So wie du bist (OikawaxReader)

[19.1] Krank (+LEMON)

„Du siehst echt nicht gut aus."

„Sicher, dass du kein Fieber hast? Du bist total rot im Gesicht!"

Ich stöhnte genervt und rollte mit den Augen. Das war jetzt schon das dritte Mal, dass ich das von meinen Teamkameradinnen gefragt wurde! Das dritte Mal in zwanzig Minuten Spiel.

„Es ist nur eine Lebensmittelunverträglichkeit." Prima, und nun juckte es wieder! Gelogen war es nicht. Ich hatte die letzten zwei Tage etwas mit L/E gegessen und etwas daran nicht vertragen. Zunächst war es nur ein kleiner roter Fleck am Kinn gewesen, jetzt glich mein unteres Gesicht einem Fleckenparadies am gesamten Kinnbereich. Und es juckte!!

„Nicht, dass du uns auf dem Feld abkratzt, wenn wir gerade am Punkten sind!", scherzte Yumei und ich knirschte nur beleidigt mit den Zähnen, weil ich nicht zu Scherzen dieser Art aufgelegt war:

„Danke für dein Mitgefühl! Find ich nicht lustig!"

Sie zeigte mir das Victory-Zeichen, streckte die Zunge raus, und ich schüttelte einfach nur resignierend den Kopf, als wir rotierten und ich den Aufschlag auszuführen hatte.

Ja, inzwischen war die nächste Woche angebrochen. Wie versprochen, hatten Toorus Eltern ihre Erlaubnis zur Wohnsituation meinerseits gegeben, meine Mutter hatte selbiges getan und ich diese noch am Sonntag abgeholt. Am jetzigen Montagmorgen trainierten wir Mädchen allein in der großen Halle. In der Mittagspause würden Tooru und ich zu Yamanaka-sensei gehen, um alles weitere zu besprechen. Wie wir vorgehen sollten, um möglichst unkompliziert und schnell die Schulbestätigung zu erhalten, dass ich bei ihm bleiben dürfte.

Und apropos besprechen: Ich hatte mit Tetsu seit Samstag nicht mehr geschrieben. Am späten Abend war von Kenma die Nachricht eingegangen, dass sie gut in Tokyo eingetroffen wären. (Und da sie Nachbarn waren, konnte ich mir sicher sein, dass dies ebenso für den Kapitän Nekomas galt.) Ansonsten nichts.

Natürlich hatte ich es versucht. Hatte ihn über die Rückfahrt fragen wollen, ob er sich sehr müde fühlte, solche Dinge. Hatte das Handy auch schon in der Hand gehalten, aber weil ich immer noch sauer auf ihn war, weil ich immer noch ehrlich angefressen und der Meinung war, dass er sich entschuldigen sollte, konnte ich's nicht. Mir war egal, wie sehr er mich an dem Tag angeschnauzt hatte, wirklich, aber diese Aktion – mich zu küssen – ging gar nicht!

Zumal ich für mich bisher nicht herausfinden konnte, wie meine immer noch vorhandene Zuneigung einzuordnen war... Wie diese Wichtigkeit zu bewerten war, die seine Person für mich darstellte.

War er noch mein bester Freund? Hielt ich nur an dieser Vorstellung fest, wobei er längst mehr für mich sein wollte? Hatte ich vielleicht selbst Gefühle verdrängt?

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto weniger fand ich Zugang zu solchem. Fand nur noch mehr Knoten im Gedankengeflecht, die ich erst einmal entwirren müsste. Gründe dafür, dass ich nicht wusste, wie ich mit Tetsurou kommunizieren sollte.

Und er selbst hatte sich eben auch nicht gemeldet...

Gleichzeitig müsste ich mir an die eigene Nase fassen: Tooru wusste schließlich noch nichts von dem, was zwischen Tetsu und mir passiert war. Seine Laune hatte zum Samstagabend langsam wieder gehoben. Wir hatten am Sonntag nach meinem kurzen Besuch bei meiner Mutter eine Übungsstunde auf dem Parkplatz eingelegt und einen ruhigen Tag verbracht. Einfach nur zusammen die Zeit genossen. Mit einem liebevollen Kuss und einem ehrlichen Lächeln seinerseits war ich heute von ihm verabschiedet worden. Für ihn war jetzt alles wieder in Ordnung, da die Bedrohung heimgekehrt war. Jetzt sagst du es ihm. Jetzt redest du drüber! ... Ich hatte es nicht übers Herz gebracht. Denn ich hatte Angst. Obwohl ich wusste, dass es mich nur tiefer in den Schlamassel brachte, war die Angst so viel stärker, dass ich überhaupt nicht reden konnte.