Kapitel 38 / Ehrgeiz

55 5 0
                                    

„Wie kannst du so ruhig sein?!" entsetzt sah Dilek zu Ali, der im Wohnzimmer gegenüber ihr saß. „Er ist dein bester Freund. Dein Bruder. Und er ist weg. Einfach verschwunden." „Du meinst abgehauen." gereizt sah Leyla zu Dilek. „Spar es dir Leyla." zischte Dilek. „Ihm ist was passiert." nickte Dilek selbstsicher. „Ich habe so lange Geduld gehabt. Gewartet bis du oder Ferhat was findet. Aber jetzt werde ich anfangen selbst etwas zu tun." „Und was willst du tun?" spottete Leyla. „Du kannst nicht mal richtig gehen." geschockt sah Dilek zu Leyla, die erst dann bemerkte was sie gesagt hatte. Ali erweiterte seine Augen. Er befürchtete das schlimmste und sah so zu Leyla. „Auch einer ohne Beine, kann seine Arbeit erledigen. Mach dir drum keine Sorgen. Ich werde dir keine Last mehr sein." wütend rappelte sie sich auf. „Dilek. Es tut mir leid. So war das nicht-..." „Haltz Maul." „Dilek." Leyla wollte ihr aufhelfen. „Fass mich nicht an." fauchte Dilek und stützte sich sofort an der Wand ab. „Ich kriege mein scheiss alleine hin." humpelnd lief sie in ihr Zimmer und sah dem Morgen Licht entgegen. „Ich wollte das nicht sagen." seufzte Leyla und plumpste sich neben Ali hin. „Dieser Hund. Er hat sie so sehr verletzt und trotz das er weg ist, verletzt er sie noch mehr." verzweifelt ging sich Leyla übers Gesicht. „Wir wissen nicht warum er gegangen ist, Leyla." verdeutlichte Ali. „Wag es nicht ihn mir gut zu reden." „Es ist die Wahrheit. Und die Liebe zwischen denen war anders... Dilek hat Caner so verändert. Wie sonst niemand... er hat sie tief in sich rein gelassen und dort behalten... ich glaube nicht das das so schnell vorbei ist." setzte er an. „Wenn er sich ihr nähert. Bringe ich ihn um." wütend spannte sich Leyla an.

„Nimm doch ab." winselte Dilek unruhig und rief schon zum Tausendsten mal Caner an. „Ich bin es doch. Deine Dilek." setzte sie verzweifelt an und das Telefonat beendete sich wieder, nach unzähligen piepen. „Warum lässt du mich so allein?" verzweifelt hielt sie sich die Hände auf die Wangen und sah verträumt in die leere. Wie gerne würde sie Caner's Stimme hören und ihn bei sich haben. Erstrecht an so einer Zeit, wo sie am meisten ihn haben wollte. Plötzlich klopfte es an der Tür und verwundert erhob Dilek ihren Kopf. „Kann ich rein?" Leyla streckte ihren Kopf ins Zimmer. „Ja." nickte Dilek und zögernd lief Leyla rein. „Ali ist gerade für uns essen holen gegangen. Du weißt mit den kochen muss ich noch üben." lachte sie nervös auf. „Ja." Dilek versuchte nicht kalt zu wirken, doch dennoch war ihre Seele nur an einem Punkt. Bei Caner. „Es tut mir leid was ich letztens gesagt habe." entschuldigte sich Leyla. „Aber meine Gedanken werden sich ihm gegenüber niemals ändern... denn ich musste zu sehen wie du fort gegangen bist und ich musste zu sehen, wie du gelächelt hast und hinter diesen Augen sich Tränen voller Schmerz und leid versteckten... all die Monate. Hast du nur so getan. Für einen Mann der nicht mal aufzufinden ist." verdeutlichte Leyla. „Ihm muss was passiert sein. Sonst wäre er sofort da." nickte Dilek und Leyla seufzte. „Rede bitte nicht mehr mit mir über ihn. Denn unsere Entscheidungen liegen weit weg voneinander. Und wegen ihm will ich dich nicht verlieren." setzte Leyla an und Dilek nickte zögernd, woraufhin Leyla etwas erleichtert war. „Ich hab was für dich." sie lief aus dem Zimmer und neugierig beugte sich Dilek vor. „Tada." sie sah zwei schwarzen Gehstützen entgegen. „Die sind heute morgen angekommen. Ali hatte die mitgenommen auf dem Weg." „Endlich." erfreut nahm Dilek die entgegen. „Dankeschön." strahlte sie und stellte sich mit leichter Anstrengung auf. „Und? Wie ist es?" „Perfekt eingestellt." mit denen lief sie vor.

„Leyla wird mich umbringen." unwohl sah Ali zu Dilek die verträumt aus dem Auto sah. „Niemand wird was sagen." verdeutlichte Dilek. „Wann soll ich dich wieder abholen?" „Ich werde dir Bescheid geben." sie öffnete die Beifahrertür und stieg mit ihren Gehstützen aus. „Ruf mich an sobald was ist. Und zwar sofort." forderte Ali. „Ja." Dilek sah ihn nicht einmal an. Sie sah nur das was sich vor ihm befand. Ohne zu zögern lief sie los und hielt genau dann vor der Tür an. Es war Caner's Villa. Sein Haus, genau so wie sie es in Erinnerungen hatte. Der Ort an dem so vieles passiert war. Von einen Schlitz aus der Wand nahm sie ein Schlüssel hinaus und öffnete damit die Tür. Unwohl lief sie hinein und sah sich um. „Caner?" schrie sie und ihre Stimme hallte zurück. Ein Schauer ragte sich über ihren Rücken und bedrückt lief sie durch das ganze Haus. „Caner bist du hier?" sie öffnete das Schlafzimmer und sofort erschlugen sie die Erinnerungen. Schmerz durchzog ihre Brust und verengte ihr Herz, sowie ihre Lunge. Ungewollt kamen ihre die Tränen auf und beängstigt lief sie hinein. Sie schob seine Kleiderschranktür beiseite und sah einem vollen Kleiderschrank entgegen. Und das war der Moment in dem ihr die Tränen fielen und sie sich aufs Bett setzten musste. „Ya Allah. Schenke mir Kraft und Geduld." winselte sie unter Tränen.

Mit den Gehstützen humpelte Dilek durch die Straßen und hielt vor einer anderen bekannten gegen an. „Ist Ferhat da?" dies war Caner's Café und sie sah den Bodyquards entgegen. „Hast du eine Verabredung?" „Nein." „Dann verschwinde." beide richtete sich komplett gerade auf und ignorierte Dilek's Dasein. Dilek schüttelte genervt ihren Kopf und schritt vor, doch hielt der eine sie bei nur einer Hand auf. „Nicht so voreilig." warnte er. „Du lässt mich da jetzt sofort rein. Sonst schlage ich dich." drohte sie und die Männer schmunzelten. Ohne das sie was ahnen konnte schlug der eine, eine ihrer Krücken weg und geschockt sah Dilek auf. Ihr gesamtes Gewicht lagerte sich nur auf die linke Seite. „Hey!" schrie sie wütend. „Verschwinde. Sonst gibt es schlimmeres." „Ruf mir sofort Ferhat her!" schrie Dilek zurück. „Oder Allah bewahre-..." „Wir wiederholen uns kein zweites Mal." drohte der andere. „Ferhat! Ferhat komm sofort raus! Ferhat!" schrie Dilek auf einmal und wollte rein. „Hey!" schrie sie danach als die Männer sie hoch trugen. „Lasst mich los!" schrie sie. „Was ist hier los?" brüllte Ferhat wütend und der Mann stellte Dilek auf die Straße. „Dilek?" überrascht sah Ferhat zu Dilek, die beinahe weg kippte. „Hey hey." sofort stützte er sie und sah überrascht in ihr Gesicht. „Ich brauche deine Hilfe nicht." sie lagerte sich wieder auf eine der Gehstützen. „Hier." verwundert gab Ferhat ihr das andere und sie stand wieder normal. „Was suchst du hier?" „Ich wollte zu dir, aber diese Frostbeulen haben mir keine Chance gelassen." zischte Dilek. „Hättest du mich angerufen." „Ach. Und du wärst ran gegangen?" spottete sie. „Jetzt weiß ich genau was er an dir fand." amüsierte sich Ferhat und Dilek schüttelte sich wütend ihr Kopf. „Ihr merkt euch ihr Gesicht. Sie hat freien Einlass." befiel Ferhat und die Männer nickten. „Wir gehen jetzt rein." somit lief Dilek vor und tief durch atmend erhob Ferhat die Augenbrauen. Er wusste das das ein stressiges Gespräch sein würde. „Diese Frau, weiß was sie will." amüsierte sich einer der Männer. „Lasst das niemals neben Caner raus. Er weiß das nämlich auch." seufzend lief Ferhat rein.

„Du hast mir gesagt dich bei mir zu melden, wenn du was findest." zischte Dilek und Ferhat rieb sich die Schläfe. „Ich weiß." „Und?" sprach Dilek gereizt. „Ich hab nichts." „Lüg mich nicht an." fauchte sie. „Ich lüge nicht." „Deine Pupillen erweitern sich dabei. Sicher das du nicht lügst." deutete Dilek und Stirn runzelnd, wie auch überrascht sah Ferhat sie an. „Du bist gut. Du überraschst mich jedes Mal aufs neue. Trotz das Caner mir sagte das du gute Menschen Kenntnisse hast. Aber ich habe Drogen genommen." „Ich bin Krankenschwester. Nur neben bei. Und das war auch eine Lüge." verdeutlichte sie. „Dilek. Ich hab nichts. Okay? Ich finde Caner nicht." „Ich glaube dir nicht." „Das ist nicht mein Problem." er lehnte sich gestresst zurück. „Ich habe genug zu tun. Das was Caner mir hinterlassen hat, ist stressig genug. Auch noch jemand so gutes wie ihn zu finden, kriege ich nicht hin." verdeutlichte Ferhat. „Du musst es hinkriegen. Er ist dein Cousin." „Ich schaffe es aber nicht." setzte Ferhat wieder an. „Er hätte alles getan damit er dich findet." „Ich bin nicht er." „Dann sei besser!" schrie Dilek am Ende ihrer Nerven und beide sahen sich an. Ferhat ohne jegliche Emotionen, Dilek mit viel zu vielen die sie aus der Fassung brachten. „Ihm könnte was zugestoßen sein. Irgendetwas... es könnte vieles passiert sein. Wie kann es dir so egal sein?" fragte Dilek verzweifelt. „Ich kenne Caner. Ich bin mit ihm aufgewachsen. Und ich weiß was für ein Überlebenskünstler er ist." genervt schüttelte sich Dilek den Kopf und sah stur gerade aus. „Ich werde ihn finden." wütend richtete sie sich auf und sofort stand Ferhat auf. Wenn Dilek was passieren würde, würde Caner es ihm niemals verzeihen. „Und wie willst du das anstellen." „Allah hat unsere Wege immer gekreuzt. Und auch dieses Mal wird es so. Und dieses Mal. Werde ich dafür kämpfen. Ich werde ihn finden. Bei Allah. Ich werde ihn finden." versicherte sie und Ferhat atmete tief durch. „Hoffentlich wirst du dann nicht zu tief fallen." „Tiefer geht es eh nicht mehr." lachte Dilek auf und lief mit den Krücken weg.

Tief durch atmend lehnte sie ihren Kopf zurück und sah verträumt durch die Glasfront in die Nacht. Der Mond spiegelte sich auf dem Pool und ihre Gedanken wie auch Gefühle versetzten sie in Tränen. Sie war so sehnsüchtig. Dilek wollte einfach nur noch Caner, sodass es sie zerbrach und verletzte. Die Sehnsucht frass sie Wort wörtlich auf. „Wie lange kann ich denn noch geduldig sein?" winselte sie. „Ich will doch nur wissen wie es dir geht." setzte sie an und wischte sich die Tränen weg. „Du willst die Wahrheit?" erschrocken drehte sich Dilek um und sah Ferhat entgegen. „Was machst du denn hier?" schluckte sie. „Bist du bereit etwas zu erfahren was du nicht erfahren wollen würdest?" fragte er und sie zögerte lange auf eine Antwort. „Ja." krächzte sie. „Er ist abgehauen." sprach er ohne jegliche Rücksicht und verblüfft hielt Dilek inne. Nur drei Wörter und ihr Herz hielt inne. „Hör auf zu lügen." winselte sie. „Es ist die Wahrheit. Ich musste sein Posten übernehmen. Caner ist abgehauen sobald du erschossen wurdest. Er hat nicht gesagt warum. Aber er ist weg. Und er wird nicht wieder kommen. Dafür hat er mit allem gesichert." versicherte Ferhat und geschockt starrte Dilek ihn an, während sich etwas in ihr entzwei brach.

Ya allah, weise den Weg Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt