Kapitel 30

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Was habe ich da getan? Wieso habe ich ihn gebissen? Meine Beine wackeln wie Pudding, doch diesmal kann Derek mich nicht festhalten. Schmerzhaft treffen meine Beine auf den Boden, dann schlägt mein Oberkörper auf und zuletzt mein Gesicht. Mein Magen verkrampft sich schmerzhaft und der metallische Geschmack des Blutes gibt mir den Rest. Lautstark übergebe ich mich auf den Boden vor mir, doch ich habe nicht genug Kraft um mich aufzusetzen.

Warmes Erbrochenes streift meine Wange, wodurch ich mich erneut übergeben muss. Ich fühle mich ekelhaft und kränklich, doch immerhin haben meine Muskeln aufgehört sich zu verkrampfen. Vermutlich haben sie einfach keine Kraft mehr und wenn ich nicht in meiner eigenen Kotze liegen würde, wäre ich jetzt ziemlich erleichtert darüber.

„Geht's dir gut?", fragt Jace sanft, der die ganze Zeit über hinter mir gestanden hat und alles mitansehen musste. Ich will vermutlich gar nicht wissen, was er im Moment denkt, schließlich hat er Derek mich und dann mich Derek beißen sehen und nun liege ich in Erbrochenem und kann mich nicht regen. Mein Anblick muss eigentlich zum Todlachen sein!

„Es geht", antworte ich schwach und versuche den säuerlichen Gestank zu ignorieren, der eine erneute Welle der Übelkeit über mich schickt.

Ganz vorsichtig berührt eine warme Hand meine Schulter, doch diesmal will ich nicht zurückweichen. Anscheinend ist wieder alles beim Alten.

Langsam werde ich gedreht, sodass ich jetzt auf sauberem Beton liege und nicht mehr in meinem Frühstück. Eigentlich wirklich schade um das Porridge.

Leise lachend schüttelt Jace den Kopf. Er hat sich zu mir auf den Boden gekniet und betrachtet mich durch ein paar Strähnen seines braunen Haares. Der warme Blick aus seinen grünen Augen beruhigt mich ein wenig, doch direkt hinter ihm erkenne ich den zerstörten Raum und meine Sorge macht sich wieder bemerkbar. Geht es Derek nun so wie mir bei meinem ersten Biss? Ist er ohnmächtig? Verkrampfen sich seine Muskeln so schlimm wie meine? Doch dann hätte ich sicherlich einen Aufschlag gehört! Er besteht schließlich nicht aus Luft.

„Du hättest wirklich nicht meinen Boden vollreiern müssen", bemerkt Jace jetzt und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen, doch ich fühle es nicht.

„Ich hätte auch lieber nicht gekotzt", antworte ich ihm, was ihm ein leises Lachen entlockt. Dieses süße kleine Lachen hat er schon seitdem ich ihn kenne. Schon bei unserer ersten Begegnung hat er es mir gezeigt und schon damals hat es mich ebenfalls zum Lächeln gebracht. Meine Wangen spannen ein wenig, aber immerhin ist mein Schmunzeln echt.

„Wie geht es Derek?", frage ich jetzt und sofort verrutscht Jace' Mimik. Irgendwas stimmt nicht und dieser miese Kerl hat mich bloß abgelenkt! „Was ist passiert?"

Mit einem wütenden Blick fordere ich ihn dazu heraus mich anzulügen, doch er gibt seufzend nach und schließt für ein paar Sekunden die Augen. Zum ersten Mal sieht er tatsächlich aus wie der alte Mann, der er eigentlich ist.

„Er hat die Ketten gesprengt und ist aus der Tür gelaufen", erklärt mein bester Freund. Sofort will ich aufstehen und ihn suchen gehen, doch keiner meiner Muskeln bewegt sich. Einzig mein Magen reagiert auf meinen Befehl und hebt sich. Angestrengt versuche ich den Rest meines Frühstücks bei mir zu behalten, doch Jace scheint davon nichts mitzubekommen, denn er redet einfach weiter: „Wenn er sich gestern während der Sommersonnenwende nicht so gut unter Kontrolle gehabt hätte, wäre er wohl über dich hergefallen."

Er hatte sich doch gar nicht im Griff, oder etwa doch? Schließlich hat er sich unkontrolliert verwandelt und immer wieder gegen die Ketten geworfen. Allerdings hat Jace Recht, wenn er sich diesmal so einfach hat befreien können, dann hätte er schon gestern freikommen können. Wir haben ihn wohl alle unterschätzt.

Notorious Mate [Pausiert]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt