Kapitel 3

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Müde stehe ich auf und mache mich für die Schule fertig. Immerhin ist es Freitag und danach habe ich das gesamte Wochenende über Ruhe und kann mich von den neuen Wunden erholen.

Da meine Mom wieder Frühschicht hat esse ich alleine.

Verschlafen stopfe ich die Cornflakes in meinen Mund als es an der Haustür klingelt. Seit wann bekommen wir denn Besuch?

Auf dem Weg zur Tür stoße ich mir meinen großen Zeh am Sofa und springe die letzten 3 Meter auf einem Bein.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht öffne ich die Tür.

"Morgen", grinst mich Derek an.

Oh nein.

Kurz überlege ich, ob ich die Tür vor ihm einfach wieder zuschlagen soll, doch dann erinnere ich mich wieder an seine Kraft, mit der er die Tür einfach wieder aufdrücken könnte, und entscheide mich dagegen.

"Ist alles okay?", fragt er dann und sieht zu meinem in der Luft stehenden Bein. Innerlich schlage ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Peinlich.

So unauffällig wie möglich stelle ich meinen Fuß wieder auf den Boden und lächle ihn verwirrt an. Woher weiß er überhaupt wo ich wohne?

"Was- ähh- was willst du hier?", sage ich schließlich und gähne ausgiebig. Ich bin absolut kein Morgenmensch.

"Ich nehme dich mit zur Schule. Was soll ich denn sonst hier?", erwidert er und grinst sein schiefes Lächeln, "Also zieh dich an, dann können wir los."

Verwirrt sehe ich ihn an. Wieso fährt er extra den Umweg zu meinem Haus und holt mich ab? Das ergibt keinen Sinn. Kann er mich nicht einfach wieder in Ruhe lassen? Sein Blick sagt mir allerdings, dass ich wohl keine Wahl habe.

"Ich bin schon fertig", sage ich und will mir gerade meine Jacke schnappen als er lacht.
Verdutzt starre ich ihn an.

"Oh nein! Du versteckst dich jetzt nicht mehr!", sagt er und seine Augen werden noch schwärzer als ohnehin schon.

"Was meinst du damit?"

Leise lacht er sein raues Lachen und meine Nackenhaare stellen sich auf.

"Du hast dich gestern gewehrt und heute bist du nicht mehr das kleine, schwache Mädchen. Es gibt keinen Weg mehr zurück."



Und ob es den Weg zurück gibt!

Natürlich bin ich dabei mich zu verändern und ich will auch nicht mehr das Opfer sein, aber das alles ändert sich nicht innerhalb von einem Tag!

Ich habe noch immer Angst und meine Wunden sind noch frisch.

Da Derek mich zwingt, lasse ich mich von ihm mitnehmen, allerdings rede ich nicht mit ihm.

Sein Auto wirkt überraschend sauber und aufgeräumt und ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich den Wagen seines Dads geliehen hat, denn den schwarzen Mercedes habe ich noch nie auf dem Schulparkplatz gesehen. Aber wieso fährt er ihn dann ausgerechnet jetzt?

"Danke", sage ich schnell als ich aussteige und laufe weg. Ich will nicht, dass jemand sieht, dass Derek mich zur Schule gefahren hat. Nicht wegen mir, aber wegen ihm. Ich habe Angst, dass das alles nur ein Trick ist und er mich in der nächsten Sekunde verletzt. Ich kann ihm einfach nicht trauen. Dennoch will ich nicht, dass er durch mich Schaden erleidet, wenn due anderen uns zusammen sehen.

Er könnte seinen Rang im Rudel verlieren und das nur wegen mir. Das lasse ich nicht zu.

Als ich mit schnellen Schritten über den Asphalt gehe, spüre ich seinen Blick auf mir, doch ich drehe mich nicht um.



Der Schultag vergeht ganz normal. Ich werde beleidigt, mir werden Beine gestellt und ich sammle neue blaue Flecken.

Die anderen verspotten mich weil ich etwas gesagt habe, weil ich es gewagt habe mich zu wehren.

In der Mittagspause zieht Derek mich wieder weg. Diesmal allerdings nach draußen hinter die Schule.

"Wieso lässt du das alles immer noch zu?", knurrt er ohne eine Begrüßung.

Seine Augen werden langsam rot und ich schlucke.

Er ist wütend. Und zwar auf mich. Wenn er es wollte, könnte er mich mit bloßen Händen zerfetzen. Wieso kann er nicht einfach verstehen, dass er mich in Ruhe lassen soll?

"Weil sich nichts verändert hat", flüstere ich.

Ich wage es nicht meine Stimme zu erheben und ihn möglicherweise noch wütender zu machen.
Mal wieder tritt er auf mich zu und ich weiche zurück bis ich die Backsteinmauer der Schule im Rücken habe.

Das hier ist der perfekte Platz für einen Mord.

Um uns herum befinden sich mannshohe Backsteinmauern, die uns von allen Seiten abschirmen. Der Boden besteht aus Beton und in der Mitte befindet sich ein Abfluss. Außerdem stehen mehrere Müllcontainer in dieser "Nische", die einen so bestialischen Gestank verbreiten, dass eine verwesende Leiche selbst von einem Werwolf nicht gefunden werden kann.

"Ich hätte dich beschützt!", ruft Derek jetzt.

In diesem Moment platzt mir der Kragen. Natürlich hätte er mich jetzt beschützt, aber er hätte auch einfach dafür sorgen können, dass es gar nicht erst soweit kommt! Er hat mich damals als einer der ersten gehänselt.

"Ich will aber deinen bescheuerten Schutz nicht!", brülle ich zurück und bin selbst von meiner kraftvollen Stimme überrascht.

"Doch du willst ihn!", knurrt er durch seine sich entwickelnden Fänge.

Seine roten Augen werden langsam weiß und meine Nackenhaare stellen sich auf, ein Zittern überläuft mich.

Verängstigt schließe ich die Augen.

Ich will schreien, doch mich würde niemand hören.

Plötzlich spüre ich einen scharfen Schmerz in meinem Nacken.

Das war's. Das ist der Moment, in dem ich sterben werde.

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Oh, Oh

Jetzt wird es langsam spannend...

Was denkt ihr bisher über Derek: Yay or Nay? ;)

Und sorry für das kurze Kapitel, aber es kommen bald mehr :D

Notorious Mate [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt