Abschied | 24

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„Was will die Polizei hier?", erschrocken blickte ich zu Sebastian, der nur mit seinen Schultern zuckte.

„Mia, es wird nach dir gesucht.", meinte die junge Polizistin, während der Ältere Sebastian nach draußen brachte. Sie saß sich mit mir auf das Sofa, auf dem ich und Shawty noch vor einigen Stunden Sex hatten. Ich war wie gelähmt, während sie mich mit unzähligen Fragen bombardierte.

„Du musst mir jetzt sagen, ob dieser Mann dir weh getan hat. Sonst können wir ihn nicht mitnehmen!", forderte sie mich mit lauterer Stimme auf. Er hat mir nicht weh getan. Er würde mir niemals weh tun. Dies sagte ich auch zu ihr. Hat Sebastian Scheiße gebaut?

„Es ist so, dass deine Mutter dich vor einigen Stunden als vermisst gemeldet hat. Sie meinte, du wärst in Gefahr. Sie hat behauptet, dass dich ein Mann hier festhält und dich missbraucht." Ich war sprachlos. Nicht einmal wütend auf meine Mutter konnte ich sein, da ich in diesem Moment keine Gefühle zuließ.

„Ich bin freiwillig hier. Ich hatte die schönste Zeit meines Lebens hier.", ich probierte überzeugend zu klingen, da ich nicht wollte, dass Sebastian wegen mir Probleme bekommt. Für das was er für mich alles getan hat, konnte ich nicht zulassen, dass er von der Polizei verdächtigt wird, mich zu missbrauchen.

„Auch, wenn das stimmen soll, musst du mitkommen.", ich folgte der Beamtin nach draußen, wo schon einige Polizisten mit Taschenlampen warteten. Dort draußen war ebenfalls mein Mann, der von dem Polizist befragt wird. Er sah ziemlich wütend und enttäuscht aus.

„Ich habe ihnen die Warheit gesagt. Bitte sei nicht böse auf mich. Ich kann nichts dafür, dass meine Mutter so ein Psycho ist." Gefühlskalt starrte er in meine Augen. Er wird es doch verstehen, oder?

„Komm jetzt!", schrie die Polizistin, die einige Meter vor mir war.

„Ich liebe dich.", gestand ich Sebastian, bevor ich ihr in den dunklen Wald folgte, der nur von dem grellen Licht der Taschenlampe beleuchtet wird. Leider kam kein „Ich liebe dich auch." von ihm zurück. Zu gerne hätte ich es gehört. Wahrscheinlich bereute er es, mir vertraut zu haben. Die Polizisten. Die Taschenlampen. Die Suche. Die Befragung. Vielleicht hatte er schmerzhafte Flashbacks von dem Tag, an dem seine Freundin sich das Leben nehmen wollte. Er hatte nämlich dieses Drama schon einmal erlebt, nur, dass es ein schreckliches Ende hatte. Doch dieses Mal wird er kein schreckliches Ende erleben müssen. Ich werde dafür sorgen, dass ich die ganze Sache kläre und wir dort weitermachen können, wo wir aufgehört haben.

Als wir endlich aus dem Wald zu der Bundesstraße kamen, leuchteten mich die Scheinwerfer des Autos meiner Mutter an. Sofort lief sie zu mir.

„Da bist du ja. Hat er dich verletzt?" Vor den Beamten tat sie eins auf fürsorgliche Mutter. Sie hat mich doch angerufen und gesagt, ich soll selber schauen, wie ich aus dem Wald komme. Sie war diejenige, die mich tagelang mit einem „fremden" Mann in diesem Wald alleine ließ. Warum ging sie dann aus dem Nichts zur Polizei und spielte die Dramaqueen?  Wahrscheinlich wurde ihr klar, dass ich Spaß habe und sie gönnte mir keinen Spaß. Oder sie hatte einen realistischen Traum, der sie glauben ließ, ich wäre in Gefahr.

„Fass mich nicht an!", schrie ich und schupste sie weg von mir.

TALK DIRTY TO ME | Sebastian Kurz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt