dunkle Vergangenheit | 14

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Sebastian lies mich weinen. Er lies mich so lange weinen, bis ich eingeschlafen bin. Nach seinen Worten herrschte Stille. Vorsichtig näherte er sich mir und nahm mich in den Arm. Sein ganzes Shirt war von meinen Tränen durchnässt. Der Abend endete damit, wie ich auf seiner Brust einschlief. Mit Ablehnung konnte ich eben schlecht umgehen. Vor allem, wenn mir jemand zuerst Nähe geschenkt hat. Er kann mich doch nicht zuerst nach ihm verrückt machen lassen, mich küssen, mich zudecken und mir Komplimente machen, wenn er mich dann verlässt.

"Wir können leider nicht zusammen frühstücken, weil du so süß auf meiner Brust geschlafen hast und ich dich nicht wecken wollte." Die frischen Waffeln auf dem Tisch füllten den Raum mit einem süßlichen Duft. Wortlos setzte ich mich auf den Tisch und nahm mir eine Waffel. Das Brennen in meinen Augen fühlte sich unangenehm an. Wahrscheinlich sah ich aus wie der Tod höchstpersönlich mit meinen geschwollenen Augen und aufstehenden Haaren. Doch im Moment war es mir sowas von egal, wie ich aussah.

"Zur Entschuldigung hab ich dir Waffeln gemacht.", er saß sich gegenüber von mir. Waffeln waren die Entschuldigung dafür, dass er mir das Herz gebrochen hat. Super.

"Ich kann dich nicht zwingen, mich zu lieben."

"Bitte sei einfach nicht böse auf mich." Wenn er nichts für mich empfindet, war es doch egal, wenn ich sauer auf ihn bin.

"Passt schon. Ich bin nicht gut genug für dich und das verstehe ich auch. Außerdem kennst du mich kaum, wie sollst du mich dann lieben?"

"Gestern war ich nicht ehrlich zu dir.", seine Hand griff nach meiner und drückte diese fest. Hoffnungsvoll sah ich in seine matten Augen. Bitte sag, dass du das selbe empfindest. Bitte sag, dass du mich liebst.

"Weißt du, es steht einfach so viel zwischen uns. Es kommt schlecht an, wenn ich mit einer zehn Jahre jüngen Frau zusammen bin. Es geheimhalten wäre viel zu kompliziert. Das größte Problem ist aber, dass ich dich nicht verletzen will. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich dich verletzen werde. So bin ich eben. Ich verletze Menschen, die mir wichtig sind.", in diesem Moment kam er mir nicht mehr wie der starke Mann vor, sondern wie ein gebrochener Mann. Die glasigen Augen, die mich gerade anstarrten, machten mir klar, dass er mit genau diesen Augen in Vergangenheit sehr schmerzhafte und unangenehme Dinge sehen hat müssen. 

"Was ist so schlimm gewesen, dass du deine Gefühle runterschluckst, statt sie zu zeigen?"

"Ich will eigentlich nicht darüber reden.", seine Hand ließ meine los.

"Bitte rede mit mir. Ich will wissen, was oder wer dich so sehr verletzt hat. Ich will wissen, warum du so große Angst davor hast zu lieben." Es tat mir Leid, ihn so zu sehen. Am liebsten würde ich ihn umarmen, doch ob er das will, war eine andere Frage.

"Es fällt mir unglaublich schwer darüber zu reden. Am liebsten würde ich alles verdrängen und nie wieder darüber nachdenken, doch dieses Geschehnis verfolgt mich und lässt mich nicht los. Versprich mir bitte, dass du mich nicht verurteilst, auch, wenn ich es verdient hätte." Ich gab ihm mein Versprechen und hörte ihm aufmerksam zu.

"Vor einigen Jahren hatte ich eine Freundin. Sie hieß Sina und war alles für mich.  Ich liebte sie so unglaublich. Wir hatten die perfekte Beziehung. Der Sex war aber nicht gut. Mir ist das etwas peinlich zu erzählen.", er zog sich wieder zurück. Ich wollte aber alles über ihn wissen auch seine tiefsten und dunkelsten Geheimnisse.

"Ich habe dir auch Dinge erzählt, die mir unangenehm waren und, die ich lieber für mich behalten hätte. Ich will dich nicht dazu drängen, darüber zu sprechen, aber vielleicht tut es dir gut. Ich merke doch, dass dieses Thema dich bedrückt und wenn du nie darüber redest, wird es vielleicht nie besser."

"Ich kann jetzt einfach nicht darüber reden. Kann ich es dir am Abend bei einem Wein erzählen?" Ich war einverstanden damit. Die Frage, was in seiner Vergangenheit vorgefallen ist und ihn gebrochen hat, plagte mich den ganzen Tag über.

TALK DIRTY TO ME | Sebastian Kurz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt