03:24 Uhr morgens. Das sagte zumindest Martíns Wecker auf dem Nachttisch neben seinem Bett, aber für Andrés ein Zimmer weiter schien die Nacht gerade erst angebrochen zu sein, denn er hörte laut Musik. Die Mönche störte es nicht im Geringsten, denn sie lebten im anderen Teil des Klosters, und Tatiana war gerade in Paris Konzerte geben, also konnte Andrés nur seinen besten Freund nerven.
Martín versuchte, den Lärm etwas zu vermeiden, indem er sich sein Kissen über den Kopf legte und hoffte, dass es leiser werden würde, aber nichts veränderte sich.
Also beschloss er aufzustehen, um die Musik selber auszuschalten, um dann in Ruhe weiter schlafen zu können.Er stand müde auf und zog sich seinen Morgenmantel an, bevor er schließlich den Gang entlang zu Andrés' Zimmer ging.
Ohne Vorwarnung öffnete er die Tür.
"Andrés, es ist 3 Uhr morgens, also bitte-"
"Martín! Mein lieber Freund!", antwortete dieser und kam mit offenen Armen auf ihn zugelaufen, um ihn in den Arm zu nehmen.
"Hey, Andrés, du bist verdammt betrunken", entgegnete Martín und riss sich los.
"Na los, tanz mit mir!", ignorierte Andrés ihn und legte eine neue Schallplatte auf.
Vielleicht gibt er ja dann Ruhe, dachte Martín.
Es war nicht so, dass er das Tanzen hasste (er liebte es sogar sehr), aber er war einfach etwas geschafft vom Vortag und er tanzte einfach nur nicht gerne um drei Uhr nachts mitten in einem Kloster.
Sie hatten schon oft zusammen getanzt, aber heute war es irgendwie anders.
Andrés legte seine Hände auf Martíns Taille.
Sofort wurde dieser rot und auch Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, was Andrés belustigte und ihm schließlich ein verschwörerisches Lächeln schenkte.Für Martín waren es sowohl die vier schlimmsten, als auch die vier glücklichsten Minuten gewesen, denn einerseits war es das einzige, was er sich je gewünscht hatte, aber doch wollte er nicht, dass Andrés es so mitbekam, aber seinem Lächeln mach zu urteilen wusste er es bereits.
"Willst du?", flüsterte Andrés und sein Grinsen wurde breiter, als das Lied endlich zu Ende war.
"Was?"
"Ach stell dich nicht so dumm an wie du gerne wärst, du weißt ganz genau, was ich meine."
"Andrés, du bist mein-"
"Na los komm schon, oder traust du dich nicht, hm?"
Martín spürte plötzlich, wie Andrés anfing, ihn zu küssen.
Er schloss langsam die Augen, bevor er den Kuss erwiderte. Andrés fuhr ihm durch seine braunen Haare, ließ seine Hände schließlich um seinen Nacken liegen, um ihn näher zu sich ziehen zu können.Schlagartig war all die Müdigkeit aus Martín verschwunden, als Andrés ihn vorsichtig gegen die Wand drückte.
"Ich liebe dich...", wisperte Martín, als Andrés einen kurzen Moment von ihm abließ, um langsam seinen Morgenmantel aufzuschnüren.
"Ich weiß", antwortete er.
"Und du? Liebst du mich, weil du total betrunken bist oder weil ich für heute Nacht ein billiger Ersatz für Tatiana bin?"
Andrés hielt inne. Er hatte wohl nicht mit so einer Frage gerechnet.
Er schaute Martín direkt in die Augen, während er ihm über die Wange strich.
"Ich weiß es nicht. Etwas in mir wollte das schon länger tun, ich will dich."
Martín lehnte seinen Kopf gegen die kühle Wand hinter ihm.
Das war keine wirklich richtige Antwort auf seine Frage, aber für heute Nacht musste er sich wohl vorerst mit dieser Aussage zufrieden geben.