Verlangen | 9

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Nach unserem gestrigen Gespräch, musste ich auf der Couch eingeschlafen sein, denn ich war sehr müde. Das letzte, an das ich mich erinnern konnte waren starke Arme, die mich hochhoben. Ich wachte in dem Bett, liebevoll zugedeckt auf. Er hat mich in das Bett getragen. Hat er auch im Bett geschlafen? Mein Blick wendete sich auf die rechte Seite, doch dort war niemand. In der Nacht lag wahrscheinlich auch kein Mensch dort, da diese Seite vom Bett noch unbenutzt aussah. Das Polster hatte keine Abdrücke und war flach, wie ein Brett. Enttäuschung breitete sich in mir aus. Ich hätte nicht ungern neben ihm geschlafen.

Nach dieser Erkenntnis beschloss ich aufzustehen und nach meinem Shawty zu suchen. Als ich die Zimmertür aufmachte stand er schon neben der Kaffeemaschine in Boxershort und Shirt. 

"Gut geschlafen?", fragte er und reichte mir eine Tasse frischen Kaffee. Ich war glücklich, seine ersten Worte nach dem Aufstehen hören zu dürfen. Mit einem Nicken nahm ich die Tasse Kaffee entgegen.

"Musstest du wegen mir auf dem Sofa schlafen?", fragte ich und wagte einen Blick nach unten. Keine weiße Unterwäsche mehr, sondern schwarze. Irgendwie schade, denn ich habe den gestrigen Ausblick genossen, auch wenn ich es ungerne zugebe.

"Ist doch kein Problem. Ich habe dich gerne in mein Bett getragen.", die Vorstellung, wie er mich zudeckt, machte mich glücklich. Jemand der sich um mich kümmert. Jemand, der nicht will, dass ich Nachts friere. Jemand, der mich nicht aufweckt, sondern mein Gewicht auf sich nimmt und mich schlafen lässt. So etwas will ich. So etwas und auch das komplette Gegenteil davon. An den Haaren gezogen und geschlagen werden. Diese großen Hände an meiner Schlagader am Hals spüren. Auf das Bett geschmissen werden und so lange betteln müssen, bis ich anfange zu weinen. Zwei krasse Gegensätze, ich weiß. Einerseits ist dieses Verlangen in mir, geliebt und sanft gestreichelt zu werden - Liebe zu erfahren, wie es mir als kleines Kind abging. - andererseits will ich physische Schmerzen spüren, die ich früher psychisch ertragen musste. Ich verstehe mich selber nicht. Was ist falsch mit mir? WAS ZUM FICK LÄUFT FALSCH BEI MIR? Ich bin nicht normal. Ich will mich normal fühlen. Ich will, dass mir jemand sagt: "Du bist normal. Nichts läuft falsch bei dir." Denn es ist wirklich schwer mit diesen Gegensätzen zu leben. Desto mehr ich mich wehre desto öfter kommen diese Fantasien zum Vorschein.

"Willst du heute wieder eine Runde schwimmen oder hast du vor schon zu gehen?", ich konzentrierte mich wieder an meine Umgebung. Bei diesem Angebot konnte ich natürlich nicht nein sagen. So beschlossen wir wieder in den See zu gehen, nachdem wir Frühstück gegessen haben. 

Die Sonne kitzelte in meinem Gesicht.

"Hab ich dir schon mal gesagt, dass du wunderschöne Augen hast.", erschrocken drehte ich mich zu Herr Kurz um, der seine Klamotten schon auf den Boden geworfen hatte. Heute war leider nichts durchsichtig bei ihm. 

"Dankeschön.", ich war verlegen.

"Wusstest du, dass deine braunen Augen im Sonnenlicht, wie der schönste Bernstein leuchten?", ich lachte meine Verlegenheit weg. 

Als ich meine -oder besser gesagt Sebastians- Hose ausziehen wollte, fiel mir wieder ein, dass ich keine Unterwäsche an hatte. Verdammt, was soll ich jetzt machen?

TALK DIRTY TO ME | Sebastian Kurz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt