🥀Reue🥀

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Es war kalt und dunkel, als Andrés wieder zurück in ins Kloster kam.

Überall auf dem Fußboden lagen die ganzen Pläne und Skizzen verteilt, die Kiste mit den Pistolen stand nicht mehr an ihrem eigentlichen Platz und das Modell der Bank von Spanien war mit einem weißen Tuch abgedeckt worden.

"Martín?"

Niemand antwortete ihm.
Natürlich nicht, was hatte er denn erwartet?
Dass sein Freund freudestrahlend aus dem angrenzenden Zimmer sprang, um ihn zu begrüßen und zu fragen, wie das Abendessen mit Tatiana gewesen war?

Er selbst hatte Martín ja schließlich vorhin weggeschickt, und das nicht gerade sehr freundlich.

Beim Gedanken daran, wie Martín ihn angefleht und geweint hatte, spürte Andrés, wie Wut in ihm hochkochte. Wut auf sich selber.

Aber war es nicht vielleicht doch die richtige Entscheidung, zuerst seinen besten Freund und später beim Abendessen dann auch Tatiana fort zu schicken?

Immerhin gingen die beiden dann mit einer guten Erinnerung an ihn und mussten nicht mitansehen, wie er immer schwacher und kranker wurde.

Andrés kickte mit seinem Fuß ein zusammengeknülltes Stück Papier weg, als er zum Kleiderständer ging, um seinen Mantel aufzuhängen.

Martín war offensichtlich wirklich schon weg, denn seine Jacke fehlte und auch sonst waren seine restlichen Sachen verschwunden.

Andrés begann zu zittern, sobald er sich in einen Sessel fallen ließ.

Nicht wegen seiner Krankheit, sondern weil ihm kalt war.

Mit Martín und Tatiana war es im Kloster immer lebendig und warm gewesen, doch jetzt war Andrés alleine. Naja, nicht so ganz alleine, denn er hatte ja schließlich noch seinen kleinen Bruder Sergio, aber trotzdem fühlte es sich an, als wäre gerade die gesamte Welt für ihn zusammengebrochen.

Andrés' Blick fiel auf ein Foto, das auf den Boden gefallen war.

Er hob es auf und nahm es aus dem zerbrochenen Rahmen.

Es zeigte ihn und Martín im Innenhof des Klosters, an irgendeinem Tag im Sommer.

Er hat dich geliebt, mehr als alles andere auf der Welt, flüsterte eine Stimme in seinem Inneren, und du warst zu blind und egoistisch um das zu erkennen.

Andrés begann zu weinen.
Aus Wut. Aus Trauer. Aus Reue.

Mit voller Wucht schleuderte er das Bild gegen die gegenüberliegende Wand, wo der Bilderrahmen und das Glas zerbrach.

Am liebsten würde er jetzt zu Martín gehen, ihm sagen, wie leid es ihm tat, und anschließend um eine zweite Chance betteln, aber Andrés hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wo sich sein Freund nun aufhalten würde.

Langsam stand er auf und begann, die ganzen Pläne, die Martín vorher aus Wut überall herumgeschmissen hatte, aufzusammeln.

Vielleicht half es ja etwas, den Schmerz zu verdrängen, wenn ihn hier nichts mehr an seinen Freund erinnerte.

Plötzlich hielt Andrés inne, denn ihm war gerade eine Sache bewusst geworden.

Er liebte ihn. Er liebte Martín, und die ganze Aktion mit dem Kuss hatte alles nur noch schlimmer gemacht.

Wieder brauchte Andrés einen Moment um durchzuatmen, also setzte er sich kurz vor den Tisch mit dem Modell der Bank und schloss die Augen.

Er spürte die Tränen auf seinen Wangen, das Zittern seiner Hände, die Kopfschmerzen, die er bekam, wenn er nur noch weiter über Martín nachdachte.

Jemand öffnete die Tür.

Vermutlich einer der Mönche, der den Lärm des zerbrechenden Bildes gehört und beschlossen hatte, nach ihm zu sehen.

Obwohl Andrés am liebsten seine Augen geschlossen gehalten hätte, öffnete er sie für einen Augenblick - und erschrak.

Martín kam gerade den langen Gang entlang zur Kapelle gelaufen.

Ik dass ist ein kürzerer Oneshot, also soll ich eventuell eine Fortsetzung schreiben?😅

🥀[Belermo Oneshots]🥀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt