Prolog

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Der blutrote Mond hüllte sieben Gestalten mit seinen kühlen Strahlen ein. Sieben Gestalten, welche alle Vampire waren- Entitäten, die den Menschen nachtrachteten, um ihre Lebenskraft in sich aufzunehmen. Yui Komori, eines dieser Wesen, lag mit offenen karmesinroten Augen auf der federweichen Couch, binnen sich die Sakamaki Brüder um ihr herum versammelten.
Ein rothaariger, gutaussehender Junge hielt das zerbrechlich wirkende Mädchen in seinen starken Armen jederzeit bereit, sie vor jeglichem Unheil zu schützen. Die restlichen Vampire standen verblüfft neben dem Paar, nicht dazu in der Lage ihre funkelnden Augen von ihnen abwenden zu können. Der Anblick jenes Szenarios könnte glatt mit dem eines viktorianischem Gemäldes verwechselt werden, denn jeder Einzelne von ihnen war von unmenschlich strahlender Schönheit. Sie besaßen eine porzellanartige Haut, auf der man weit und breit keine Makel erblicken konnte. Durch diese schienen, die vom Blut ihrer Opfer durchflossenen Adern, jedoch wirkte dies nicht repulsiv - eher im Gegenteil. Es wirkte elegant, beinahe sogar magisch. Weiße, rasiermesserscharfe Fangzähne blitzten zwischen ihren blutroten Lippen hervor jederzeit zur Verfügung, um ihre Opfer mit diesen wie wilde Bestien zu attackieren. Doch dann brach das blonde Vampirmädchen, welches ein purpurfarbenes seidenes Ballkleid anhatte, diesen idyllischen Augenblick. ,,I-ich habe Durst..." Stellte sie entsetzt und zugleich verwundert fest, zugleich sie ihren Mund vorsichtig abtastete. Jenes Mädchen war bis vor kurzem noch eine Normalsterbliche gewesen, doch das Schicksal hatte es anders gewollt. Jedoch reagierte keiner der Sakamaki auf diese Aussage. Keiner, außer Ayato. Niemand konnte sich vorstellen die Beute für sie zu werden, ihr sein Blut anzubieten, niemand außer Ayato, welcher eine gewisse Art von Gefühlen für sie zu hegen schien.

Yui versuchte sich erschrocken zu wehren, denn sie hatte keinesfalls vor, Blut zu trinken. Sie war sich nämlich immer noch nicht des Klaren, dass sie nun zu den Kreaturen der Nacht gehörte. Sie war nun ein blutrünstiger Vampir geworden, es gab kein Zurück mehr. Dies schon nicht mehr, seit dem Augenblick in welchem sie diese verfluchte Villa betreten hatte. Trotz ihres Widerwillens, ignorierte Ayato ihren Protest, hielt sie dort fest und entblößte mit einer raschen Handbewegung seinen delikaten Hals.

,,Wenn du jetzt nichts trinkst, wird die Verwandlung nicht vollständig sein und du wirst sterben. Also tu' gefälligst, was dir meine Wenigkeit sagt!" Drohend, funkelten sie ein paar smaragdgrüner Augen an, die das Herz jedes Mädchens zum Rasen bringen konnten. Yui war außer sich, denn sie hatte keinesfalls vor, ein Ungeheuer, ein Blutsauger zu werden. ,,Eher sterbe ich!" Trotzig und mit Tränen in den Augen versuchte sie den letzten Hauch ihrer Menschlichkeit zu verteidigen. Der Vampir, der ihr bereits befohlen hatte, ihm zu gehorchen starrte sie bedrohlich an- wie ein Tier, das jeden Moment ihre Kehle zerfetzen würde. Gulp. Sie schluckte hörbar. Voller Furcht tastete sie sich langsam und zugleich mit Bedacht an seinem Hals heran. Sie wusste nicht wie sie nun genau zu agieren hatte, versuchte es aber. Sie biss mit all ihrer Kraft zu, wo sie die Pulsschlagader vermutete. Zuerst bohrten sich ihre Fangzähne in sein kühles, zartes Fleisch, als dann endlich Blut aus der Wunde floss und sie letzten Endes mit Wonne erfüllte. Aus irgendeinem Grund war es unheimlich befriedigend, sein Blut zu kosten, Fakt, den sie kaum zu verleugnen vermochte. Das kalte, jedoch auch zugleich merkwürdigerweise erwärmende Lebenselexier, floss ihre Kehle hinab. Es fühlte sich so an, als hätte sie seit Ewigkeiten nichts mehr zu trinken bekommen. So als wäre sie durch eine endlose Wüste gelaufen und durfte nach langen Tagen Dursten Wasser trinken. Sie hatte noch nie von derartiger Kost probiert. Ein Gefühl des Verlangens breitete sich in ihrem Körper aus. Sie wollte mehr, sie wollte weiter, tiefer in diesen Strom der absoluten Euphorie gezogen werden, ein Zustand der Vollkommenheit...

Nach einiger Zeit trennte er sie vorsichtig von sich und ließ sie in seine Armen ausruhen. Ein Augenpaar bohrte sich durch sein Nacken. Er wusste, dass dieser Anblick reizend auf seine Brüder wirkte, die Yui als ihr Eigentum betrachteten. Eifersucht. Ayato grinste bei den Gedanken daran, dass er Etwas besaß, was kein Anderer haben durfte.

~~

Am nächsten Abend erwachte Yui in ihrem Zimmer, auf ihr rosafarbenes Himmelsbett, das an den Spitzen mit feinsten roten Mustern bestickt war. Mit schweren Augenlidern, sah sie sich um und bemerkte zu ihrem Entsetzen, dass das blutbefleckte Kleid, welches sie vorherige Nacht getragen hatte, auf ihrer Komode lag. Jemand hatte sie umgezogen! Die Scham drohte sie zu zerfressen, als sie wieder einmal einsehen musste, dass sie wirklich keinen Respekt gezollt bekam. ,,Und was ist mit meinen Menschenrechten..." seufzte sie sarkastisch, alsbald sie sich für die Abendschule vorbereitete. Sich im Spiegel musternd, bemerkte sie etwas Erschreckendes. Das Mädchen, das zuvor noch ein normaler Mensch gewesen war, wies nun Ähnlichkeiten zu den Sakamaki, den Vampiren auf. Die ersten Tage waren Gewöhnungssache, dann würde sie kein Unterschied mehr sehen können. Das war das, was sie innig hoffte. Irgendwie erschreckte sie vor der Vorstellung sich derart zu verändern, jedoch war es zugegebenermaßen nicht direkt negativ. Es betonte die Karmesinroten Augen und das platinblonde Haar, welches sie besaß. Und verlieh ihr diese Art Schönheit, die nur die Vampire besaßen. Eine mysteriöse Aura, von welcher jeder Mensch nur träumen konnte.

Sie war nun ein Vampir und gehörte somit nicht länger zu den Lebenden.

Sie war nun ein Vampir und war eine Bestie, die man verabscheuen musste.

Sie war nun ein Vampir, dessen Lächeln größer als je zuvor schien.

~~~

,,Der blutrote Mond, der durch das Fenster meines Zimmers schien, leitete das Ende unser aller Leben ein. Wir werden beim zwölften Glockenschlag sterben. Und all das ist, nur mir zu verantworten."

Das blonde Mädchen starrte noch ein letztes Mal in die weite, weite Ferne. Wie oft sie doch zu jenem Ort gekommen war, um den unendlichen Sternehimmel zu betrachten. Sie hatte ihn anders in Erinnerung. Die Sterne hingen im Firmament, als hätte sie ein Künstler gezeichnet, um dem einsamen Mond Gesellschaft zu leisten. Sie leuchteten und erhellten jede Nacht die Welt, sie vor der Dunkelheit bewahrend. Yui stellte sich diese als eine Art Wächter, eine Art Schutzengel vor. Sie umarmten sie noch ein letztes Mal mit ihrem Schein und ließen das einst so schöne Ballkleid aufleuchten, das nun eher einem alten Stück Stoff glich. Ihre Beine waren nackt, von Wunden übersät, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten und sich weigerten, zu verheilen. Eine Träne bahnte sich im selben Augenblick einen Weg in die äußere Welt, um ihre Wangen, ihre Haut runterzulaufen und um anschließend auf den harten Boden zu zerbersten.

,,Die Sterne fallen vom Himmel." Hörte sie sich wispern. Und von einem Moment auf den anderen verschwand sie und der Himmel, zu den wir es alle liebten, aufzublicken.

Vampire Bride ~ Diabolik LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt