Kapitel 39: Carlos

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«Was zum Henker machst du hier?» Ryans Stimme klingt hysterisch und es hört sich nicht unbedingt nach einer Frage an.

Meine noch zuvor federleichten Beine, fühlen sich nun schwer an und alle meine Gedanken an Rose sind verpufft.

Als wäre nicht schon genug los, erwischt Ryan mich auch noch vor seiner Haustür, aus der ich mich gerade aus dem Staub machen wollte.

«Im Gegensatz zu dir, kümmere ich mich um Rose, falls du noch nicht gemerkt hast, wie am Boden zerstört sie ist. Ach nein stimmt, du hast ja den Schaden angerichtet.» Meine Stimme trieft vor Spott.

«Wie geht es ihr?» Ryan ignoriert meinen Kommentar, obwohl ich ganz genau weiss, wie ihn solche Sprüche zum Kochen bringen.

«Nicht so gut, aber sie wird darüber hinwegkommen. Wie bei allen deiner Verflossenen wirst du keinen bleibenden Schaden hinterlassen.»

«Pah, und du wirst ihr dabei helfen, oder was? Ich weiss, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber ich werde es wieder geradebiegen.»

«Vielleicht ist es dafür schon zu spät», meine ich nur und öffne die Tür meines Autos.

«Was willst du damit sagen?» Wütend starrt er mich an und ich starre unbeeindruckt zurück.

«Ich will damit sagen, dass ich ihr von Amélie erzählt habe, was du eigentlich schon lange hättest tun sollen. Ausserdem liebe ich sie immer noch und ich werde ihr den Fehltritt verzeihen.»

Fehltritt? Meine Güte ich muss sagen mir passt es gar nicht, wie ich mich gerade gegenüber Ryan verhalte.

Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl er wird mir eine reinhauen.

«Ich werde dir Rose nicht kampflos überlassen», sagt er bestimmt und geht einen Schritt auf mich zu. «Nur damit du's weisst.»

«Das ist mir klar, aber glaube mir, ich bin bereit.»

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Die Nachricht von ihrer Trennung hat sich wie ein Lauffeuer in unserer Schule verbreitet. Und auch die Gerüchteküche brodelt eine Woche später immer noch.

Was sich die Leute alles so für Quatsch ausdenken ist gestört. Ausserdem ist es wirklich schlimm, dass sie sich so um Gelegenheiten anderer kümmern.

Zudem sind sie nicht wirklich diskret und überall wo ich mit Rose hingehe, wird getuschelt und laut darüber spekuliert, was wohl der Trennungsgrund gewesen ist.

Wenn man den Spekulationen Glauben schenken würde, dann sollte Rose mit mir geschlafen haben und Ryan hätte uns auf frischer Tat ertappt.

Und ein anderes Mal sollte Ryan so viel getrunken haben, dass er auf einer Party mit Chayenne rumgemacht haben soll. So ein Schwachsinn.

Lustig an dieser Geschichte ist aber die Tatsache, dass sogar die Person, welche dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat, gemerkt hat, dass man in Begleitung von Chayenne einfach nicht nüchtern sein kann. Würde es nicht um Rose und meinen besten Freund gehen, hätte ich über diese Tatsache sogar gelacht.

Rose und Ryan gehen sich seitdem aus dem Weg und ich sehe, dass die Trennung beiden zu schaffen macht.

Wenn Ryan im Training erscheint, kann man seine Augenringe nicht übersehen, doch niemand verliert auch nur ein Wort darüber. Um unseren Freundeskreis nicht noch mehr zu strapazieren, esse ich seither mit Rose und ihren Freundinnen zu Mittag.

Klar freue ich mich, dass es zwischen uns besser denn je läuft, doch das Ganze hat durch Ryan einen bitteren Nachgeschmack.

Ausserdem möchte ich nichts überstürzen. Sie hängt immer noch an Ryan, dass erkenne ich durch den Schmerz in ihren Augen, wenn Ryan das Biologiezimmer betritt. Meist sogar von Chayenne im Arm begleitet.

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