24. Kapitel ~ Hallo Mama

208 8 2
                                    

Gemmas POV

Ich drehte mich umständlich auf die Seite und kniff die Augen zu. Regen prasselte an mein Fenster und ich hörte Niall zwei Zimmer weiter laut schnarchen. Ich hob meinen Kopf an und presste das Kissen gegen meine Ohren. So verweilte ich kurz, setzte mich dann aber schnaufend wieder auf und kratzte mich am Kopf. Man, so konnte doch kein Mensch einschlafen und schon gar nicht zwei in einem.

Ich ließ mich wieder zurück ins Kissen fallen und starrte die Decke an. Ich konnte einfach nicht schlafen, weil ich totalen schiss hatte, dass jede Minute die Wehen einsetzten. Der voraussichtliche Termin war zwar erst in zwei Wochen, aber man konnte ja nie wissen. Ich lauschte dem schnarchen von Niall. Wie konnte er nur so ruhig schlafen?

Entschlossen stand ich aus meinem Bett auf und tapste leise zur Tür. Dann drückte ich die Türklinke langsam nach unten, trat in den Flur und schlich auf nackten Füßen in Richtung Nialls Zimmer. Dort klopfte ich leise an die Tür und ging ohne eine Antwort abzuwarten, die ich wahrscheinlich eh nicht bekommen hätte, rein.

Es war stockdunkel und ich musste aufpassen nicht irgendwo gegen zu laufen. Vorsichtig trat ich an Nialls Bett und stupste ihn an. "Niall", flüsterte ich. Schnaufend drehte er sich um. "Niall, ich kann nicht einschlafen." Keine Reaktion. Ich seufzte. Den würde ich wahrscheinlich eh niemals wach kriegen. Leise ging ich ums Bett rum und legte mich vorsichtig neben Niall. Dann legte ich mich unter die Decke, legte seinen Arm um mich und kuschelte mich an ihn.

So schlief ich mit dem gleichmäßigen Atem von Niall und den Tropfen von draußen ein.

Jemand stach mir ein Messer in den Unterleib. Nein irgendwer hatte eine Handgranate hinein geworfen und meine Gebärmutter war grade explodiert. Keuchend setzte ich mich auf und kniff vor Schmerz die Augen zusammen. Schweißperlen liefen an meiner Stirn herunter und ich konnte mich kaum halten. Die nächste Handgranate explodierte. Ich schrie auf und krallte meine Hände ins Kissen. Niall schreckte hoch und guckte sich verwirrt um.

"Gemma, was machst du hier?", fragte er. "Ich..ich", kam es nur über meine Lippen und mein Unterleib verkrampfte sich wieder. Ich sackte zusammen und versuchte gleichmäßig, oder besser gesagt überhaupt zu Atmen. "Ich glaub das Baby kommt", krächzte ich und genoss die kurze Phase ohne Schmerz. "Ach du scheiße", sagte Niall und knipste das Licht an. Erschöpft blinzelte ich, um mich an die Helligkeit zu gewöhnen.

Niall sprang aus dem Bett, zog sich eine Hose über seine Boxershorts, zupfte ein t-shirt aus seinem Schrank und streifte es sich ebenfalls über. Dann kam er zu mir gerannt und half mir aufzustehen. "Bist du dir sicher, dass es jetzt kommt?", fragte er und auch auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen, "ich meine der Termin ist doch erst in zwei Wochen." "Ja verdammt, die Frucht blase ist geplatzt", erwiderte ich und versuchte tief einzuatmen. "Ok", sagte Niall und versuchte tapfer zu bleiben.

Eine neue Wehe überrumpelte mich und ich krallte mich an Niall fest. Er stützte mich und nahm dann mein Gesicht in seine Hände. "Hör mir zu", sagte er und sah fest in meine Augen, "wir schaffen das zusammen. Du bist nicht alleine und jetzt ziehst du dir was an und ich packe die Sachen, alles klar?" Ich nickte und löste mich vorsichtig von ihm. Sobald ich auf meinen eigenen Beinen stand, stürmte Niall aus dem Zimmer und die Treppen runter. Ich ging langsam den Flur runter zu meinem Zimmer und zog mir dort ein T- shirt und eine Jeans an.

Ich hörte, wie Niall unten telefonierte und dabei wie ein verrückter hin und her lief. Jetzt erst realisierte ich, was hier grade passierte. Ich würde in den nächsten Stunden ein Baby bekommen. Panik überkam mich. Ich würde das niemals schaffen. Wie sollte so ein großes Kind da unten überhaupt durch passen. Das war doch genetisch gar nicht möglich, ich würde einfach aufplatzen, wie eine Wasserlaiche. Mein Hals schnürte sich zu und ich bekam Schnappatmung.

Krampfhaft versuchte ich ruhig zu bleiben und ging entschlossen zur Tür, was allerdings von der nächsten Wehe unterbrochen wurde. Aber dieses mal versuchte ich gleichmäßig zu atmen und mich zu entspannen. Zu meiner Überraschung, tat es jetzt nur noch halb so doll weh. Zufrieden hielt ich mich an der Türklinke fest und trat dann in den Flur.

Die Treppen schaffte ich mit etwas Mühe auch und schließlich stand ich unten inmitten von Taschen. "Niall, wir machen keine Weltreise, wir bekommen ein Baby", sagte ich spöttisch und musterte Niall, wie er immer noch hin und her flitzte, um irgendwelche Sachen einzupacken.

"Ich weiß ja nicht, wie lange meine beiden Mädels im Krankenhaus bleiben müssen", erklärte er, blieb stehen und ließ seinen Blick über die Sachen schweifen. "Hey, mach mir keine Angst", sagte ich und nahm mir eine Tasche, die mir allerdings gleich wieder von Niall aus der Hand gerissen wurde. "Du siehst jetzt erst mal zu, dass du dich und die Kleine lebend ins Auto kriegst und ich trage die Taschen.

Seufzend ging ich zur Tür, zog mir meine Jacke über und trat nach draußen. Ein kalter Windzug fuhr mir ins Gesicht und ließ mich frösteln. Niall kam mir ächzend hinterher und die Tür fiel wieder ins schloss. "Scheiße, ist das kalt", sagte und kramte umständlich seinen Autoschlüssel aus der Jackentasche. Ich lief so schnell ich konnte zum Auto, öffnete die Tür und stieg ein. Mein Unterleib verkrampfte sich wieder und ich stämmte mich stöhnend gegen das Armaturenbrett. Niall hatte die Kofferraumtür geöffnet und wuchtete die Taschen hinein. "Alles klar?", rief er von hinten.

"Ja", antwortete ich, "und jetzt beeil dich, oder willst du, dass ich das Baby hier kriege?!" Die Kofferraumtür knallte zu und Niall setzte sich auf den Fahrersitz. Der Motor startete und er fuhr mit voller Geschwindigkeit durch die Stadt.

Als wir vor der Klinik ankamen stieg Niall aus, rannte um das Auto rum und hielt mir die Tür auf. Ich stieg aus und war die meiste Zeit einfach nur damit beschäftigt gleichmäßig zu atmen. Drinnen wurden wir sofort total nett aufgenommen. Meine Hebamme kam auf mich zu und erklärte mir alles in Ruhe, so als wäre es das normalste auf der Welt, was es ja eigentlich auch war.

Als ich schließlich bereit auf meinem Bett lag entspannte sich die Stimmung ein bisschen. Niall bewegte sich kein Stück von meiner Seite weg und hielt die ganze Zeit meine Hand. Bei jeder Wehe krallte ich meine Finger in seine. Irgendwann kam auch Harry rein. "Na Mami", sagte er und strich mir über die nasse Stirn. "Noch nicht", erwiderte ich lächelnd und stöhnte auf, da sich mein Unterleib wieder verkrampfte. Harry sah mich mitleidig an.

Mit der Zeit wurde der Abstand zwischen den Wehen immer kürzer und die Schmerzen immer stärker. Nach mehreren Stunden voller schmerzen, die noch nichts bewirkt hatten kamen die Ärztin und die Hebamme rein und sagten, dass es jetzt langsam los gehen würde. Ich spürte, wie sich Nialls und Harrys Muskeln neben mir anspannten. Ich nickte nur schwach und ab da nahm ich alles nur, wie in Trance war. Die Hebamme, die beruhigend und ermutigend auf mich ein sprach, die Anweisungen von der Ärztin, die Wehen, meine eigenen schreie, die ich vor Schmerz und Anstrengung von mir gab und Niall oder Harry, die mir ab und zu die Haare aus dem Gesicht strichen.

Irgendwann schien ich es wohl geschafft zu haben. Ich nahm alles nur noch verschwommen war, doch als mir ein kleines Wesen in den Arm gedrückt wurde, war ich wieder voll anwesend. Kleine Händchen griffen nach meinem Gesicht und ich sah in blaue, runde Augen. Sie weinte nicht, sondern guckte mich einfach nur an. Mir rollte eine Träne über die Wange. "Hallo", flüsterte ich und strich meinem Baby über den Nasenrücken. Sie runzelte die Stirn und sah dabei so zerbrechlich aus. Ich hatte Angst, dass ich irgendetwas kaputt machen, also hielt ich ihr einfach meinen Daumen hin.

Sie griff sofort danach und hielt ihn fest. Ich konnte gar nicht mehr meinen Blick von ihr abwenden, also schaute ich sie einfach nur an. Jemand strich mir übers Haar. Es war Niall, der mich mit einer Mischung aus stolz und erschöpfung ansah. Er küsste mich auf die Wange und lächelte mich an. Ich sah zurück auf mein Baby. Sie hatte die Augen geschlossen. "Ist alles ok mit ihr?", fragte ich panisch die Hebamme, die das ganze geschehen genau beobachtete. "Sie ist müde", meinte sie, "auch für das Kind ist die Geburt anstrengend."

Erleichtert lehnte ich mich zurück und schloss ebenfalls die Augen. Ich war total erschöpft und schlief auch sofort ein. Ab jetzt war ich eine Mama.

*********
Dieses Kapitel ist für @_CrazyQueen_ Happy Birthday mein schnubbi Bär!

Siblings don't fall in love (Harry Styles)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt