Kapitel 25

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~“Life equals running and when we stop running maybe that's how we'll know life is finally finished.” - Patrick Ness

Liz wusste nicht wohin sie rannte, aber sie wusste dass sie nicht hier bleiben konnte. Er war wieder hier. Und das nur um seine Patricia wieder zu sehen.

Nicht für eine Sekunde ließ Liz sich selbst glauben dass er wegen ihr gekommen war - denn Harry hatte sehr deutlich gemacht wie egal es ihm war dass er sie verletzte. 

Aber einfach so kommen und vor ihren Augen mit einer anderen rummachen? Das hatte selbst Liz nicht erwartet.

Sie bemerkte die verwirrten Blicke der anderen Schüler als sie vorbeirannte, aber sie konnte sich nicht dazu bringen sich deswegen Gedanken zu machen. In wenigen Wochen wäre sie sowieso weg von hier, würde keinen dieser Idioten jemals wieder sehen.
Ruckartig riss sie sich die Kopfhörer runter als sie die Eingangstür erreichte. Sie weinte schon wieder, aber sie fühlte sich nicht einmal lächerlich als sie es tat, weil es ihr inzwischen komplett egal war was andere über sie dachten. Zumindest war das im Moment so: Liz traute ihren eigenen Gefühlen nicht mehr.

Sie rannte und rannte bis sie nach Luft rang und ihre schmerzenden Beine sie zum Anhalten zwangen. Obwohl sie wusste dass Harry ihr nicht folgte, dass er ihr niemals folgen würde, hatte sie das Bedürfnis einfach so verschwinden, sich irgendwo zu verkriechen wo er sie nicht finden konnte.

Schniefend wischte Liz sich die Tränen vom Gesicht und nahm einen tiefen Atemzug. Sie war noch immer in der Nähe der Schule, aber in einem Teil des Viertels in dem sie nur selten war. Um nach Hause zu kommen musste sie in die andere Richtung gehen.

Vielleicht war das gut. Niemand würde von ihr erwarten dass sie hier war. Sogar Mary würde denken sie sei zuhause. Und da konnte sie auch hingehen.
Sie konnte jetzt sofort umdrehen und sich auf den Weg nachhause machen, sich in ihrem Bett verkriechen und darauf warten dass Mary zurückkam und etwas merkte. Warten bis sie mit Mitleid nur so überschüttet werden würde. Außer ihre Schwester fand es zuerst raus - die würde alles nur noch schlimmer machen.
Keins von beidem klang besonders ansprechend. Im Gegenteil. Liz schüttelte den Kopf und lief weiter. Es war gut dass es Sommer war: Wenigstens würde sie nicht frieren wenn sie herumirrte, kein bestimmtes Ziel in Gedanken.
Sie würde nicht für immer wegbleiben, aber wenigstens so lange bis sie einen klaren Kopf hatte.

                                                                         ~

„Ry? Ry, hast du Liz gesehen?“
Harry fuhr sich zum gefühlt hundertsten Male durchs Haar. Noch nie hatte er sich so panisch gefühlt und das wegen etwas das ihm eigentlich fast grundlos erschien.
Mary jedoch verstand sofort. Wortlos rappelte sie sich auf.
„Was ist passiert?“
„Ich…ich war gerade auf dem Weg zu ihr und dann war da plötzlich Patricia…sie hat mich geküsst und Liz…“
„Oh.“
„Ich wollte es nicht, ich schwör’s, aber in dem Moment war ich wie erstarrt.“
„Ist sie weggerannt?“
„Ja…ich hab keine Ahnung wo sie ist.“
Mary stieß einen Seufzer aus.
„Gut gemacht, Harry.“, meinte sie mit einem Mix aus Wut und Sorge in ihrer Stimme. Ehe Harry etwas sagen konnte hatte sie ihr Handy aus der Tasche gezogen. „Ich ruf Lou an.“
„Und was wollt ihr tun?“ Harry brauchte nicht zu fragen um zu wissen dass er nicht eingeladen war.

„Sie suchen, was sonst? Sie ist zwar nicht psychisch labil, aber in letzter Zeit ging es ihr so scheiße. Sie verdient es nicht dass es ihr noch schlechter geht.“
„Wann kann ich mich bei ihr entschuldigen?“
Mary biss sich auf die Lippe.
„Ich weiß nicht ob das noch eine gute Idee ist.“, sagte sie schließlich. „Du siehst ja was du angerichtet hast. Um ehrlich zu sein wurde es gerade besser bis du wiederkamst.“
„Also soll ich einfach wegbleiben?“ Harry musste sich beherrschen um sich nicht der Wut hinzugeben. „Mary, das war deine Idee. Deine und Zayn’s. Ihr habt mich beide dazu genötigt dass ich herkomme und mich bei ihr entschuldige, und jetzt sagst du ich soll es doch nicht tun?“
„Ich weiß es nicht, okay?“ Mary seufzte. „Du scheinst es die ganze Zeit zu versauen wenn du in ihrer Nähe bist, und um ehrlich zu sein glaube ich inzwischen sie kann auf deine Entschuldigung verzichten - du würdest es sowieso nicht ernst meinen.“
„Doch, natürlich!“, protestierte Harry. „Ich meine es ernst. Es tut mir leid was ich zu ihr gesagt hab. Ich hab einen Fehler gemacht.“
„Sie will mit dir zusammen sein, Harry. Und das ist das einzige was du ihr nicht geben willst. Selbst wenn du dich entschuldigst verletzt du sie.“
„Das hättest du mir auch sagen können bevor ich vier Stunden Fahrt auf mich genommen habe.“
„Bevor du die Nummer mit Patricia abgezogen hast hätte es vielleicht auch noch etwas gebracht. Jetzt ist sie wohl restlos davon überzeugt dass du ein Arschloch bist. Glückwunsch.“

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