Kapitel 24

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"Das kann doch nicht wahr sein!“, zettert Dad jetzt schon das dritte Mal, aber diesmal legt er auf. Wir sehen uns nur schweigend an und essen weiter. Dad setzt sich zu uns.

„Was ist den los?“, fragt Mum.

„Ich hasse dieses Social Media ....“

„Oh. Jetzt geht's wieder los“, stöhnt Pius leise. Ich verkneife mir ein Kichern. Mila auch.

„Wer ist es den diesmal?“, fragt Mum locker.

„Taylor.“

Alle Blicke schnellen zu mir. Ich weiß gar nicht was sie haben. Sie haben es schon gestern gesehen und mir geschrieben. Natürlich wissen sie das ich auch auf dem Bild bin. Und wenn sie weiterhin so reagieren, wird Dad es auch wissen.

„Ist das der Typ, der neulich im Fernsehen seine Liebe erklärt hat und jetzt ein Bild von sich und seiner Freundin gepostet hat?“, fragt Pius unschuldig.

Ich erdolche ihn mit Blicken. Muss er denn unbedingt darauf herum hacken?

„Ja. Dieser Idiot. Und dann nimmt er nicht einmal das Bild, dass ihm unsere Fotografin geschickt hat, sondern ein unbearbeitetes.“

„Aber man sieht doch darauf überhaupt nichts skandalöses“, antworte ich.

„Habt ihr es etwa alle schon gesehen?“, fragt Dad entgeistert. Es folgt allgemeines Nicken am Tisch. „Das meine ich. Geanu das meine ich! Jeder, absolut jeder sieht diese Bilder. Und ich verstehe einfach nicht warum man dann nicht auf die Anweisungen des Fotografin hört. Maya wollte ausdrücklich das Gesicht mit zeigen...“

„Maya?“, flüstert Pius mit gerunzelter Stirn. Ich flüstere zurück, dass es die Fotografin ist, aber seine Stirn bleibt gerunzelt. Mum setzt sich aufrechter in ihren Stuhl.

Ich sehe Mila verwirrt an. Sie gibt mir zu verstehen, dass sie es mir nachher erklärt. Ich nicke. Zuerst muss ich sowieso Dad beruhigen. Wenn ich Jack bald als meinen Freund vorstellen will, muss, soll, dann sollte Dad wenigstens positiv auf ihn zu sprechen sein.

„Und was wenn ich das wäre Dad? Würdest du dann wollen das alle Welt mein Gesicht sieht und über mich herziehen könnte?“

Pius räuspert sich vernehmlich. Ein Glück scheint Dad Pius Reaktion nicht zu interessieren.

„Er will sie bestimmt nur schützen.“

„Dann sollte er gar nicht erst mit ihr zusammen sein“, sagt Dad.

Na super! Na super! Das geht ja schon toll los. Wird ja ein Fest, wenn ich ihn nächste Woche mitbringe.

„Ella stellt uns nächste Woche ihren neuen Freund vor Rey.“ Dad sieht erst Mum und dann mich an. Er nickt und lächelt.

Mum hat es einfach drauf. Sie weiß immer wie man Dad wieder runter bringt.

Das restliche Essen geht ohne gefährliche Gespräche vorbei. Ich versuche schon seit einer Ewigkeit Milas Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie ist mir noch eine Erklärung schuldig. Endlich nickt sie in Richtung Flur. Ich stehe zuerst auf. Mila folgt mir. Sie zieht mich weiter, die Treppe nach oben und in Pius altes Schlafzimmer.

Sie schließt die Tür und sieht mir danach nicht wieder in die Augen.

„Alles ok?“

Sie nickt nur, aber es sieht nicht ehrlich gemeint aus.

„Also?“

„Also...“, sie macht eine kurze Pause und atmet tief durch. Also langsam werde ich nervös. „Pius und deine Mum haben so komisch reagiert, weil ... weil dein Dad diese Fotografin beim Vornamen genannt hat.“

„Aber das ist doch...“ Ich wollte gerade ganz normal sagen, aber das ist es nicht. Nicht in dieser Branche. „Was willst du damit sagen?“, frage ich vorsichtig und ich kann mir den scharfen Unterton nicht verkneifen.

„Pius hat schon länger diese Vermutung.“

„Eine Vermutung?“ Muss man ihr denn alles aus der Nase ziehen? Nach jedem Satz stoppt sie wieder.

Sie atmet tief ein und schließt die Augen. Dann sieht sie mich an. „Die Vermutung, dass die Ehe zwischen den beiden nicht mehr so gut läuft.“

Ich runzle die Stirn. Aber ... Mir ist nie etwas aufgefallen.

Mila setzt gerade an noch etwas zu sagen, als Mum herein platzt. Schnell schließt sie den Mund und wir versuchen beide unschuldig auszusehen. Jaja wir sind reine Engel.

Mum bestellt uns runter zum Nachtisch. Mila wirft mir einen aufmunternden Blick zu und geht ihr nach. Ich bleibe noch. Noch viel zu geschockt. Immer wieder spiele ich die letzten paar Familienessen durch, aber da war alles normal. Mum hat nicht verändert gewirkt. Klar Dad war angespannt, aber das ist er immer so, wenn er einen neuen Job hat.

Mum ruft nach mir, also gehe ich hinunter. Schiebe diese Gedanken erstmal beiseite.

*

Nach dem Essen fahre ich zu Jack. Er bringt mich immer auf andere Gedanken. Bei ihm bin ich glücklich und im Moment brauche ich das. Die ganze Autofahrt habe ich die Gedanken verdrängt und mir nur Jacks tröstliche Umarmung vorgestellt. Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken. Ich brauche noch ein bisschen Zeit.

Ich komme bei Jack an und sobald er die Tür aufmacht, schlinge ich meine Arme um ihn.  Er scheint zu verstehen, dass ich das jetzt brauche und hält mich fest. Solange ich es brauche und löst sich erst von mir, als ich es tue.

„Lief das Essen nicht so gut?“

„Können wir über etwas anderes reden? Ich kann gerade nicht...“

Jack nickt und nimmt mich nochmal in den Arm.

Aus dem Wohnzimmer höre ich Geschrei. Überrascht sehe ich zu Jack auf.

„Ein paar der Jungs sind da.“

Oh. „Vielleicht sollte ich ...“, sage ich und deute zurück auf meinen Wagen.

„Quatsch!“ Er küsst mich und zieht mich währenddessen schon hinein.

Ich kann nicht anders als zu kichern. Wenn Jack eins liebt ist es beim küssen zu gehen.

„Verdammt und ich dachte das wäre der Pizzaservice.“ Ich löse mich von Jack und sehe ihm über die Schultern. Ich bin dem Mann zwar noch nie begegnet, doch ich kenne ihn. Ryan Downey. Kicker der Tigers.

Ich gehe auf ihn zu und halte ihm die Hand hin. „Hi. Ella“

Er grinst und nimmt meine Hand. Sein Griff ist kräftig. „Hallo. Ryan“

Ryan sieht über meine Schulter zu Jack und zieht, immer noch grinsend, eine Augenbraue nach oben.

Ich fange an zu lachen und auch Jack grinst. Ich könnte schwören das er stolz aussieht. Ryan geht wieder ins Wohnzimmer.

„Wurde ich als gut befunden?“

„Jep“ Jack legt einen Arm um meine Schultern und geht Ryan hinterher. Wir betreten das Wohnzimmer und alle Augen liegen auf uns.

„Hi Ella“, durchbricht Finn die Stille.

„Hi“, sage ich zu niemand bestimmten und meine alle damit. Finn, Ryan, Ash und Theo belegen das Sofa. Silas belegt einen Sessel. Jack setzt sich auf den einzigen noch freien Platz auf dem anderen Sessel. Er zieht mich auf seinen Schoss und ich ziehe meine Beine nach oben bis ich bequem auf ihm liege. Mein Kopf lege ich auf seine Brust. Bei ihm fühle ich mich besser. Ich höre den Jungs zu, ignoriere Ryans amüsierte Blicke, die er uns zuwirft und sehe dem Spiel zu, dass im Fernsehen läuft. Nur Finn steht einmal auf, um die Pizza zu holen.

So angekuschelt und bequem bei Jack zu legen, macht mich schläfrig. Sein Herzschlag beruhigt mich und als er dann auch noch eine Decke über uns ausbreitet, ist es herrlich warm und ich ... Tja ich schlafe trotz der Schreie und dem Jubel ein.

FootballgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt