Kapitel 2

65 4 0
                                    

~I dream my painting and I paint my dream. - Vincent van Gogh

-London-

Die Musik dröhnte aus den Lautsprechern als die beiden Freunde endlich den Club betraten in dem sie inzwischen schon Stammgäste waren - sogar die Türsteher erkannten sie mittlerweile, weshalb nicht einmal Mary, die mit ihren achtzehn Jahren jünger aussah als sie war, nach ihrem Ausweis gefragt wurde. Oder, besser gesagt, ihrem Fake-Ausweis. Wie die meisten Discos konnte man auch hier nur rein wenn man schon einundzwanzig war, weshalb sie sich mithilfe eines Bekannten eine falsche ID zugelegt hatte die seit mehr als einem Jahr regelmäßig zum Einsatz kam. Lange konnte das nicht mehr gut gehen - mit jeder Rolle die sie ergatterte wurde Mary bekannter, was bedeutete dass selbst einer der Türsteher sie früher oder später identifizieren würde können.

„Ich hol uns was zu trinken!“, rief Harry über die Musik hinweg, etwas zu Mary Ohr gebeugt damit sie ihn verstehen konnte. „Vodka, wie immer?“
Obwohl er schon wusste wie ihre Antwort ausfallen würde, wartete er ihr lebhaftes Nicken ab, und sie beobachtete wie er in der Menge verschwand. Es war voll heute, was keine Überraschung an einem Samstagabend war. Mary mochte es - es war zwar weniger Platz zum Tanzen da, dafür konnte sie sich richtig gehen lassen ohne dass jemand darauf aufmerksam wurde.

Als Harry zurückkam, tanzte sie gerade mit einem Typen den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Er war etwas kleiner als Harry und eigentlich nicht Mary’s Typ, aber wenigstens schien er noch halbwegs nüchtern zu sein und hielt einen gewissen Abstand zu ihr, was ihr gefiel - sie konnte es nicht ausstehen wenn komplett Besoffene versuchten sie zu begrapschen.

„Hier.“ Er drückte ihr das Glas in die Hand und gesellte sich dazu, aber an seinem Blick erkannte Mary dass er nicht lange bleiben würde - er ließ ihn über die Menge schweifen, auf der Suche nach seinem nächsten Opfer. Anders als man vielleicht erwarten würde, suchte Harry nicht nach jemandem der leicht zu kriegen war. Er liebte die Herausforderung.
„Bin gleich wieder da!“, brüllte er Mary zu und bahnte sich, bevor sie protestieren konnte, einen Weg durch die Menge. Sie konnte nicht sehen wen er anmachte, aber im Grunde interessierte es sie auch nicht - sie würde das Mädchen sowieso nie wieder sehen.

„Hey, willst du mit zu mir?“, fragte der Typ sie. Sein Atem roch wie Zigaretten und bei näherem Hinsehen war er nicht einmal besonders gutaussehend - definitiv keiner, mit dem sie die Nacht verbringen wollte.
„Sorry, aber sie gehört schon mir!“, mischte sich jemand ein. Bevor Mary protestieren konnte, schlang jemand die Arme um ihre Mitte. Für einen Moment fühlte sie wie ihr Körper sich unwillkürlich anspannte, dann, endlich, als sie auf die Hände des Fremden starrte, erkannte sie ihn. Sofort lockerten sich ihre Gesichtszüge und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
„Ja, tut mir leid.“, stimmte sie zu, ohne sich umzudrehen. „Bin leider schon vergeben.“
Ohne die Reaktion des Typen abzuwarten löste sie sich aus der Umarmung und wandte sich in die andere Richtung. Sie musste sich nicht umdrehen um zu wissen, dass Zayn ihr folgte. Er hatte sie schon so oft vor widerlichen Typen gerettet, dass es beinahe zu einer Routine geworden war.
„Danke.“, sagte sie, als sie auf der gegenüberliegenden Seite der Tanzfläche ankamen. Es waren weniger Menschen hier und es war vergleichsweise leise, weil keine der Boxen in der Nähe standen. „Das war wieder ein Reinfall.“
„Warum hast du überhaupt mit ihm getanzt?“ Kopfschüttelnd fuhr Zayn sich mit der Hand durch die dunklen Haare. Ein paar Strähnen hatten sich aus seiner perfekten Frisur gelöst und hingen ihm in die Stirn, was vermutlich daran lag dass er schon den ganzen Abend unterwegs war.
„Keine Ahnung.“ Mary zuckte mit den Schultern. „Eigentlich hab ich auf Harry gewartet, aber der Typ hat mich angetanzt also hab ich mitgemacht.“

Sie nahm einen langen Schluck aus dem Glas, das noch immer fast voll war - Sekunden später breitete sich die angenehme Wärme des Alkohols in ihr aus, der Grund warum sie Vodka so viel mehr mochte als Bier.

Pocket Full Of DreamsWhere stories live. Discover now