Kapitel 15: Ryan

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Das «La Candela» ist unser Italienisches Restaurant, welches mein Urgrossvater väterlicherseits erstmals eröffnet hatte. Er war Italiener und brachte die Rezepte mit sich, welche das Restaurant heute noch prägen.

Im Restaurant herrscht reges Treiben und als einer der Kellner meinen Vater erblickt, lässt er vor Schreck beinahe sein Tablett fallen.

«Patrick, hast du noch einen Tisch für uns?», fragt Dad meinen Onkel, welcher gerade aus der Küche kommt.

«Klar, am Stammtisch richtig?», fragt er und blickt mich augenzwinkernd an, da meine Mannschaftstreffen meistens hier stattfinden.

«Genau», sage ich und er bedeutet uns schon einmal an den Tisch zu gehen.

Der Tisch ist daher so praktisch, weil er sich in einer Nische befindet und recht gross und rund ist. So kann man sich gut mit jedem am Tisch unterhalten und ist von den restlichen Gästen des Restaurants genug weit entfernt, um ungestört Spieltaktiken zu diskutieren. Ich schnappe mir ein paar Menükarten, ehe ich neben Rose auf die Sitzbank rutsche.

«Was möchtest du essen? Lieber Pasta, Pizza oder etwas anderes, wie Risotto?», frage ich sie und sie wirft mir einen fragenden Blick zu, da ich von allein mit ihr zu sprechen beginne.

Ich war ein Arsch und werde mich nun bemühen freundlicher zu sein. Denn auch wenn sie wirklich hübsch ist, ist sie nicht Amélie. Ich sollte ihren Aufenthalt also nicht zur Hölle machen, sondern aus Fehlern lernen und es dieses Mal besser machen. Das ist meine Chance. Ich lächle sie aufrichtig an und sie senkt den Blick, um die Karte zu studieren.

«Mhm, ich denke ich nehme eine Pizza. Und du?» Sie hebt ihren Blick und schaut mich fragend an.

«Ich glaube ich schliesse mich dir an», sage ich und klappe die Menükarte zu.

Ein junger Kellner, ungefähr in meinem Alter schlendert lässig zu unserem Tisch und fragt: «Chef, Sie wünschen?»

Dabei macht er einen übertrieben lächerlichen Knicks, den meine Familie zum Lachen bringt und Rose ebenfalls grinsen muss. Der Kellner mit dem Schildchen «Parker» nimmt zuerst die Bestellung meiner Eltern und Geschwister auf und wendet sich dann an Rose.

«Was möchte denn die hübsche Dame essen?», fragt er und ich unterdrücke einen Würgereiz.

Rose scheint dies nichts auszumachen. «Ich hätte gerne eine Pizza Candela», sagt sie und schenkt ihm ein strahlendes Lächeln.

«Hervorragende Wahl, Miss. Ich sehe schon Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack», sagt er und wackelt dabei mit seinen Augenbrauen.

Rose kichert. Ja, wirklich. Sie kichert wie eines dieser Grundschulmädchen, die einen Liebesbrief in ihrem Rucksack finden.

«Und was möchten Sie?», fragt er und wendet denn Blick von Rose ab.

«Ich hätte gerne eine Pizza Quatro Stagioni und könnten Sie uns bitte noch eine grosse Flasche Wasser bringen?», frage ich und blicke ihn provokant an.

Er runzelt die Stirn und nickt. Dann schenkt er Rose noch ein Lächeln, ehe er Rückwärts zur Küche geht und dabei Rose zuzwinkert.

Rose gleicht inzwischen einer reifen Tomate und spielt an ihrer Serviette herum. «Das Personal ist wirklich sehr charmant», meint meine Mutter. «Haben wir gut gemacht.»

Und dann verfällt sie mit Dad in ein Gespräch darüber, wie unser Restaurant an die besten Leute kommen kann.

«Wie geht es nun mit dem Schwimmen weiter?», fragt mich Rose neugierig.

«Zunächst müssen wir warten bis alle Qualifikationen vorüber sind und dann werden wir irgendwann eine Einladung bekommen. Die Jugendmeisterschaft wird sowieso in Henderson, Nevada stattfinden.»

«Dann könnten wir ja übers Wochenende hinfahren und Rose Las Vegas zeigen», mischt sich Josh ein und Elijah stimmt ihm zu.

«Ja, wenn die Meisterschaft nicht erst im Herbst stattfindet ist das möglich», sage ich und nehme meine Serviette vom Tisch, da das Essen serviert wird.

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«Und wie war das Essen?», fragt Dad und meint dabei eigentlich nur Rose.

«Einfach ausgezeichnet», sagt sie und wischt ihre Hände an ihrer Serviette ab.

«Wollen Sie noch etwas Süsses?», fragt uns der Kellner und grinst erneut zu Rose.

«Rose, du musst das Eis hier probieren. Hier gibt es das beste Eis der Stadt», sage ich und der Kellner nickt zustimmend.

«Oh ja. Ich hätte gerne eine Kugel Erdbeereis», sagt Harper und nachdem Rose, die Dessertkarte begutachtet hat, entscheidet sie sich schliesslich für eine Kugel Pistazieneis.

«Wunderbar», sagt der Kellner und macht sich davon.

Nach dem Essen steigen wir zufrieden und müde in den Wagen und fahren nach Hause.

«Mom und ich müssen morgen früh ins Restaurant, da wir am Mittag eine geschlossene Gesellschaft empfangen. Ihr könntet den Tag mit einer lustigen Aktivität verbringen. Wie wäre es mit Minigolf?», fragt Dad und zieht den Schlüssel aus der Zündung.

Ich öffne die Autotür und springe auf den gekiesten Boden.

«Ja, warum nicht», sagt Josh und ich nicke.

«Genau, Das machen wir», ruft Harper voller Vorfreude.

«Was meinst du Rose?»

Rose blickt zuerst zu mir und dann wieder zu Harper.

«Ich habe das bisher nur einmal gespielt, darum kann es sein, dass ich es überhaupt nicht kann. Aber ich bin dabei.»

Mom und Dad grinsen sich zufrieden an.

«Na dann ist es beschlossene Sache. Ich lasse dir den Wagen da, dann könnt ihr mit dem Auto hinfahren», sagt Dad und blickt mich eindringlich an. «Das du mir ja keinen Unfug mehr machst.»

«Jaja, ich habe es verstanden.»

Er spielt auf etwas an, was vor einem halben Jahr passiert ist, als ich betrunken in einen kleinen Baum gefahren bin. Zum Glück war ich so stockbesoffen, dass ich mit 20km/h durch die Strasse gefahren bin, so dass mir nichts passiert ist und der Wagen nur eine kleine Beule hatte.

Doch seither hält mir Dad jedes Mal einen Vortrag, das ich aufpassen soll und dass sich meine Mitfahrer ganz auf mich verlassen. Wir gehen hinein und ich lasse Rose zuerst ins Bad gehen, was Josh mit einem merkwürdigen Blick quittiert, da ich sonst wenig Lust habe, zu warten bis Rose endlich fertig ist.

Zehn Minuten später warte ich vor der Badezimmertür, dass sie rauskommt und ich noch vor Josh ins Bad kann, doch ich warte vergeblich auf das Drehen des Schlüssels im Schloss.

Endlich tut sich etwas und die Tür wird geöffnet. Rose huscht zu mir in den Gang, mit nichts Weiterem bekleidet als einem langen T-Shirt, welches ihr knapp über den Hintern reicht. Als sie mich bemerkt lässt sie beinahe ihre Kleider, die sie in den Armen hält, fallen.

«Ryan, hast du mich gerade erschreckt», sagt sie und ich probiere mich auf ihr Gesicht zu konzentrieren.

«Sorry», sage ich und im selben Moment, frage ich mich für was ich mich gerade entschuldigt habe. Dass ich sie erschreckt habe oder dass ich sie in ihrem Nachthemd erwischt habe?

Sie grinst und will gerade etwas sagen, als Josh aus seinem Zimmer geschlendert kommt. Als er mich und Rose erblickt bleibt er erstaunt stehen und seine Augen fahren Rose Körper hinauf und wieder runter.

«Was macht ihr da?», fragt er und mustert mich eindringlich.

«Nichts», sagen Rose und ich wie aus einem Munde und Josh zieht eine Augenbraue nach oben.

«Aha.»

«Also ich geh dann mal ins Bett», sagt Rose und geht zu ihrem Zimmer.

Ich versuche ihr nicht auf den Hintern zu starren und blicke stattdessen zu Josh, der das natürlich gerade tut.

«Gute Nacht», flüstert Rose und schlüpft in ihr Zimmer.

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