5. Kapitel ~ Tröste mich

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Gemmas POV

Es klingelte. Vorsichtig ging ich zur Tür und nahm den Hörer von der Sprechanlage.
"Hallo", sagte ich hinein. "Hey", kam es von der anderen Seite, "hier ist Niall, lässt du mich bitte rein? Ich werde hier von tausenden Paparazzies fotografiert. Was wollen die denn alle hier?"

"Das erzähl ich dir, wenn du drinnen bist", erwiderte ich schnell und lies Niall rein. Er stolperte die Treppen zu meinem Appartement hoch und stand schließlich völlig fertig vor meiner Tür.

"Hey", sagte ich und freute mich riesig, dass er gekommen war. "Hallo", antwortete er und musterte mich kurz. "Du siehst furchtbar aus", stellte er dann fest. Ich fiel Niall in den Arm und begann wieder zu weinen. Er war eindeutig mit der Situation überfordert und streichelte mir unbeholfen über den Kopf. "Ssssccchhhhh, alles wird gut", versuchte er mich zu beruhigen, ohne überhaupt zu wissen, was los war.

Niall nahm mein Gesicht in seine Hände und guckte mir in die Augen. "Pass auf, du setzt dich jetzt aufs Sofa, ich mache dir einen Tee und du erzählst mir, warum du so aufgelöst bist", meinte er. Ich nickte nur und lies mich aufs Sofa fallen. Niall ging in die angrenzende Küche und setzte das Wasser auf.

Nach ungefähr 5 Minuten kam er mit 2 dampfenden Tassen zu mir und setzte sich neben mich aufs Sofa, sodass er mich ansehen konnte. Niall hielt mir eine Tasse hin und guckte mich erwartungsvoll an. "Also ich will alles wissen", sagte er.

Und dann begann ich zu erzählen. Von Harrys und meinem Frühstück und von unserer Verabredung für den Abend. Von der tollen Musik im Club und von dem vielen Alkohol, den wir getrunken hatten. Davon, wie Harry mich begrabscht und wir uns schließlich geküsst hatten. Niall guckte mich ungläubig an. Er war jetzt schon völlig geschockt und das hätte ihm schon gereicht, als Erklärung für meine Tränen.

Aber ich war noch lange nicht fertig. Ich erzählte ihm, dass ich mich ab dem Moment, an nichts mehr erinnern kann, es aber in den Nachrichten gesehen hatte. Ich beschrieb, wie wir grölend nach Hause gelaufen waren und was Harry den Reportern zu gerufen hatte. Und wie ich mich morgens völlig nackt in seinem Bett vorgefunden hatte.

Nialls Kinnlade hatte sich nach unten geklappt. Er starrte mich nur noch an. "Danke, du hilfst mir wirklich sehr", sagte ich sarkastisch und guckte verlegen in meine Tasse. "Du hast...du...Harry", stammelte er. Ich nickte vorsichtig "eigentlich sollte ich das keinem verraten, aber du erzählst es doch nicht weiter oder?" Niall schüttelte seinen Kopf. "Das ist krass", stellte er fest, "Harry ist dein Bruder." "Ja, das weiß ich", sagte ich ein bisschen lauter, als ich beabsichtigt hatte. "Und was macht ihr jetzt?", fragte Niall. "Naja wir werden auf jeden Fall nicht glücklich bis an unser Lebensende zusammen bleiben und fünf Kinder kriegen", murmelte ich.

Nialls POV
Ich guckte nachdenklich aus dem Fenster. Gemmas Geschichte war echt krass. Ich musste erstmal meine Gedanken sortieren. Niemand war Harry so nahe wie Gemma. Nicht mal ich oder Louis, Zayn oder Liam. Auch wenn wir eigentlich die ganze Zeit aufeinander hockten. Aber jetzt waren Harry und Gemma sich wohl etwas zu nahe gekommen. Sie waren Geschwister.

"Ok wichtig ist erst mal, dass keiner davon etwas erfährt", sagte ich zu Gemma, "das wäre ja ein gefundenes Fressen für die Presse." Sie schaute mich nur mit leerem Blick an, also sprach ich weiter, "du und Harry, ihr müsst euch aus sprechen. Redet darüber und klärt die Sache, sonst wird es immer zwischen euch stehen." Angewidert schüttelte Gemma ihren Kopf. "Nein", sagte sie nur, "nein ich werde ganz sicher nicht mit ihm drüber reden. Wir sollten es einfach vergessen." Sie nippte an ihrem Tee und funkelte mich böse an.

"Gemma, bitte vertrau mir doch, du...", versuchte ich es nochmal aber sie schnitt mir das Wort ab: "Nein, es ist meine Entscheidung", sagte sie. "Und was willst du jetzt machen?", fragte ich vorwurfsvoll. "Naja wir werden einfach nie wieder drüber sprechen", erklärte Gemma, "können wir jetzt aber bitte etwas anderes machen?" Ich gab auf. Gemma war schon immer so stur und brachte immer ihre Meinung durch, egal wie lange es dauern würde.

"Ich weiß nicht, hast du eine DVD da?", schlug ich vor. Gemma nickte zustimmend, holte eine DVD aus ihrem Schrank und machte den Fernseher an.

Den restlichen Tag schauten wir Filme, lasen Figuren aus den Wolken, ich kochte etwas und wir redeten Über alles mögliche, nur nicht über gestern Abend.

Gegen 20:00 verabschiedete ich mich von Gemma, da ich morgen mit meinen Jungs ein Konzert hatte. Sie umarmte mich ganz fest. "Danke, dass du da warst", flüsterte sie mir ins Ohr. Ich lächelte sie an und verschwand aus der Tür. Unten warteten immer noch die Fotografen und sobald ich aus dem Hausflur trat, überkam mich ein Blitzgewitter. Geblendet hielt ich mir meine Jacke vors Gesicht und drängte mich durch Kameras und Aufnahmegeräte.

Als ich an meinem Auto ankam, stieg ich ein und fuhr los. Ich beschloss zu Harry zu fahren und mir seine Version der Geschichte an zu hören. Vor seinem Haus standen ebenfalls jede Menge Reporter. Es war schon stockdunkel draußen. Ich rief Harry an und er nahm ab. "Hey", sagte ich, "machst du mir das Tor auf, dass ich mit meinem Auto rein fahren kann? Ich komm hier sonst nicht durch."

Harry antwortete nicht, sondern legte einfach nur auf. Ich war verwirrt. Wollte er nicht mit mir sprechen? Doch plötzlich surrte es und das Eisentor schwang auf. Ich startete den Motor und fuhr langsam durch die Menge. Komischerweise traute sich keiner durch das Tor zu laufen. So aufdringlich wollten sie dann wohl auch nicht sein.

Ich parkte und stieg aus dem Wagen. Harry wartete schon an der Tür und zog mich hastig hinein. Er sah mindestens genauso fertig aus, wie Gemma.

"Hey", sagte ich. "Was willst du?", fragte Harry. Ich guckte ihn schief an. "Warum so gereizt?", fragte ich und schloss die Tür. Harry verdrehte die Augen. "Ich hab scheiße gebaut", gestand er. "Ich weiß", erwiderte ich und funkelte ihn böse an, "warum hast du nicht auf gepasst? Du hättest es verhindern können, das war absolut unverantwortlich von dir!"

"Bist du gekommen um mir eine Standpauke zu halten?", fragte er, "wenn ja, hast du dir die Mühe um sonst gemacht, denn das ist mir schon klar." Harry öffnete die Tür und erwartete, dass ich wieder ging. Ich packte ihn am Arm und guckte ihn eindringlich an.

"Harry, Gemma ist deine Schwester! Du klärst das jetzt bitte mit ihr, sonst könnt ihr euch nie wieder in die Augen sehen!", sagte ich wütend. Es konnte doch nicht sein, dass ich das hier alles regeln musste. Ich war doch nicht deren Vater.

"Raus jetzt!", fauchte er und schob mich aus der Tür. Ich stand wieder in der Kälte und ging kopfschüttelnd zu meinem Auto.

Siblings don't fall in love (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt