[20] Verhätscheln

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Tooru hatte sich zwar bei mir bedankt und sich noch gefühlte tausendmal für sein Verschwinden entschuldigt, aber dennoch wollte er allein schlafen. Ihm gingen zu viele Dinge durch den Kopf. Zu vieles, was er für sich einordnen musste. Ich konnte es verstehen, vermutlich wäre es mir an seiner Stelle nicht anders ergangen. Und so hing ich mit meinen eigenen Gedanken bis spät nachts an meinem Handy, wurde einfach nicht müde, und hielt am Morgen selbiges als erstes in der Hand.

V/N, 00:18 Uhr
Danke nochmal,
dass du mitgekommen bist.


Iwaizumi, 00:25 Uhr
Kein Ding.
Hat er sich beruhigt?

V/N, 00:26 Uhr
Ein bisschen.
Er versucht zu schlafen.


Iwaizumi, 00:27 Uhr
Alleine?
Und wie geht's dir?

V/N, 00:28 Uhr
Ja... er meinte, er braucht Ruhe.
Fühle mich okay soweit.
Mache mir zwar Gedanken,
aber na ja...


Iwaizumi, 00:29 Uhr
Geh schlafen, ist spät
und morgen hast du doppelt Training.

V/N, 00:29 Uhr
Ich weiß... mein Kopf ist wach.


Iwaizumi, 00:30 Uhr
Schlafen gehen.
Jetzt.


V/N, 05:55 Uhr
Hattest Recht...
Ich fühl mich überrollt...


Iwaizumi, 06:12 Uhr
Bist du immer noch
oder schon wieder wach?

V/N, 06:13 Uhr
Beides irgendwie.


Ich stand nach dieser letzten Nachricht auf, ging duschen, stellte mich im Bad vor dem Spiegel und versuchte mit Make-Up zu retten, was nicht mehr zu retten war: Mir lagen die Augenschatten kräftig unter den Lidern und meine Augen selbst waren so klein, dass man sie mit quer liegenden Streichhölzern hätte vergleichen können. Selbst zum Auftragen der Mascara war ich in diesem Moment zu müde und verpasste mir so einige Punkte oberhalb des Lides.

„Shit."

Mit einem Taschentuch und etwas Creme die Farbe schnell von der Haut tupfend, nahm ich dann die Bürste in die Hand und versuchte meine Haare zu bändigen. Lag's am Wetter, dass sie sich nicht zähmen ließen? Heute war nicht mein Tag... Wieder zurück in mein Zimmer gehend, packte ich meine Schuluniform ordentlich zusammengefaltet in die Tasche, schloss den Reißverschluss dieser und stellte sie vor meiner Tür auf den Flur.

Tooru kam in diesem Moment aus seinem Zimmer – ebenso in seinem weißen Jersey gekleidet.

„Guten Morgen", begrüßte er mich leise und ich war mir unsicher, wie ich drauf reagieren sollte. Er wirkte gefasst, normal, aber auch einen Funken zu ernst. Damit ein „M-Morgen" stammelnd, folgte ihm in die Küche.

Mir fiel auf, dass er seine Schiene fürs Knie noch nicht angezogen hatte. Sein Gang war jedoch unauffällig. Er schien keine Schmerzen zu haben.

„Morgen ihr beiden", begrüßte uns da auch schon Toorus Mutter mit einem gut gelaunten Lächeln. Sie stellte uns zwei Tassen frischen Kaffees auf den Tisch. „Bald ist doch das Interhigh, oder?", fragte sie interessiert und sah auf den in der Küche hängenden Kalender, ihre eigene Kaffeetasse in der Hand haltend. „Vielleicht schaffen wir es dann vorbeizuschauen und euch anzufeuern! Habt ihr schon die genauen Spieltermine?"

„Braucht ihr nicht", lehnte Tooru sofort ab und trug dabei einen mürrischen Unterton in der Stimme. Im Anschluss einen großen Schluck trinkend, stellte er die Tasse etwas zu laut auf das Tischholz ab.

„Was? Früher hast du dich immer beschwert, dass wir nicht kommen konnten!", stemmte sie eine Hand in die Hüfte und guckte ihn beleidigt an. „Außerdem-"

So wie du bist (OikawaxReader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt