Kapitel 38

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„Auf geht's! Komm! Mach schon. Wir wollen los", rufe ich ausgelassen und lache. Gleich geht's los und ich kann abschalten. Ich muss an nichts mehr denken. Das klingt himmlisch und deswegen kann ich es kaum erwarten. Ich feuere Jack noch weiter an bis er zu mir kommt und mir den Mund zu hält, aber auch er grinst. „Was sollen denn die Nachbarn denken?"
„Ach die sind doch weit weg. Und wenn schon. Eine ungeduldige Freundin, die es nicht erwarten kann mit deinem Lamborghini in den Urlaub zu fahren, ist doch völlig normal."
„Natürlich. Das passiert ständig." Er versucht ernst zu bleiben, aber seine Mundwinkel zucken verräterisch. „Eben." Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn. Währenddessen nehme ich ihm möglichst unauffällig die Autoschlüssel aus der Hand und löse mich von ihm. Ich grinse ihn an und drehe mich schwungvoll um.

Jack geht lachend ums Auto herum und steigt ein. Sobald ich sitze, stelle ich den Sitz und die Spiegel richtig ein und verbinde mein Handy mit seiner Anlange.
„Du hast die Ehre den DJ auf unserer Fahrt zu spielen."
„Na dann gib her." Er nimmt mir das Handy aus der Hand und begutachtet erst einmal meine Playlisten.
„Haben wir an alles gedacht?"
„Ausweise und Geld sind dabei."
„Ja. Das ist natürlich alles was wir brauchen. Kleidung wird völlig überbewertet." Ich ziehe ihn auf, aber es macht zu viel Spaß um damit aufzuhören.
„Ach. Mich stört es nicht, wenn du weniger anhast."
Ich lache auf.
„Was? Das ist die Wahrheit. Soll ich dir etwa weismachen, dass ich dich nicht sexy finde?" Er zieht die Augenbrauen nach oben. „Unmöglich."
„Schmeichler."
„Wenn schon, dann ein Chameur."
„Uhh ... französisch?"
„Willst du mich herausfordern? Ich spreche sehr gut französisch. Willst du eine Kostprobe?" Schelmisch grinsend sieht er mich an.
„Aber unbedingt."
Er lacht auf, während ich aus der Einfahrt fahre. Und dann gibt er die schlechteste Imitation von einem französischen Kellner von sich, die es je gab. Ich bekomme Muskelkater im Bauch vor Lachen und muss rechts ran fahren. So kann ich mich unmöglich auf den Verkehr konzentrieren. Geschweige denn fahren.

Ich lache noch lange weiter. Jack beobachtet mich und als mein Lachen langsam abebbt, bemerke ich seinen sanften, liebevollen Blick, der etwas mit mir macht. Tief in mir wird alles warm und ich beiße mir auf die Unterlippe. Schmelze bei seinem Blick geradezu dahin.
„Was?"
„Ich habe deine Ausgelassenheit vermisst."
Ich nicke. Das letzte Mal als ich mich wirklich so gut gefühlt habe, war bei unseren ersten beiden Dates. Vor der ganzen Geschichte mit Dad... Und schon verfliegt die Leichtigkeit ein wenig.
„Versprich mir etwas, ok? Wir erwähnen die nächsten Tage die Themen Football, fremd gehen und vor allem die Sachen mit Dad mit keinem Wort. Ich will diese Woche einfach genießen und absolut glücklich sein. Ich bin soweit, dass ich das alles hinter mir lassen kann. Zumindest für den Moment. Ich bin noch nicht so weit um alles zu vergessen und zu vergeben, aber vielleicht helfen mir die Tage. Nein, ich bin mir sicher, das sie helfen werden. Doch dafür muss ich glücklich sein und alles erstmal beiseite schieben. Ich weiß das wiederspricht sich, doch so bin ich. Das war und ist noch immer die Art wie ich Dinge verarbeite."
Jack beugt sich über die Mittelkonsole und küsst mich. Und zeigt mir so was er denkt. Ich fühle mich geliebt und leicht als wir uns wieder lösen.
„Du musst dir keine Sorgen machen. Ich habe vor dich die nächsten Tage so glücklich zu machen, wie ich es nur kann."
„Wenn es jemand schafft, dann du." Ich finde mein Lächeln wieder. In Jacks Augen liegt eine solche Intensität, dass ich weiß wie ernst er die letzten Worte meint. „Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch. Und jetzt fahr los. Lassen wir allen Scheiß hinter uns und fahren ans Meer."
Ich starrte den Motor und genieße das Schnurren des Motors und das Gefühl ein schlankes Lenkrad in der Hand zu halten. Sobald ich den Blinker setze und los fahre, schaltet Jack die Musik an und dreht sie voll auf. Er startet mitten in Walk Through the Fire von Consumed By Fire und singt laut mit. Er schließt die Augen und legt alles was er hat in den Song. Im Refrain stimme ich mit ein. Das wundervolle Gefühl von Freiheit und absolutem Glück breitet sich in mir aus. Es durchströmt mich bis es überall angekommen ist und ich mich ausgelassen fühle. Ich kann nicht anders als die ganze Zeit zu lachen. Wirklich! Selbst wenn ich etwas runter komme, grinse ich noch immer. Jack geht es nicht anders. Er versucht sogar zu tanzen. Das geht zwar mit Sicherheitsgurt schlecht, ist deswegen aber nur umso lustiger.
Und so fahren wir die fünf Stunden. Singen jeden Song mit und öffnen die Fenster. Der beste Roadtrip ever.

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