Kapitel 45

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„Aufwachen", flüstert Jack an meinem Ohr und streicht mir behutsam die Haare aus dem Gesicht. „Aufwachen"
Ich grummel nur als antwort. Noch halb schlafend höre ich Jacks leises Lachen.

Ich wache auf. Die Sonne scheint in einem vertrauten Winkel ins Zimmer und Vogelgezwitscher statt Meeresrauschen weckt mich. Ich strecke mich in alle Richtungen und steige aus dem Bett. Jacks Seite ist leer, also gehe ich ihn mal suchen. Fündig werde ich im Trainingsraum. Er ist tatsächlich schon dabei die Pokale umzuräumen.
Ich klopfe an den Türrahmen um mich bemerkbar zu machen. Strahlend dreht Jack sich um und kommt auf mich zu. „Na? Auch schon wach?"
„Mhm. Guten Morgen." Meine Stimme klingt noch sehr verschlafen und rau.
„Ich habe versucht dich zu wecken."
„Echt?"
Er nickt. „Und du wolltest einfach nicht aufwachen."
„War es wichtig?"
„Rey hat angerufen."
„Oh!" Dad hat angerufen?
„Ich glaube er wollte ausmachen wann du vorbei kommst."
Überrascht blicke ich an Jack vorbei aus dem Fenster. „Dann will sich Dad also wirklich versöhnen. Das ist schön."
„Das glaube ich auch."

Er dreht mich in seinen Armen herum, sodass ich sein Werk sehen kann. Das große Regal in dem vorher noch Handtücher aufbewahrt wurden, ist jetzt voll von seinen Trophäen. Sie stehen alle sorgfältig in einer Reihe und glänzen um die Wette. Ich grinse. „Sehr schön. Und wo kommen die Handtücher hin?"
„Entweder daneben oder wir holen uns einen weiteren kleinen Schrank. Aber komm, ich muss dir noch das Wohnzimmer zeigen. Weit bin ich allerdings noch nicht gekommen."
Jack hat es eilig und hastet die Treppe nach unten. Ich versuche Schritt zu halten und grinse über seinen Übermut.
Mit einem „Tada" öffnet er das Zimmer und präsentiert mir sein Werk. Ich staune nicht schlecht. Die Sofas stehen mitten im Raum und warten offenbar noch darauf an einen neuen Platz geschoben zu werden. Die Wände sind kahl, aber auf dem Tisch liegen überall Fotos und Ramen verstreut.
„Ich dachte das mit den Fotos machst lieber du. Du hast ein besseres Auge für so was."
Ich gehe weiter in den Raum hinein und betrachte die Pflanzen die hier auf einmal stehen. Sogar meine heiß geliebten Hängetöpfe sind hier und hängen diesmal tatsächlich von der Decke runter. In meiner Wohnung durfte ich sie dort nicht anbringen, also lagen sie immer nur in einem Regal. Hier kommen sie zur Geltung.
Alles wirkt noch ziemlich durcheinander, aber ein Plan bildet sich in meinem Kopf.
„Das heißt dann wohl du machst hier weiter und ich oben noch fertig. Dann kann ich dir mit den Sofas helfen."
Ich nicke. „In Ordnung."
Sobald er an der Treppe ist, mache ich mich daran mein Haufen an Pflanzen schön im Raum zu verteilen. Einige kommen hinter die Couch und andere an die Wand.
Musik läuft laut und Jack kommt wenige Minuten später singend herein. Er sieht sich um und wirkt zufrieden. Dann kommt er auf mich zu und setzt sich neben mich auf den Boden.
„Wann hast du die alle nur geschossen?" Ich deute auf die Fotos. Sie sind alle von uns, wobei wir aber nie viele Selfies gemacht haben.
„Finn hat manchmal welche gemacht. Er dachte du würdest dich darüber bestimmt freuen. Er wollte eigentlich warten bis er irgendwann mal ein Geschenk für dich braucht, aber ich habe sie im abgeschwatzt."
Wie nett! „Richte ihm bitte ein riesen Dankeschön von mir aus."
„Mach ich. Kann ich dir dabei helfen?"
Ich nicke und gebe ihm ein Stapel an Rahmen. „Einfach Fotos rein tun."

Sobald wir fertig sind, steht Jack auf und hält alle Rahmen in den Armen. Eins nach dem anderen nehme ich ihm ab und halte es vor die Wand.
„Sollen wir chronologisch vorgehen?"
„Probieren wirs."

Wellenförmig ordne ich die Bilder an. Zuerst das aus dem Restaurant mit seinen Freunden. Dann unser erstes Bild das wir gepostet haben. Danach eine Reihe von Finns Bildern auf denen entweder Jack oder ich den anderen verliebt oder verträumt ansehen. Jedes einzelne lässt mich lächeln. Zum Schluss kommen noch eine ganze Reihe Bilder von mir, die Jack unbemerkt am Strand oder im Haus gemacht hat. Es ist wahnsinnig schön zu sehen, was wir schon alles gemacht haben und wie lange unsere gemeinsame Zeit schon geht.

Stolz betrachte ich das fertige Werk und gehe einige Schritte zurück.
„Perfekt."
Ich stimme Jack zu. Es ist perfekt.

So gehen wir durchs ganze Haus und meine Sachen vermischen sich ganz natürlich mit seinen. Ich beziehe gerade das Bett frisch, als es unten klingelt. Jack telefoniert gerade mit einem Couch, also gehe ich. Draußen steht Finn und begrüßt mich herzlich.

„Hey. Willkommen zurück."

Lachend lasse ich ihn herein. „Oh! Ihr habt umgeräumt?"
„Warte ich führe dich rum."
Jack kommt die Treppe runter und begrüßt Finn. Zusammen gehen wir ins Wohnzimmer. Finn bleibt mitten drin stehen und sieht sich um. „Es ist schön geworden", sagt er ehrlich überrascht.
„Natürlich!"
Finn hebt abwehrend die Arme. „Deine letzten Umräumaktionen waren grauenvoll Jacky. Kein Wunder das ich dachte das endet im Chaos. Du hast einen guten Einfluss auf ihn Ella."
„Danke."
Finn nickt und sieht dann auf die Uhr. „Wir müssen langsam."
„Oh ja. Finn nimmt mich mit zum Training."
„Ok. Bis später."
Jack beugt sich zu mir, um mich zu küssen und rennt dann wieder hoch um seine Sporttasche zu holen.

„Geht es ihm wirklich wieder gut?" Finn klingt besorgt und ich weiß das er eine ehrliche Meinung will, indem er gewartet hat bis Jack aus dem Zimmer ist.
„Ja. Er hat keine Kopfschmerzen mehr, musste sich nicht übergeben und auch sonst ist alles in Ordnung. Ich glaube aber das sein Nacken noch etwas verspannt ist, aber er will es nicht wirklich zugeben und ich weiß es auch nicht genau."
Finn nickt. „Ok. Ich geb dem Teamarzt bescheid. Er sieht sich das dann unauffällig an."
„Danke."
„Du musst mir nicht danken. Viel eher müsste ich dir danken. Jack dazu zu bringen einfach mal nichts zu tun, ist schwierig. Du tust ihm gut."
Das ist toll zu hören.
Jack kommt wieder rein und sieht Finn auffordernd an. „Wir müssen los."
„Ach jetzt hast du es wieder eilig? Wer hatte den seine Sporttasche noch nicht unten."

Die Zwei kabeln sich weiter bis sie aus der Tür sind. Lachend winke ich ihnen nach. Die Zwei zusammen sind wirklich eine Klasse für sich.

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