Kapitel 29 / Yenge

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Beine angewinkelt, das Kinn auf den Knien und der Blick starr. Die Umgebung im Einklang der Natur, der rauschende Fluss vom Wind erleichtert. Dilek saß an einem Ufer, weit weg von der Menschlichkeit, nachdenkend und beruhigt. Dieser Ort befriedigte ihre brennende Seele und beruhigte ihre wilden Gedanken. So viel war in den vergangenen Jahren passiert, so viel leid und Schmerz. Und derzeit war sie an einem Punkt, wo all das zu viel war. Wo jeder einzelne Gedanke ihr schmerzte. „Guter Platz." erschrocken zuckte sie zusammen und sah hoch. Sofort danach verdrehte sie ihre Augen und sah wieder nach vorne. „Was erschreckst du dich immer so Mädchen?" fragte Caner und sie sah beiseite. Derzeit hatte sie keine Laune, Caner zu sehen oder mit ihm zu sprechen. „Ich rede mit dir." „Verschwinde." brummte sie und stöhnend setzte sich Caner neben ihr. „Was los? So kenne ich dich gar nicht." stellte er fest und sie lachte verächtlich auf. „Lass mich in Ruhe Caner." ihr Blick erschütterte sein Körper. Sie war anders. Das war deutlich zu sehen. Dilek war niemals diese Art von Person die sich leicht runter kriegte. Sie war stark, egal was passierte und sie gewann die Stärke durch ihr Glauben an Allah. Doch sogar der beste moslem, kann eines Tages an seine Grenzen kommen und anders sein. Dilek wusste, dies war nur für einen Moment und in diesem Moment brauchte sie ihre Einsamkeit. Denn Allah erteilt niemanden lasten die der Mensch nicht tragen kann. „Wow." staunte er über eisige Schulter. „Du weißt mich macht das an, wenn du wütend bist." zwinkerte er und Dilek spannte sich dadurch noch mehr an. „Ich dachte du wirst für immer bei mir bleiben?" amüsierte er sich. „Und ich dachte du wärst anders." er hielt inne. „Aber siehe da. Jeder kann sich täuschen." „Was willst du damit sagen?" fragte Caner misstrauisch. „Mein Vater? Klingelt da was?" fragte Dilek und er runzelte die Stirn. „Er wurde zusammen geschlagen. Würde übel zugerichtet. Unzählige Brüche. Und erst heute ist er wieder raus. Jetzt sag mir wer das war." deutend sah sie in seine Augen und er lachte auf. „Denkst du ich war das?" „Wäre es denn das erste mal?" spottete Dilek und schüttelte sein Kopf. „Dein Vater ist ein Mann mit vielen Sünden. Mit vielen Feinden. Ich war es nicht." „Genau." Dilek sah wütend auf den Fluss. „Dilek ich war es nicht." verdeutlichte Caner. „Lass mich in Ruhe." „Ich dachte du willst es nicht." „Jetzt will ich genau das was du willst, Caner. Genau das." zischte sie ihn an. „Ich will keinen Mann, wie meine Mutter ihn hat. Keinen der mit den Sünden und dem Teufel handelt. Und du und mein Vater habt es mir bewusst gemacht... ich werde bald weg sein." ihre Wörter gingen tief in ihm ein und er spannte sich dieses Mal an. Er sah wie ihre Augen unter Schmerz glitzerten. „Aber anscheinend kannst du deinen Wörtern nicht stand halten." setzte sie an. „Du bist hier, obwohl du mich nicht haben willst." „Ich habe gesehen wie es dir ging und bin gekommen. So behandelst du mich jetzt dafür?" fragte er spöttisch. „Was los? Kannst du dein Spiegelbild nicht ab?" Dilek war deutlich genervt. „Okay. Ich verpiss mich. Aber heul nicht wenn du was hast." „Ich habe dich noch nie um einen Gefallen gebeten. Ich habe immer alles alleine getan und werde auch jetzt alleine zurecht kommen. Also stell dich nicht in die Höhe und denk nicht du wärst etwas besseres, was ich gebrauchen könnte." zischte Dilek. „Yallah." wütend stand Caner auf und lief weg. Wo beider Körper sich entfernten, schrien beider Seelen einander.

„Nein." Dilek war auf ihrem Balkon und hielt ein Telefon an ihr Ohr. Absichernd sah sie sich die ganze Zeit um. „Wir müssen es diese Woche machen. Bevor es zu spät ist." flüsterte sie und sah rein. Drin behandelte ihre Mutter ihren verletzten Vater, der beinahe überall Verbände hatte. „Ich hab einen Plan. Der ist ganz gut. Nur musst du mit machen." deutete Dilek und sah runter. „Ja. Er lässt mich von seinen Cousin beschatten." lachte Dilek und sah ein Auto in der Ferne. „Nein. Caner wird da erst nicht mit einbezogen. Wir müssen es erst mit denen machen. Wenn ich weg bin, kann passieren was passieren kann." setzte Dilek an und atmete tief durch. „Ja. Ich werde gehen." nickte sie und saß sich hin. „Ich muss. Auch wenn alles was ich will und wofür ich gestrebt habe. Was ich liebe und Ehre... hier bleiben muss." schluckte sie und rieb sich danach die Stirn.

Ya allah, weise den Weg Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt