14. Kapitel ~ wunderschöne Visage

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Gemmas POV

Ich wachte auf, weil mein Handy klingelte. Ich musste wohl auf dem Sofa eingeschlafen sein, als ich heute Mittag mein Buch gelesen hatte, denn nach meiner Uhr an der Wand, war es jetzt 16:00 Uhr.

Verschlafen guckte ich auf das Display von meinem Handy. Es war Harry. Wut breitete sich in mir aus. Ich war so sauer auf ihn. Trotzdem ging ich ran.
"Hallo Harry", sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen.
"Hey", erwiderte er vorsichtig.
"Was ist?"
"Kann ich vorbei kommen?"
"Warum?"
"Ich will mit dir reden."
"Willst du dir eine Standpauke abholen?"
"Nein."

Stille...

"Ok aber nur fünf Minuten", meinte ich und musste Gähnen.
"Alles klar, vielen dank. Bis gleich!", sagte Harry und legte auf.
Die fünf Minuten würde ich brauchen, um ihm einmal kräftig in den Arsch zu treten.

10 Minuten später stand Harry vor meiner Tür.
"Hallo", murmelte er und kam mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Ich wich aus und machte so gleichzeitig Platz in der Tür, sodass er rein kommen konnte. Verlegen ging er rein und hängte seine Jacke an einen Haken. "Schuhe aus", befahl ich knapp und schloss die Tür. Gehorsam zog Harry sich die Schuhe aus und stellte sie sorgfältig neben meine.

"Also was ist?", fragte ich, als wir auf dem Sofa saßen. "Ich ähm", stammelte Harry, "hast du das Interview von Jimmy Kimmel gestern gesehen?"
"Ja", erwiderte ich. Harry nickte nur. "Das habt ihr euch ganz toll ausgedacht", sagte ich sarkastisch, "und dieser Jimmy hat es euch auch noch voll abgekauft. Wie kann man nur so blöd sein." Harry zuckte mit den Schultern.

"Warum hast du das gemacht?", fragte ich jetzt etwas sanfter, da Harry doch sehr niedergeschlagen aussah.
"Ich war einfach so wütend in dem Moment-"
"Nein, nein", unterbrach ich ihn, "ich meine warum hast du das alles gemacht? Warum hast du so viele Frauen mit nach Hause genommen? Warum hast du so viel getrunken? Warum hast du den Jungs einen Grund dazu gegeben, sich sorgen um dich zu machen? Was hast du? Bitte erzähl es mir."

Ich sah Harry eindringlich an. Er starrte nur betreten zu Boden. "Ich hab das gemacht wegen...", murmelte er, "wegen...ach vergiss es." "Nein!", sagte ich gereizt, "ich vergesse gar nichts. Du bist mein Bruder verdammt noch mal und du erzählst mir jetzt gefälligst, was mit dir los ist und wenn wir bis morgen früh hier sitzen und ich es aus dir raus quetschen muss!"
Harry presste seine Lippen auf einander. Ich seufzte verzweifelt. Er war manchmal so stur.

"Es ist wegen den Medien, oder?", riet ich einfach mal, "es macht dich verrückt, dass jede Sekunde in deinem Leben von irgendeiner Kamera aufgenommen und veröffentlicht wird." Harry schüttelte den Kopf. "Nein", murmelte er. "Ist es wegen einem Mädchen?", riet ich weiter. Harry zögerte kurz und zuckte dann mit den Schultern. "Also ist es wegen einem Mädchen", stellte ich fest, "wer ist es? Was hat sie gemacht, um dich so nach unten zu reißen? Frauen bringen dich doch sonst nicht so in Verzweiflung." Als Harry nicht antwortete wurde ich wütender, "ich glaube der Kuh muss mal jemand sorgfältig die hässliche Visage Polieren!"

"Ihre Visage ist nicht hässlich", sagte Harry empört, "sie ist sogar wunderschön." Oh man. Dieses Mädchen musste es ihm ja wirklich angetan haben. "Und wegen der hast du in den letzten Tagen so ein Drama veranstaltet?", fragte ich ungläubig, aber auch erleichtert, da ich mit etwas ernsterem gerechnet hatte. Das war überhaupt nicht Harrys art, so einen auf Liebeskummer zu machen.

"Naja, das ist ein bisschen komplizierter", meinte er, machte aber nicht den Eindruck, es weiter erklären zu wollen. "Und kenne ich sie?", hakte ich nach. "Ja", erwiderte Harry. "Also ist sie berühmt", sagte ich. "Hmm ne", meinte er, "aber sie ist auf jeden Fall bekannter, als mein Postbote." "Aha", sagte ich., tolle beschreibung."
Stille...

"Ich glaube die fünf Minuten sind um", meinte Harry und stand auf. Ich nickte nur und ging ihm hinterher zur Tür. "Bist du immer noch so sauer?", fragte er, während er sich die Schuhe wieder anzog. "Ich bin froh, dass du mir die Wahrheit gesagt hast", erwiderte ich. Harry kam auf mich zu und nahm mich vorsichtig in den Arm. Ich schlang meine Arme um ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Ich beneidete das Mädchen, welches ihm so den Kopf verdreht hatte. Sie hatte wirklich Glück, so einen tollen Lover zu haben. Und wie er duftete. Es war eine Mischung aus Blumen und Sonne. Und vielleicht auch ein bisschen After shave. Harry löste sich von mir und sah mit seinen grünen Augen in meine. "Danke, dass du mir zu gehört hast", flüsterte er und streichelte mir über die Haare. Ich blinzelte benommen und nickte. Dann küsste er mich auf die Wange, was dem Nebel in meinem Gehirn wohl sehr gut gefiel, denn er wurde noch dichter und ich war völlig unfähig etwas zu sagen.

Harry nahm seine Jacke vom Haken, öffnete die Tür, trat ohne ein weiteres Wort raus, schloss die Tür wieder und ließ mich einfach so im Flur stehen. Ich spürte das kribbeln von seinem Kuss immer noch auf meiner Wange und mir war leicht schwindelig.

Als ich mich wieder halbwegs gefangen hatte, klingelte mein Handy. Ich zuckte zusammen und fischte es anschließend aus meiner Hosentasche. Niall. Auf den hatte ich grade gar keine Lust. Er wollte bestimmt irgendetwas unternehmen, oder so. Entschlossen drückte ich ihn weg, beräute es allerdings in der nächsten Sekunde wieder. Ich glitt an der Wand zu Boden, schlang die Arme um meine Beine und vergrub mein Gesicht zwischen den Knien. Ich hatte den süßesten Freund der Welt und war trotzdem eifersüchtig auf meinen Bruder. Er sollte nicht mit irgendwem zusammen sein. Er war doch mein Harry. Eine Träne floss aus meinem Auge und verteilte sich in meiner Hose. Warum weinte ich? Ich wusste es nicht. Ich hatte einfach das bedürfnis danach, also heulte ich los. Ohne wirklichen Grund und ohne Versuch auf zuhören.

Nach einer Weile hob ich meinen Kopf und lehnte ihn die Wand. Schniefend wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und atmete Tief ein. Mein Herz klopfte schnell und vom weinen hatte ich Kopfschmerzen. Ich rappelte mich auf und trottete in die Küche. Dort machte ich mir einen heißen Tee und eine Wärmflasche und legte mich damit wieder aufs Sofa. Irgendwann fiel ich in einen Traumlosen, unruhigen schlaf.

Siblings don't fall in love (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt