Kapitel 22

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Ich hatte noch nicht einmal genug Zeit um Jacks Worte sacken zu lassen, da klingelt schon das Telefon. Erst ignoriere ich es noch, aber als im Fernseher nichts weiter gesagt wird, was mich interessiert, nehme ich ab.

„Spatz. Jack hat ...“

„Ich weiß. Ich habs gesehen.“

„Das ist der Wahnsinn!“ Mum hört sich komplett aus dem Häuschen aus. Nicht zu bremsen. Sie murmelt hin und wieder etwas, doch die meiste Zeit lacht sie.

„Was sagst du denn dazu, Spatz.“

„Ähm keine Ahnung. Ich bin noch viel zu geschockt.“

„Das ist ok, aber warte nicht zu lange. Wenn man in der Liebe zu zögerlich ist, verkackt man es.“

„OK. Du Mum können wir aufhören. Ich muss Jack erreichen.“

„Na klar, Spatz. Sag ihm einen Gruß von mir und ....“

„Jaaaaa ich lad ihn zum essen ein.“

Ich könnte schwören ein Quicken durchs Telefon gehört zu haben, aber das kann nicht sein! Meine Mum quickt nicht!

„Mach das. Aber keine Eile“

Diese Worte überraschen mich allerdings. Keine Eile? Seit wann?

„Ok Mum. Ich ruf dann später oder morgen wieder an.“

„Mach das.“ Ich will gerade auflegen, als Mum mich nochmal zurück hält. „Du wirst ihm doch auch sagen das du ihn liebst, oder?“

„Ja. Ja das werde ich.“

Ich kann Mums Grinsen bildlich vor mir sehen. Wir verabschieden uns und ich lege auf.

Dieses Gespräch hat mir geholfen. Langsam verstehe ich. Ich realisiere, dass Jack das wirklich gesagt hat und das er mich liebt. Das er das gleiche fühlt wie ich. Langsam aber sicher breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Ich stoße einen stummen Schrei aus und lache.

Mein Handy meldet eine neue Nachricht. Aufgeregt sehe ich darauf und bin etwas enttäuscht das es nicht Jack ist. Pius hat mir etwas geschickt. Ich breche schon wieder in Lachen aus. Es ist das Video von Jacks Interview. Ich liebe meine Familie.

Ich schreibe ihm das ich es gesehen habe und Mum auch schon angerufen hat. Natürlich bedanke ich mich auch. Jetzt habe ich das auch noch als Video und kann es mir immer wieder ansehen. Was ich auch tue. Nach dem fünften Mal schreibt mir Pius, dass das Interview schon große Wellen im Internet schlägt. Ich sehe selbst nach und bin überrascht wie viele tausend Menschen das schon gesehen haben. Die Kommentare gehen von Glückwünschen und Bekundungen wie süß das ist bis zu traurig, verzweifelten Posts das er jetzt nicht mehr zu haben ist. Aber selbst diese Post bringen mich ein wenig zum lachen.

Die Mannschaft ist gerade erst in den Bus eingestiegen, also hat Jack noch keine Zeit. Ich muss noch warten bis ich ihn erreichen kann. Diese Minuten kommen wir ewig lang und kurz zugleich vor. Je nach dem ob ich ungeduldig werde oder aufgeregt bin.

Ich habe ihm schon geschrieben, dass er mich anrufen soll, sobald er Zeit hat. Bis jetzt hat er es noch nicht gelesen.

Eine geschlagene Stunde später klingelt es endlich. Ich komme gerade schon wieder aus der Küche, aber was soll ich sagen. Ich esse wenn mir langweilig ist, wenn ich nichts besseres zu tun haben und eben auch wenn ich aufgeregt bin. Also quasi immer. Ich bin so stürmisch, dass mir meine Obstschale runter fällt und in tausend Einzelstücke zerspringt.

„Nein, nein, nein, nein, nein. Ach Mann.“ Jetzt habe ich auch noch den Anruf verpasst. Schöne Scheiße.
Ich rufe sofort zurück und kurz darauf nimmt Jack ab.

„Hey“
„Hi“
„Wo bist du?“
„Zu Hause.  Bist du in deinem Hotelzimmer?"
„Nein. Zu viele neugierige Ohren. Hab mir einen ruhigen Platz im Fitnessraum gesucht.“

Ich lache. „Im Fitnessraum?“
„Das beste Versteck. Kein normaler Hotelbesucher kommt um zehn Uhr abends noch hier her und die Jungs sind alle viel zu ausgepauert vom Spiel. Niemand würde da freiwillig ein extra Training hinter her schieben. Wäre auch ziemlich gefährlich.“
„Das beste Versteck also.“
„Mhm. Was hast du heute so gemacht?“
„Ach nicht viel. Ich habe viel fern gesehen, viel gekocht und meine Obstschale kaputt gemacht.“
„Erinnere mich daran, dass ich dich von meiner Obstschale fern halte. Die ist von Mum selbst gemacht. Wäre ungünstig.“
„Ok. Ich halte Abstand. Wäre nicht gut, wenn das erste was sie von mir erfährt ihre kaputte Schale ist.“
„Ja das wäre ungünstig.“

Wir lachen leicht.

„Ach ja und ich habe dein Spiel gesehen.“

„So hast du?“ Es sollte wohl locker klingen, aber ich höre die leichte Unsicherheit heraus.

„Hmhm wobei ich das Spiel nicht so toll fand wie das danach.“

„Du hast es gesehen?“

„Du meinst dein Interview?“ Ich höre ihn schlucken. „Ja hab ich. Sicherheitshalber hat Mum sofort angerufen um es mir zu sagen. Und Pius hat mir den Link geschickt.“

„Ah“

„Mhm und ... ich liebe die auch Jack“, sage ich sanft.

Ich höre ihn lachen. Es ist wie ein aufatmen. „Ich liebe dich auch Ella.“ Dieser eine Satz lässt mein Herz schneller schlagen und meine Wangen ganz warm werden.

„OMG. OMG. O-M-G! Jacky! Also echt! So was sagt man doch nicht am Telefon das erste Mal!”

„FINN!“, ruft Jack entrüstet. Ich falle vor lachen fast von der Couch.

„Kann es sein das Finn bei jedem unserer Telefonate auch dabei ist?“

„Falls es dir nicht aufgefallen ist, ich bin hier, weil ich ungestört sein will.“

„Ja bin ja gleich wieder weg. Muss dir nur sagen das Rey uns sehen will.“

Jack stöhnt. „Das kann doch nicht war sein.“

„Sorry, aber das Schicksal ist gegen euch.“ Dann höre ich eine Tür klappern und ich schätze Finn ist wieder weg.

„Sorry.“

„Alles gut.“

„Das hätte wesentlich romantischer sein müssen.“

„Ach das können wir doch nachholen.“

„Sobald wir gehen dürfen, fahre ich zu dir.“

„Ich freu mich schon drauf!“

„Ja ich auch. Und ich verspreche dir, dass Finn dann nicht dabei ist.“

Es klopft bei ihm und ich muss lachen. „Und ich dachte dein Versteck wäre gut.“

„Tja das dachte ich eigentlich auch.“

Ich höre die Stimme meines Dads und halte sofort meine Klappe.

„Taylor! Besprechung unten. Jetzt!“ Dad Stimme ist hart und er gibt deutlich zu verstehen, dass das nicht zu verhandeln ist.

„Ich muss los. Tschau.“

Ich murmle eine Bestätigung und hoffe das Dad mich entweder nicht hört oder durch das Gemurmel nicht erkennt das ich es bin.

*

Drei Stunden später stehe ich vor meiner Haustür und warte auf Jack. Er hat mir geschrieben das er gleich da ist. Ich höre ihn zuerst. Obwohl der Sportwagen nicht laut ist, ist es eindeutig. Dann sehe ich ihn auch um die Ecke biegen.

Jack steigt lächelnd aus dem Auto und kommt auf mich zu.Ich schließe ihn gleich in die Arme und strecke mich für einen Kuss.

„Ich liebe dich“, sage ich und das hier, das jetzt ist so viel besser als am Telefon. Ich kann in seine Augen sehen. Ich sehe die Liebe in ihnen, die Freude, die Aufregung und das Strahlen.

„Ich liebe dich auch, Ella.“

FootballgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt