Noch zwei Tage. Zwei Tage und das Interhigh würde beginnen. Langsam aber sicher wurde ich nervöser und heute war auch der Tag, an dem wir Miraikawa wiedersehen würden. Es hatte sich alles ungewollt in die Länge gezogen und sie sollte erst an diesem Mittwoch wieder in die Schule kommen.
„Hey, wenn du so weitermachst, sind die irgendwann ab!", bekam ich einen stichelnden Kommentar Iwaizumis von der Seite zu hören und sah erschrocken zu ihm aus, aus meiner Trance brechend und zurück in die Gegenwart segelnd. Sowohl die Jungs als auch wir Mädchen hatten mit dem morgendlichen Warm-up begonnen, aber währenddessen hatte ich mir die ganze Zeit unaufhörlich nervös die Lippen gebissen: Ob unser Plan aufginge?
Ich schenkte ihm als Antwort eine herausgestreckte Zunge, ehe ich dann auch schon mit dem kurzen Stretching begann.
„Und wie fühlt ihr euch? Bereit?"
„Geht so", meinte ich ganz ehrlich und blickte auf die anderen Mädchen, die guter Laune waren. Vielleicht etwas zu gut, denn die Nervosität stand auch ihnen ins Gesicht geschrieben und sie versteckten jene hinter ihrer Euphorie. Das linke Bein beugend und den Hacken zum Hintern ziehend, umfasste ich hierfür den Knöchel. Setzte schließlich nach wenigen Sekunden ab und tat selbiges auf der rechten Seite. „Ich denke, wir haben in der kurzen Zeit eine ganze Menge geschafft, aber unsere Mitte fehlt."
„Miraikawa?", schloss Toorus bester Freund und ich nickte. „Die dort drüben steht?"
Irritiert folgte ich seinem Zeigefinger, der auf die Tür deutete und Tatsache! Da stand sie! Unsere Kapitänin! Sie trug allerdings ihre Schuluniform, nicht die Sportsachen, und hatte auch keine Trainingstasche dabei. Dennoch: Sie war da!! Was war alles, was erst einmal zählte.
„Miraikawa-senpai!", platzte es sofort den Erstklässlern heraus als sie die Ältere sahen, welche nun über den Ausbruch leicht peinlich berührt die Hand hob und in die Runde winkte.
Yumei drehte sich als Letzte von uns um und ging mit einem ungläubigen, leisen „Shiroi" auf sie zu. Keiner außer unsere Vizin wagte es sich, die Kapitänin mit ihrem Vornamen anzusprechen.
Die Jungs schienen nicht minder verblüfft über den spontanen Auftritt der Vermissten, blinzelten und zuckten schließlich mit den Schultern. Ich hingegen entschuldigte mich bei Iwaizumi, um unser Gespräch zu beenden, und joggte zu der kleinen Traube hinüber, die sich um das Mädchen mit den kurzen braunen Haaren gebildet hatte.
Miraikawa lächelte überfordert und begrüßte uns alle mit einem „Guten Morgen."
Sie wirkte auf mich weniger elanvoll. Man konnte ihr die Strapazen der letzten Zeit ansehen: Ihr Teint war weitaus blasser als sonst. Sie hatte sich Flüssig-Make-up aufgetragen, was sie sonst nie tat, um zumindest etwas lebendiger auszusehen. Und auch hatte ich das Gefühl, dass ihre Wangenknochen stärker hervorragten. Hinzukommend war ihre gesamte Haltung extrem angespannt und steif.
„Schön, dass du wieder da bist!", legte Yumei ihr beide Hände auf die Schultern und lächelte herzlich.
„Ich wollte zumindest einmal schauen, wie es euch geht."
Zwischen Tür und Angel stehend. Immerhin hatte sie dem Club den Rücken zugedreht. Jetzt einfach wieder hier zu sein, musste sich seltsam für sie anfühlen.
„Kommt ihr zurecht?"
„Ganz gut!", nickte Yumei und stemmte stolz die Hände in die Hüften. „Wir trainieren die Woche sogar morgens und nachmittags." Das sorgte für einen anerkennenden Blick bei der Kapitänin. „Und weißt du, wer Schuld trägt?" Nun zeigte die Schwarzhaarige gemeinerweise auf mich. „Sie hat uns alle mit ihrem Elan angesteckt!"
Ich konnte gar nicht anders, als erst empört dreinzuschauen und stockte, als ich die anderen Mädchen um mich herum lächeln sah. Nur das. Ein ehrliches Lächeln, das von Herzen kam. Mein Team...
DU LIEST GERADE
So wie du bist (OikawaxReader)
RomanceWas gibt es Schöneres, als dass sich nicht nur deine Eltern trennen, sondern du auch noch dazu verdonnert wirst, mit deiner Mutter nach Miyagi zu ziehen? Fernab deiner Freunde in Tokyo, deines besten Freundes und das mitten im letzten Schulhalbjahr...