Kapitel 20

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Ich war noch nie bei Jace zuhause. Und ich habe auch keine Ahnung wo er wohnt.

In unserer blad zweijährigen Freundschaft habe ich mir noch nie darüber Gedanken gemacht, wohin er verschwindet wenn er keine Zeit mit mir verbringt. Und bisher fand ich das auch gar nicht seltsam.

Ich verbringe viel Zeit mit ihm, normalerweise jedenfalls, aber meistens treffen wir uns bei Tess und mir oder wir gehen aus.

Irgendwie dachte ich immer, dass er einfach im Wohnheim lebt und vielleicht seinen Mitbewohner nicht besonders mag und deshalb nie zu sich einlädt. Egal was ich mir gedacht oder auch nicht gedacht habe, ich lag völlig daneben.

Jace wohnt definitiv nicht im Wohnheim.

Das kleine Häuschen am Stadtrand wirkt zunächst unscheinbar und etwas zerfallen, doch sobald man bemerkt, dass es viel weiter in den Garten hineinreicht als man zunächst denkt, ist man beinahe geschockt von der Größe.

Überrascht starre ich in den am Grundstück angrenzenden Wald, in dem ich ein paar Hütten ausmachen kann.

Wer lebt denn bitte im Wald? Und dann auch noch so nahe an einem Vampir?

Während ich noch dumm dastehe und den Wald angaffe, geht Tess zur Tür und klingelt.

Irgendwie bin ich nervös. Was wenn es Derek nicht gut geht?

Schnell schiebe ich den Gedanken beiseite als uns die Tür geöffnet wird.

Jace lächelt, so wie er halt immer lächelt, doch als sein Blick auf mich fällt verrutscht es etwas.

„Hey", sage ich schwach und würde mir dafür im nächsten Moment am Liebsten ins Gesicht schlagen.

„Du solltest noch nicht auf den Beinen sein", bemerkt er, doch er gibt die Tür frei und Tess und ich schlüpfen hinein.

Wir kommen direkt in eine riesige Eingangshalle, die nur durch einen großen Kronleuchter erhellt wird und das auch eher schlecht als recht. Trotz des hellen Marmors und den griechischen Säulen wirkt die Eingangshalle düster. Überrascht stelle ich fest, dass es keine Fenster gibt und auch kein Oberlicht, das ein wenig Sonnenlicht ins Innere tragen könnte.

Eine zweiseitige Treppe führt vor uns in die nächste Etage und rechts und links vom Eingang gehen Flure weg, die wohl weiter ins Innere führen sollen. Irgendwie erscheint mir dieses Haus wie ein Irrgarten.

„Und du solltest Derek nicht angekettet haben", antworte ich auf Jace' Bemerkung.

Seine Antwort besteht aus einem Schnauben, dann geht er voraus und Tess und ich hinterher.

Er biegt in den rechten Flur ein und gibt ein schnelles Tempo vor. Wir kommen an sehr vielen schweren Holztüren vorbei, doch keine steht offen und vor keiner bleiben wir stehen.

Verwirrt stolpere ich den roten Läufer entlang und betrachte die vielen kleinen hölzernen Beistelltische, auf denen je eine Vase steht, aber ohne Blumen.

Dieses Haus erscheint mir seltsam, doch ich kann einfach nicht den Finger darauf legen.

Und als ich dann plötzlich draußen im Garten auf dem vertrockneten Rasen stehe, weiß ich gar nicht mehr weiter.

„Wo gehen wir hin?", frage ich etwas zu grob und atme einmal tief durch.

Wieso nur bin ich so angespannt? Was ist denn los mit mir?

„In den Keller", antwortet Jace schlicht und führt uns zu einer merkwürdigen Holzklappe im Boden direkt vor der Hauswand.

Als er die Klappe aufzieht und deren Angeln ein quietschendes Geräusch verströmen überläuft mich eine unangenehme Gänsehaut.

Notorious Mate [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt