Kapitel 26

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~“You know you're in love when you can't fall asleep because reality is finally better than your dreams.” - Dr. Seuss

Es fiel Harry viel zu spät ein. Denn natürlich wusste er wo Liz war, wo Liz nur sein konnte. Obwohl es schon dunkel war hatten Mary und Louis noch immer nichts von ihr gehört. Das hatte sie ihm jedenfalls geschrieben und darauf vertraute Harry auch, weil er wusste dass sie ihn niemals wegen so etwas anlügen würde.

Also fuhr er weiter. Er kannte sich nicht besonders gut in Manchester aus, aber er wusste den Weg zur Wand noch ganz genau, auch im Dunkeln. Liz wusste nichts davon, aber er war öfter hergekommen, auch ohne sie. Nie für lange, weil es sich anfühlte als würde er ihr Vertrauen missbrauchen, aber er war da gewesen.

Er hielt das Auto einen Block davon entfernt an und entschloss sich den Rest zu laufen. Die Gegend war ziemlich verlassen und er war sich sicher dass Liz das Geräusch seines Autos hören würde.

Sein Schlüsselbund klimperte als er ihn aus seiner Hosentasche zog und die daran befestigte Minitaschenlampe bereithielt.

Das Haus roch alt, modrig, als er die quietschende Tür aufschob. Es war fast wie in einem Horrorfilm, aber den Gedanken verwarf er sofort und konzentrierte sich stattdessen darauf so leise wie möglich in den Hof zu kommen. Das hier wirkte wie ein Platz wo man Obdachlose antreffen konnte und das wollte er lieber nicht riskieren. Er wollte einfach nur noch zu Liz.
Er hörte wie sie geschockt nach Luft schnappte als sie das Licht sah.
„Alles okay.“, sagte er leise und hob die Arme. „Ich bin’s. Harry.“
Sie antwortete nicht, aber als er sie anleuchtete starrte sie ihn entsetzt an. Sie war an die Wand gelehnt, ihr Gesicht ganz weich und verheult. Sie tat ihm sofort leid.
„Was willst du?“, fragte sie als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Wie hast du mich gefunden?“
„Liz…“ Harry’s Mund war plötzlich ganz trocken und sein Herz begann wieder zu rasen, wie vorhin als er sie fast angesprochen hatte. Er hasste es verliebt zu sein - hasste und liebte es gleichzeitig. Denn er konnte nicht anders als zu bemerken wie schön Liz war, selbst wenn sie total fertig aussah, wie melodisch ihre Stimme klang selbst wenn sie gebrochen war.

„Harry, ich will dich nicht sehen.“, brachte sie mit zitternder Stimme heraus. „Geh. Geh, bitte.“
„Ich kann nicht.“ Er kam näher und näher und sie schien sich noch enger an die Wand zu drücken, machte aber keinen Fluchtversuch. Harry ließ sich neben sie auf den Boden sinken und zog sich die Knie an die Brust. Obwohl sie fast einen Meter voneinander saßen fühlte Harry sich ihr so nahe wie schon lange nicht mehr. Es machte ihn nur nervöser.
„Es tut mir leid.“, sagte er nach ein paar Sekunden. Jetzt da seine Taschenlampe aus war merkte er erst wie dunkel es war. Nur ein paar Sterne am Nachthimmel warfen ihr schwaches Licht in den Hof. Es war fast wie in einem Liebesfilm, nur dass Harry wusste dass er hier war um ihr Herz erneut zu brechen anstatt für ein Happy End zu sorgen. Das hatte er jedenfalls vor - immer noch.

„Was tut dir leid?“, fragte sie trocken. „Was genau, Harry? Dass du mich eine Schlampe genannt hast? Dass du mit Patricia rumgemacht hast obwohl du weißt dass ich Gefühle für dich habe?“
Es war wie ein Stich ins Herz es so zu hören.

„Ja.“, sagte er leise. „Was ich damals gesagt hab…nichts davon hab ich ernst gemeint.“
„Oh, Glückwunsch.“, sagte sie sarkastisch, obwohl ihre Stimme belegt klang. „Und jetzt hast du dir gedacht: Scheiße, ich hab gemerkt was ich für ein Arschloch bin, ich sollte mich entschuldigen damit die dummen Schuldgefühle weg sind. Oh, und dann kann ich gleich die Nacht bei meiner Patricia verbringen! Zwei Fliegen mit einer Klappe.“
„Liz…“, sagte er geschockt. Sie blitze ihn wütend an.
„Nenn mich nicht so. Du hast kein Recht-“
„Ich mag Patricia nicht.“, unterbrach er. „Ich hab sie nie gemocht. Ich hab sie nur benutzt um…um…“ 

Pocket Full Of DreamsWhere stories live. Discover now