Wir schafften es am nächsten Morgen noch rechtzeitig zur Schule, obwohl wir das Weckerklingeln überhört hatten.
Na ja, was heißt überhört? Also der Reihe nach...Das ansteigende, lauter werdende Bimmeln des Telefons bekamen wir mit, wurden zeitgleich wach, doch während ich noch mit meinen geschlossenen Augen kämpfte, spürte ich, wie sich Toorus Arm vorstreckte, er sich ein paar Mal leicht hin und her bewegte und dann wieder Stille einkehrte. Besser.
Man hätte jetzt denken können, dass Seira anklopfte, Tooru davon abhalten würde zu spät zu kommen, aber nichts da! Es lag in seiner Verantwortung, pünktlich zur Schule zu kommen. Das sollte man wohl auch von einem 18-Jährigen erwarten, oder? Und unter den gegebenen Umständen war es auch besser so. Wie hätten wir erklären sollen, dass wir zusammen in einem Futon, nur aufs Nötigste bekleidet, beieinander schliefen? Unsere Klamotten hier und da verstreut lagen? Richtig. Gar nicht.
Meine Lider hoben sich schließlich nach einigem Murren meinerseits ebenso, und das erste, was ich sah, war Toorus unwiderstehliches Lächeln. Seine süß verwuschelten Haare, sein verschlafener Blick, der auf mir lag. Die ein, zwei Kratzer auf seiner oben liegenden Schulter. ... Stopp. Kratzer?! Ich blinzelte, wusste dann aber ganz genau, wo die herkamen und schluckte.
„Guten Morgen~", sprach er mir im leisen Singsang zu und ich erwiderte nahezu schüchtern den Morgengruß. Amüsiert darüber, neigte er sich vor, küsste mich zärtlich und fragte, was ich so scheu war. Ob es mir peinlich war, ihm in die Augen zu sehen, nachdem wir gestern miteinander geschlafen hatten? Ich nahm das Kissen unter meinem Kopf und drückte es ihm ins Gesicht. Es war gar nicht mal die Frage gewesen, sondern die Art und Weise, wie er sie gestellt hatte! Das Grinsen, welches auf seinen Lippen lag und wie er meine Nasenspitze mit seiner berührte. Mir mit diesem besonderen Ausdruck in den Augen ins Gesicht sah. Wie sollte ich da nicht rot werden? Es erinnerte mich an jede einzelne gestrige Minute, in der wir... Bei diesem Stichwort ereilte mich endlich der Gedanke, dass es für vor sechs Uhr verdächtig hell im Zimmer war. Ich setzte mich auf, hielt mir die Decke an die nackte Brust gedrückt, weil mich ein kühler Luftzug ereilte und griff nach seinem Telefon, um einen Blick auf die Uhrzeit zu werfen.
„Iiek!", quietschte ich erschrocken auf, als ich mit einem Mal seine warmen Hände um meinen nackten Bauch spürte und wie er mich lachend an sich zog.
„Psscht! Nicht so laut~"
Ich hatte aber bereits das Standby deaktiviert und aufs Display geschaut, so dass meine Lippen eine schmale Linie zogen und ich ihm mit einem ebenso wenig begeisterten Blick über die Schulter ansah. „Ich kann quietschen, so viel ich will. Deine Eltern sind wohl schon aus dem Haus."
„Huh?" Mein Freund ließ etwas locker und verlangte nach dem Handy, welches ich ihm gab. Und daraufhin war nicht ich es, die hochschrecken sollte, sondern er: „Scheiße, wir sind viel zu spät!!"
Tooru und ich sprinteten nacheinander fix unter die Dusche und während der eine im Bad war, räumte der andere seine Sachen für die Schule zusammen. Zu dieser ging es daraufhin im Eiltempo. Ich verzichtete wohlweislich auf mein Frühstück, denn das hätte mir bei dem Sprint nur quergehangen. Und natürlich hatte uns Seira ausgerechnet heute keine Lunchbox bereitgestellt, wie sie auf einem Zettel verlauten ließ:
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So wie du bist (OikawaxReader)
RomanceWas gibt es Schöneres, als dass sich nicht nur deine Eltern trennen, sondern du auch noch dazu verdonnert wirst, mit deiner Mutter nach Miyagi zu ziehen? Fernab deiner Freunde in Tokyo, deines besten Freundes und das mitten im letzten Schulhalbjahr...