Kapitel 29: Ryan

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Das erste was ich sehe ist Rose, wie sie herzhaft lacht. Doch sie lacht nicht meinetwegen.

Nein. Sie sitzt neben Carlos in der hintersten Ecke und unterhält sich mit ihm anscheinend gerade über etwas ziemlich Lustiges.

Ich weiss, dass er einer meiner besten Freunde ist, doch im Moment könnte ich ihm an die Gurgel springen. Das ist mein Mädchen.

Chayenne sitzt auf meinem gewöhnlichen Platz und steckt Oliver, einem kleinen, langhaarigen Typen gerade ihre Zunge in den Hals. Ich weiss sie will mich so zurückerobern, doch damit macht sie mich nicht heiss. Ich habe längst mit ihr abgeschlossen.

Ich erreiche Rose und Carlos und setze mich auf den Tisch. Dann klatsche ich Carlos ab, ohne Rose dabei aus den Augen zu lassen.

«Rose hat mir gerade von eurem Disneylanderlebnis erzählt.»

Ich gucke ihn verwirrt an. Das einzige was ich noch weiss ist, dass wir uns geküsst haben. Und zwar mehrere Male.

«Ja, weisst du noch, als du auf der einen Bahn so nass geworden bist?», hilft Rose meinem Gedächtnis auf die Sprünge.

«Ach so.» Ich muss unwillkürlich grinsen.

«Klingt nach Spass», meint Carlos und in seiner Stimme liegt so etwas wie Eifersucht.

«Liebe Schülerinnen und Schüler, darf ich um eure Aufmerksamkeit bitten», tönt unser Lehrer die neue Stunde an.

«Ich möchte gerne ein neues Biologieprojekt starten. Dabei dürft ihr in Partnerarbeit ein Projekt eurer Wahl zum Thema Gesundheit wählen. Bitte beachtet, dass ihr einen mehrseitigen Bericht abgeben müsst und es sollte dabei ein Experiment oder Selbstversuch integriert sein. Das stellt ihr dann der Klasse in einer kurzen Präsentation vor. Natürlich wird das ganze benotet, und zwar zweimal. Zum einen benote ich den Bericht und zum anderen eure Präsentation.»

Unruhiges Gemurmel ertönt in der Klasse und die meisten halten schon nach ihren Freunden Ausschau.

«Bevor ihr euch da gross zusammensetzt, möchte ich noch erwähnen, dass ausgelost wird. Jeder von euch zieht einen Zettel und die Schüler mit der gleichen Nummer arbeiten dann zusammen.»

Mir kommt eine Idee und ich stupse Rose von der Seite an. «Wie wäre es, wenn wir fragen, ob wir zusammenarbeiten können und dann ein paar Wochen auf eine sehr gesunde Ernährung oder so achten?»

«Ryan, das ist eine grossartige Idee. Ich wollte sowieso einmal diese Drinks ausprobieren», flüstert Rose zurück und ich nicke triumphierend.

Dann hebe ich die Hand.

«Ja, Ryan?», Mister Collins sieht so aus, als ob er jetzt etwas sehr Dummes von mir erwartet.

«Ich wollte Sie fragen, ob ich mit Rose zusammenarbeiten kann, da wir ja unter demselben Dach wohnen und wir gerne gemeinsam eine gesunde Ernährungskur als Selbstversuch starten würden.»

Ich schmücke das Ganze noch ein wenig aus. «Um möglichst gute Resultate zu erzielen, die gleich an beiden Geschlechtern getestet werden könnten, wäre es von Vorteil.»

Mister Collins überlegt eine Weile und ich ernte Gelächter von Chayenne.

«Süss, wollt ihr gleich noch als eine Person zusammenwachsen, oder was?»

Carlos klopft ungeduldig mit seinen Fingern auf dem Tisch herum. Bei Chayennes Bemerkung setzt das Klopfen für einen Moment aus, bis es dann wieder lauter einsetzt.

«Ryan das ist eine sehr gute Idee, die du hier vorzuweisen hast und wenn das für Rosalita auch in Ordnung ist, können wir das so machen.» Rose nickt und Collins notiert etwas in sein Arbeitsheft.

Zufrieden mit meiner Idee, sitze ich die nächste Viertelstunde mit verschränkten Armen auf meinem Stuhl und beobachte die hartnäckigen Schüler, die Mister Collins ebenfalls zu überreden versuchen, sie mit ihren Freunden arbeiten zu lassen. Doch ohne Erfolg.

Mister Collins begründet, dass Rose und ich eine absolute Ausnahme sind und nachdem jeder seinen Teampartner gefunden hat, Carlos hat leider Streber Lisa erwischt, dürfen wir mit unserem Projekt starten.

«Wie lange wollen wir unsere Ernährung umstellen? Und wie erklären wir das Susanna?», fragt mich Rose und reisst sorgfältig ein Blatt aus ihrem Heft heraus.

«Also ich würde es sicher zwei Wochen lang durchziehen. Damit wir dann auch eine Veränderung spüren, oder eben nicht. Und Mom wird wahrscheinlich sehr begeistert von unserer Idee sein und wenn wir beide hin und wieder einmal das Kochen übernehmen, dann hat sie bestimmt nichts einzuwenden.»

«In Ordnung. Wir könnten uns ja nach der Schule so ein Kochbuch für gesunde und abwechslungsreiche Ernährung kaufen. Oder meinst du gibt es auch welche in der Schulbibliothek?»

Rose sieht mich fragend an. Ich überlege einen Moment.

«Kann schon sein. Am besten gehen wir in der Mittagspause mal nachsehen, bevor wir eins kaufen. Aber ansonsten ist das eine gute Idee.»

«Gut, den Vortrag halten wir schon in vier Wochen. Da wir noch eine Reflexion schreiben müssen, schlage ich vor, dass wir uns ein paar Tage darüber Gedanken machen wie wir vorgehen wollen und dann beginnen wir noch diese Woche.»

Rose ist wirklich gut im Planen und ich merke, dass ihr dieses Projekt Spass machen wird. Und mir wahrscheinlich mehr, als ich zu Beginn gedacht habe.

«Abgemacht», sage ich und halte ihr die Faust hin.

Sie schlägt ihre dagegen und schenkt mir das bezauberndste Lächeln, dass ich je gesehen habe.

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