🌹away🌹

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Andrés war weg.

Er war nicht tot (das hätte Martín in den Nachrichten sicherlich nicht überhört), sondern befand sich jetzt gerade wahrscheinlich auf irgendeinem Containerschiff auf dem Weg zusammen mit Sergio und den anderen, die mit ihnen in der Bank gewesen waren, und dachte vermutlich an sein neues, zukünftiges Leben, während er mit seinen Komplizen Champagner trank.

Und Martín?
Er saß alleine auf Sizilien, verlassen von seinem besten Freund. Nein, von seiner großen Liebe.

Die Wut kochte wieder in ihm hoch, wenn er auch nur an diesen Tag vor einem halben Jahr im Kloster dachte, an dem Andrés ihn weggeschickt hatte.

"Verdammt!", schrie Martín und warf mit voller Wucht die Flasche Alkohol, die neben im auf dem Sofa gelegen hatte, gegen die gegenüberliegende Wand, wo sie in tausende Scherben zersplitterte.
"Verdammt, warum war ich nur so dumm?"

Er wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg, bevor er sich aufraffte, um sich aus der Küche eine neue Flasche Wein zu holen.

Martín beugte sich hinunter zu dem kleinen Kühlschrank und nahm eine volle Flasche heraus, die er noch im Gehen öffnete und einen großen Schluck daraus trank.

Seit fünf Tagen tat er schon nichts anderes mehr, seitdem er realisiert hatte, wie egal er Andrés offenbar war.

Er ließ sich wieder auf das Sofa fallen.

Von draußen hörte er die Autos auf der Straße, die Menschen und ... ein Klopfen an seiner Tür?

Bildete er sich das wegen des Alkohols schon ein?

Nein, da war es wieder.

Martín war plötzlich hellwach und sprang auf, um aus einer Schachtel in seinem Schrank seine Pistole zu holen. Sicher war sicher.

Er öffnete die Wohnungstür einen winzigen Spalt breit, um sicher zu stellen, dass es nicht die Polizei war, doch als er seinen Besucher erkannte, riss er die Tür ganz auf.

"Andrés?!", rief Martín verwundert.

Vielleicht träume ich ja nur, dachte er sich. Oder vielleicht liegt es auch einfach daran, dass ich zu viel getrunken habe und schon halluziniere.

"Shh, schrei nicht so rum!", zischte sein Besucher und drängte sich an Martín vorbei in die Wohnung, wo er sich erstmal umschaute, bevor er den Alkohol nahm und einfach in der Küche in die Spüle ausschüttete, bevor er weiter ins Schlafzimmer lief und dort begann, Martíns Sachen zu packen.

"Andrés, was soll das-"

"Wir haben nicht viel Zeit, wenn wir das Schiff nach Casablanca bekommen wollen."

"Was?"

"Glaubst du wirklich, ich lasse dich alleine?"

"Im Kloster-"

"Das war einfach so verdammt dumm von mir, ich weiß nicht, was ich gedacht habe. Es tut mir leid, Martín."

Dieser nickte nur wie hypnotisiert, denn er konnte es immer noch nicht glauben.

"Hier. Zieh dich um. Du kannst wohl kaum im Pyjama durch die Stadt zum Hafen rennen. Oder soll ich das für dich machen, wenn du zu betrunken dafür bist?", meinte Andrés grinsend.

"Nein, ich-"

Schnell warf Andrés ihm Kleidung zu, die er auffing und anzog, während sein Freund aus der Küche noch Essen einpackte.

"Kannst du rennen?", wollte Andrés wissen.

"Äh, ja - Andrés, warte!", sagte Martín, bevor sein Freund die Wohnung hätte verlassen können.
"Ist das alles hier echt oder träume ich es nur?"

"Natürlich ist das echt, oder sehe ich aus, als wäre ich ein Geist?"

Martín antwortete nicht, sondern ließ sich von Andrés aus der Wohnung ziehen.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die beiden den Hafen erreicht hatten, aber als die beiden das kleine Schiff erreicht hatten, traute Martín sich, seinem Freund eine Frage zu stellen.

"Andrés?"

"Ja?"

"Warum bist du das Risiko eingegangen und hier her gekommen, wenn du jetzt schon in der Karibik sein könntest?"

"Weil ich dich liebe, Martín. Weil ich dich liebe", entgegnete Andrés glücklich, während das Boot ablegte.




Wir ignorieren mal bitte kurz, dass ich eigentlich ein Ende schreiben wollte, in dem Martín das alles nur geträumt hat, aufwacht (weil er vor dem Fernseher eingeschlafen ist) und in den Nachrichten überall Andrés' Tod kommt💁🏼‍♀️🥴



🥀[Belermo Oneshots]🥀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt