"Wisst ihr, vielleicht hat es mir damals auch die Augen geöffnet", erzählte Andrés fröhlich, dann griff er nochmal zur Tequilaflasche und schenkte sich Alkohol nach, bevor er weiter redete, aber erst, nachdem er nach Martíns Hand gegriffen hatte und sie glücklich festhielt.
"Ich meine, ich habe noch nie etwas getan, was sich so richtig angefühlt hat."Sergio lächelte den beiden ebenfalls glücklich an, auch wenn in seinem Lächeln etwas trauriges lag.
Ob es an dem vielen Alkohol lag, den sie alle schon intus hatten oder an der Tatsache, dass ihm gerade etwas trauriges bewusst geworden war, war ihm selber wohl auch nicht so ganz klar."Was ist, hm? Du siehst aus, als würdest du gerade auf unserer Beerdigung und nicht auf unserer Hochzeit sitzen, hermanito", meinte Andrés lächelnd, doch als Sergio nichts darauf antwortete, verflog sein Grinsen sofort, denn er hatte realisiert, warum sein kleiner Bruder auf einmal so traurig geworden war.
"Ach, Sergio."Er wechselte einen kurzen Blick mit Martín, der ihm aufmunternd zulächelte.
"Weißt du, ich habe jetzt die besten drei Jahre meines Lebens vor mir. Mit den zwei Menschen, die mir am meisten bedeuten. Mit meinem Bruder und ... naja ... der Liebe meines Lebens."
Andrés gab Martín einen kurzen, sanften Kuss auf die Wange, bevor er wieder versuchte, seinen Bruder aufzuheitern.
"Ich weiß, es wird sich jetzt nicht nachdem anhören, was du erwartet hast, Sergio, aber die Ärzte haben eine neue Medizin entwickelt. Sie heilt zwar nur neun von zehn Patienten, aber warum sollte ich es nicht zumindest ausprobieren, hm? Wie ihr wisst hatte ich fast immer in meinem Leben unheimliches Glück ... ich habe den schlausten kleinen Bruder, den man sich vorstellen kann, und den besten Partner, den man sich wünschen kann."
Sie alle schwiegen einen Moment, und hörten den Gesängen der Mönche zu, die von der Mitternachtsmesse in der Kirche, zu der sie sich vorhin verabschiedet hatten, selbst noch hier im Innenhof zu hören waren, aber nach einigen Sekunden riss sich Andrés wieder zusammen und stand auf.
"Also, da das hier heute wie gesagt noch nicht meine Beerdigung ist, möchte ich, dass wir mindestens heute Nacht alle zusammen glücklich sind", meinte er und zog Martín ebenfalls vom Stuhl, und schließlich schaffte er es auch noch, seinen Bruder zu ermutigen, noch ein wenig mit ihnen zu tanzen.
Andrés zog Martín in die Arme und küsste ihn kurz, bevor er nochmal seine Hand in Richtung der Kerzen hielt, um noch einmal seinen neuen Ehering im Licht zu betrachten.
"Bis das der Tod euch scheidet", wiederholte Andrés die Worte des Priesters. "Passt doch ganz gut, findest du nicht?"
"Andrés, bitte!", zischte Martín leicht genervt, doch lange konnte er seinem Mann nicht böse sein, da dieser begann, gut gelaunt Ti amo zu summen und so bereits seine Sorgen wieder vertrieb.
Zumindest für heute Nacht.