Kapitel 26: Ryan

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«Vielen Dank für alles. Es war sehr schön hier», sagt Rose während sie Grandma umarmt.

«Gern geschehen, Engelchen. Komm bald mal wieder.»

Dann umarmt Rose den schlaksigen Mason und mir dreht sich fast der Magen um, als er ihr einen Kuss auf die Wange haucht. Was denkt sich der Spinner nur? Das die Frauen bei seinem Charme reihenweise in Ohnmacht fallen, oder wie?

«Entspann dich. Er ist sowieso nicht ihr Typ.»

Ich werfe Josh einen vernichtenden Seitenblick zu.

«Und woher weisst du das? Hat es dir etwa ein kleines Vögelchen gezwitschert?» Ich klinge gereizt, so wie ich mich auch fühle.

«Nein, kein Vögelchen, aber ich kann es an ihrer Körpersprache sehen. Wenn du die letzten zwei Tage genauer hingeschaut hättest, wüsstest du das.»

Mein Bruder grinst mich selbstgefällig an und wenn er nicht gerade etwas gesagt hätte, was mich interessiert, hätte ich ihn sonst wohin geschert. Doch ich möchte das er fortfährt. Deshalb schaue ich ihn auffordernd an.

Sein Grinsen wird noch breiter. «Nur weil du Infos brauchst, musst du mich nicht gerade wie ein kleines Mädchen ansehen, welches Schokolade möchte.»

«Jetzt erzähl schon weiter», dränge ich ihn, da ich nämlich auch gleich an der Reihe bin, mich der Verabschiedungsrunde dazuzugesellen.

«Da gibt es nicht viel. Denk einfach mal an gestern. Als wir dort am Strand sassen, hat er sie gefragt, ob er ihr den Rücken eincremen darf. Sie hat zuerst gezögert, dann hat sie dich angeschaut, da bin ich mir hundertprozentig sicher und dann hat sie widerwillig zugestimmt.»

Ich muss kurz einen Moment überlegen, dann frage ich: «Denkst du sie steht auf mich?»

«Keine Ahnung, aber ich weiss, dass du auf sie stehst und das ist etwas ganz Neues. Seit dem Kindergarten habe ich nicht mehr gesehen, wie du einem Mädchen dermassen hinterhersabberst.»

«Tue ich doch gar nicht», verteidige ich mich.

«Und ob du das tust. Aber keine Sorge, sie steht völlig auf dem Holzweg, obwohl es ziemlich offensichtlich ist.»

Ich möchte gerade etwas erwidern, als mich Tante Rebecca in eine lange Umarmung zieht.

Nach dem ganzen Verabschiedungskram steigen wir in das Mietauto, dass wir für die paar Tage vom Flughafen aus, gemietet haben.

Mit wir meine ich Harper, Elijah, Rose und Mom. Josh muss zurück nach Santa Monica, da er ein sehr wichtiges Footballspiel hat und Dad begleitet ihn.

«Halt mich auf dem laufenden, kleiner Bruder», sagt Josh bevor ich einsteige und gibt mir einen kurzen Klaps auf den Hinterkopf. «Und mach keine Dummheiten.»

«Alter, es ist Disneyland. Entspann dich», antworte ich grinsend und ziehe die hintere Autotür zu.

Da Harper heute Geburtstag hat und sie sich nun mit ihren zwölf Jahren als etwas wichtiges erachtet, darf sie vorne sitzen. Aber das ist mir eigentlich ganz recht, denn wir haben uns darauf geeinigt, dass Rose in der Mitte sitzt, da sie die Kleinste von uns ist.

Wir fahren los und winken unseren Verwandten zum Abschied zu, bis wir sie nur noch als kleine Punkte ausmachen können.

Rose faltet einen kleinen Zettel auseinander, den sie seit wir losgefahren sind in der Hand hält und ich werfe neugierig einen Blick darauf.

Und was ich sehe gefällt mir gar nicht. Eine Telefonnummer in silbriger Schnörkelschrift.

«Sag mir bitte, dass du denn Zettel an der nächsten Tankstelle in den Eimer schmeisst», sage ich mit einer Spur aus Spott. «Dieser Typ hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Welcher Junge schreibt heutzutage mit Schnörkeln?»

«Wenigstens traut er sich etwas und ergreift die Initiative», meint Rose nur achselzuckend, sieht mich dabei provozierend an und steckt den Zettel in ihre Rocktasche.

Wenn das ein Wink war, dann hat er ziemlich gesessen. Na schön, Rosalita. Du spielst mit dem Feuer und das ist gefährlich. Du denkst ich gebe mir zu wenig Mühe, dann werde ich dir das Gegenteil beweisen.

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Dreieinhalb Stunden später stehen wir am Eingang des Walt Disney World von Orlando. Genauer gesagt vor dem Eingang des Magic-Kingdom-Parks.

«Wir müssen uns unbedingt den Umzug ansehen», schwärmt Harper und Mom stimmt ihr zu.

«Ja, der soll wirklich gut sein.» Als sie meinen Gesichtsausdruck sieht, grinst sie.

«Ihr könnt auch schon auf die Achterbahnen gehen und wir treffen uns dann später wieder in einem Restaurant, um einen Kaffee zu trinken. Für den Mittag haben wir ja schon Grandmas Sandwiches.»

Stimmt. Grandma hat uns extra Sandwiches für den Freizeitpark gemacht, damit wir auch schon im Auto essen können, wenn wir Hunger haben.

«Mir ist immer noch schlecht von der Fahrt», sagt Elijah, der immer noch ein wenig bleich aussieht.

Autofahren ist nicht gerade sein liebstes Verkehrsmittel und bei längeren Fahrten wird ihm meistens schlecht.

«Darf ich mich vielleicht ein wenig im Hotel ausruhen?», fragt er und Mom bekommt diesen besorgten, mütterlichen Ausdruck im Gesicht.

«Aber klar Schatz. Wenn was ist, rufst du mich an.» Dann drückt sie ihm die Zimmerschlüssel in die Hand und wendet sich an Rose.

«Was meinst du Rose, möchtest du mit Ryan schon einmal die Achterbahnen testen oder willst du dir zuerst noch den Umzug ansehen?»

Ich bin ein hoffnungsloser Fall, denn den Tag ganz allein mit Rose zu verbringen wäre meine Chance.

Ich weiss zwar nicht einmal für was ich eine Chance haben will, denn sie hängt eigentlich schon so gut wie sicher an der Angel von Carlos. Doch trotzdem wünsche ich mir, dass sie nicht zu diesem dämlichen Umzug gehen will.

«Ehrlichgesagt finde ich Disney einfach genial.»

Das wars. Meine Chance zerplatzt wie eine Seifenblase.

«Doch ich bin ein ziemlicher Adrenalinjunkie, deswegen gehe ich glaube ich mit Ryan mit.»

Überrascht sehe ich auf.

«Also, wenn das in Ordnung ist», fügt sie schnell hinzu.

«Klar», sage ich hastig und versuche nicht allzu glücklich auszusehen.

Mom nickt und auch Harper findet die Idee gut. Sie zieht Mom schon fast am Ärmel, damit sie nun endlich zu diesem Umzug gehen, sodass wir uns schnell voneinander verabschieden.

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