihm auch direkt zu sagen.
„N/N-san!", rief mich der blonde Co-Trainer namens Mizoguchi plötzlich zu sich und unterbrach uns in unserer kleinen verbalen Rangelei. Mit einem „Ja, ich komme!" legte ich mein Notizheft zur Seite, ließ Oikawa Oikawa sein, und lief fix zu dem Übungsleiter. Sowohl er als auch der ältere Coach Irihata waren meiner Meinung nach ziemlich in Ordnung: Streng im Training, aber nicht sadistisch. Anders als ein gewisser Kapitän Nekomas sein konnte...

Ich hatte das Gefühl, dass das Team mit ihnen zufrieden war und glaubte, dass auch ich gut mit ihnen zusammenarbeiten könnte. Es war auch gar kein Problem gewesen, das Gesuch einzureichen, mich als Unterstützung dabei haben zu wollen und sie hatten mich ebenso freundlich begrüßt, wie auch aufgenommen.
Natürlich gab es einen Testlauf, eine zeitlich festgelegte Testphase, aber sie gaben mir nicht das Gefühl, dass ich unwillkommen war.

Mizoguchi hielt seine Arme geheimniskrämerisch hinter dem Rücken verschränkt und räusperte sich:
„Da du fortan offiziell als Managerin von Aoba Jousai auftreten wirst, habe ich etwas für dich, dass dich als solche zu erkennen gibt", verkündete er fast schon zelebrierend und zog schließlich einen weiß-türkisen Jersey hervor –ordentlich zu einem Drittel zusammengelegt war und mit dem Schullogo auf der Brust ausgerichtet –,
„Das wird fortan deiner sein. Trage ihn also mit Stolz."
Meine Augen hatten sich ungläubig auf den Anzug geheftet. Ich nahm ihn behutsam in mit beiden Händen entgegen. Zunächst einfach nur nickend, musste dann ich aber schließlich bis über beide Ohren grienen.
„Das werde ich!", versprach ich aufrichtig und voller Elan. Dem Trainer in die Augen sehend, verneigte ich mich dankbar.
„H-Hey, übertreib nicht!", war er überrumpelt und hob abwehrend die Hände, sich aus seiner formellen Haltung herauslösend,
„Für die Spiele ist er unerlässlich, wie du weißt. Außerdem wäre es praktisch, wenn du in Zukunft direkt in Sportkleidung zum Training kommst. Oikawa sagte mir, dass du eine gute Spielerin bist, und er würde dich unterstützend für das Training einbeziehen wollen. Das mag ich mir zwar selbst gern noch ansehen, aber wenn dem so ist, habe ich nichts dagegen. Wir können helfende Hände bei den Übungen immer gut gebrauchen!"
So sehr, wie meine L/F Augen ihn anstrahlten, müsste sich Mizoguchi vermutlich regelrecht geblendet fühlen.
Er konnte ja nicht ahnen, wie sehr ich mich darüber freute, aktiv im Jungs-Team mitmachen zu können. Nicht nur zu schreiben. Nicht nur zuzugucken. Wirklich mitmachen.
„In Ordnung! Ich geh mich schnell umziehen!", sage ich strammstehend und drehte mich auf dem Absatz um, den Anzug fest gegen die Brust gedrückt.
„Eh, morgen reicht auch!", rief der Trainer mir nach, aber zu spät:
„Nein, nein, ich bin gleich wieder da! Fünf Minuten! Nein, drei Minuten!"
Mit freudiger Melodie auf den Lippen und unter den fragenden Blicken der Jungs, warum ich so gute Laune hatte, lief ich aus der Turnhalle und in die Mädchenumkleide. Meine Sportschuhe musste ich ja eh in der Halle tragen und ebenso hatte ich mir dieses Mal zusätzlich Shirt und Hose in die Tasche gesteckt. Einfach, weil ich keine Lust hatte, im Fall des Falles wieder in Schuluniform mitmachen zu müssen. Einmal hatte gereicht.
Ich verharrte kurz, hielt inne und konnte dann gar nicht anders, als zweimal ein bisschen in die Luft zu springen und daraufhin nach rechts und nach links zu tippeln, eine Drehung und...
„Hach! " Ich stieß glücklich die Luft aus.

So wie du bist (OikawaxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt