Kapitel 19

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Ein leichtes Kitzeln ist das erste was ich wahrnehme. Dann die Helligkeit und dann die Wärme. Langsam öffne ich noch verschlafen die Augen und sehe direkt Jacks Gesicht vor mir. Ich lächle ganz von selbst.
Er schläft noch, doch sein Atem bläst auf meine Haare. Davon kommt also das Kitzeln. Im Schlaf müssen wir uns bewegt haben, denn ich liege höher und er seitlicher, sodass wir uns genau gegenüber liegen und uns ansehen können.

Jacks Arme sind um meine Taille und unter meinem Nacken geschlungen. Er hält mich so fest, dass ich ihn wecken würde, wenn ich mich jetzt bewegen würde. Aber ich liege gern noch ein wenig hier in seinen Armen.

Über meine Schulter blicke ich zur Stadt, die schon wieder voller Autos und Menschen ist. Es muss also schon später Vormittag sein, oder die Zeit in der alle ins Büro müssen. So oder so ist die Stadt voll und laut, aber ich liebe es hier. Man hat das Gefühl in einer Großstadt zu leben, kann aber auch jederzeit in die Natur, die nur einen Sprung entfernt ist.

Jack bewegt sich ganz leicht neben mir und ich muss mich anstrengen ein Kichern zu unterdrücken, als er die Nase kräuselt und die Stirn runzelt. Vielleicht kitzelt ihn irgendwas. Sanft streiche ich ihm über die Stirn und sie glättet sich allmählich wieder. Ich lege den Kopf entspannt zurück auf seinen Arm und betrachte ihn.

Grinsend erinnere ich mich daran, wie er in meine Umkleide hinein geplatzt ist. Und wem immer ich dafür danken muss, ich tue es. Von ganzen Herzen. Auch wenn wir uns erst seit ein paar Wochen kennen, fühlt es sich einfach schon nach so viel mehr an. Jeder Blick den er mir schenkt, jedes Grinsen auf seinem Gesicht und jedes Lachen von ihm erinnert mich daran wie schön und unkompliziert das Leben sein kann.

Erst jetzt wird mir klar, dass ich wieder einmal gerannt bin. Auf der Suche nach etwas das sich lohnt alles zu geben. Ich war auf der Suche, wollte irgendwas greifen an dem ich mich festhalten konnte, um den langweiligen Tagen wieder Sinn zu geben. Nicht einfach vor mich hin leben, sondern jeden Tag strahlen zu lassen. Nach diesem Strahlen war ich her. Auch wenn es nur Sekunden dauern sollte. Ich habe gelebt, aber ohne Träume. Aber dann wird das Leben trist. Wenn man nur aufsteht um auf die Arbeit zu gehen, hat man nichts wofür es sich lohnt. Nichts für das man mit einem Lächeln aufsteht.
Meine Arbeit erfüllt mich zwar, aber sie kann es nie so das sie ein Strahlen im Tag zurück lässt. Ich kenne meinen Traum nicht. Ich weiß nicht was ich tun muss um meinem Tag ein Strahlen zu geben. Aber als Jack in diese Umkleide platzte, war er ein Strahlen. Und er blieb es bis heute. Wenn ich bei ihm bin lache ich, bin fröhlich und sprudle über vor Gefühlen. Und das ist so viel mehr als das wonach ich gesucht habe. Dieses Strahlen dauert nicht nur ein paar einzelne Sekunden, sondern lässt mich glücklich ins Bett steigen und grinsend wieder aufstehen. Es dauert an.

Und vielleicht ... vielleicht brauche ich keinen Traum. Vielleicht muss ich nichts tun. Einfach bei den Menschen sein, die das Strahlen in meinen Tag bringen. Und außer meiner Familie ist Jack zu so einer Person für mich geworden. Bei ihm kann ich ausgelassen sein. Mein Kopf ist frei und doch voll. Aber es fühlt sich nicht erdrückend an, wie nach einem langen stressigen Arbeitstag. Ich fühle mich leicht. Und diese Leichtigkeit ist es, die mir gefehlt hat, um den Tag mit einem Lächeln zu beginnen.

Ich liebe meine Familie und ... vielleicht ... liebe ich ihn auch. Ich weiß das es mehr geworden ist als nur das Kribbeln, mehr als ich für einen einfachen Freund empfinden würde. Er ist mehr. Ich weiß nicht ob ich es mir nur nicht eingestehen will, oder ob ich noch nicht so weit bin.

Die drei Worte stauen sich in mir an, aber ich bin noch nicht so weit um sie heraus zu lassen. Ich will mir sicher sein. Absolut sicher. Gerade bin ich mir erst zu achtzig Prozent sicher. Oder neunzig. Na gut ... eigentlich weiß ich es. Ich ... Ich liebe ihn.

Der Gedanke fühlt sich groß an. Nicht greifbar. Ein glückliches, erstauntes Lachen ist in mir und ich lasse es raus. Auf meiner Lippe kauend, kann ich nicht aufhören zu lächeln und immer wieder muss ich leise lachen.

FootballgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt